Brände Hauptursache für Totalverluste
Unglück auf der Nordsee: Wie gefährlich sind Brände bei E-Autos?
Ein Autofrachter hat in der Nordsee Feuer gefangen – Brandursache ist vermutlich ein Elektroauto. In ihrer aktuellen Schifffahrtsstudie warnt die Allianz vor einem steigenden Risiko.
Ameland – Auf der Nordsee brennt es: Ein mit rund 3000 Autos beladenes Frachtschiff hat in der Nacht zum Mittwoch (26. Juli 2023) vor der niederländischen Wattenmeer-Insel Ameland Feuer gefangen. Dabei ist ein Besatzungsmitglied ums Leben gekommen, mehrere weitere wurden verletzt. Ursache war laut der Küstenwache vermutlich ein in Brand geratenes Elektroauto.
Brandursache Elektroauto? Besatzung konnte Feuer nicht löschen
Demnach versuchte die Besatzung noch, das Feuer selbst zu löschen. Das sei jedoch fehlgeschlagen, daraufhin seien die 23 Besatzungsmitglieder mit Hubschraubern und Schiffen von Bord geholt worden. Nach Angaben der Küstenwache wurden noch Spezialkräfte aus Rotterdam per Hubschrauber zum Löschen des Brands zu dem Frachter geflogen. Doch breitete sich das Feuer so rasch aus, dass sie nicht mehr an Bord konnten. Nun ist die Sorge vor einem Ölunfall groß, der auch Folgen für die deutsche Nordseeküste haben könnte.
Tatsächlich sind brennende Elektroautos ein großes Sicherheitsproblem – vor allem auf hoher See. Wie der Münchner Versicherer Allianz in seiner aktuellen Schifffahrtsstudie betont, waren Brände im vergangenen Jahr die Hauptursache für Totalverluste bei Schiffen. Und das Risiko für Brände steigt weiter, so die Allianz, da nun mehr Elektrofahrzeuge und sonstige batteriebetriebene Güter transportiert werden.
Experte spricht von Schäden in Milliardenhöhe – Reederei zieht Konsequenzen
Im Gespräch mit Ippen.Media erklärt Justus Heinrich, Leiter der Schiffs- und Transportversicherung in der CEE-Region, die Thematik genauer: „Lithium-Ionen-Akkus sind eine wichtige Energiequelle und an sich nicht das Problem, weil sie grundsätzlich nicht häufiger brennen als andere Güter. Nur wenn sie sich entzünden, sind sie schwieriger zu löschen“, betont der Allianz-Experte.
Man habe nur ein kurzes Zeitfenster, in dem man sehr schnell reagieren müsse, um den Brand noch unter Kontrolle zu bekommen, so Heinrich. Wenn es bei den Löschversuchen zu Problemen komme, weil beispielsweise erst der Weg freigeräumt werden muss, verstreiche wertvolle Zeit. Wenn der Brand dann weiter um sich greife, drohe nicht nur die Ladung Schaden zu nehmen, sondern der komplette Schiffsverlust. „Hinzu kommen Rettungs- und Umladungskosten. Bei einem großen Containerschiff kann der Schaden schlimmstenfalls Milliardenhöhe erreichen“, erklärt der Experte.
Eine Reederei aus Norwegen hat wegen der Brandgefahr schon massive Konsequenzen gezogen. Havila Kystruten hat zu Jahresbeginn den Transport von E-Autos auf ihren Schiffen gestoppt, berichtet die Tagesschau. Das Verbot sei das Ergebnis einer „Sicherheitsbewertung“.
Brände bei Elektroautos: Wie sicher ist die Technologie für Fahrer?
Elektroauto-Fahrer müssen sich allerdings nicht sorgen: Laut Feuerwehr sind Fahrzeugbrände bei E-Autos nicht risikoreicher als bei Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren, berichtet der MDR. Aktuell gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Elektroautos mit oder ohne Unfalleinwirkung eher zum Brennen neigen als Autos mit Verbrennungsmotor, sagt auch der ADAC.
Nur das Löschen im Brandfall ist für die Feuerwehren eine Herausforderung, da ein Batteriebrand in einem Elektroauto mit viel Wasser bekämpft werden muss. Gleichzeitig ist es aber schwer, das rettende Nass in der geforderten Menge zur tief verbauten Batterie zu leiten.
Die Feuerwehr appelliert wegen Brandgefahr bei E-Autos: „Hersteller müssten verpflichtet werden.“
Mit Material der AFP und dpa