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E-Mobilität

Gewinn-Warnungen bei VW, BMW und Mercedes: Was ist mit den Milliarden-Investitionen passiert?

Die heimische Automobilindustrie investiert Milliarden Euro, um wettbewerbsfähig zu sein. Doch die Ergebnisse scheinen dies nicht zu rechtfertigen.

München – Nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) investieren die Hersteller und Zulieferer der deutschen Automobilindustrie von 2022 bis 2026 mehr als 220 Milliarden Euro allein in die Elektromobilität inklusive Batterietechnik, Digitalisierung und weitere Forschungsfelder. Hinzu kommen Investitionen in die klassische Verbrennungstechnik. Doch Erfolgsmeldungen bleiben aus.

Gewinnwarnungen von VW, BMW und Mercedes: Nicht nur der Umstieg auf Elektromobilität ist schuld daran

Im Gegenteil, schlechte Nachrichten kommen von BMW, Volkswagen und Mercedes, aber auch von ausländischen Herstellern wie Stellantis. VW muss sparen, es drohen sogar Werksschließungen. Bei BMW und Mercedes sind die Verkaufszahlen im dritten Quartal 2024 eingebrochen. Die drei großen heimischen Autobauer haben Gewinnwarnungen herausgegeben. Italiens Autoindustrie steht gar vor dem Kollaps.

Für die Krise der europäischen Autoindustrie wird oft der Wandel zur Elektromobilität verantwortlich gemacht: Die Politik, die plötzlich Subventionen streicht und um das Ende des Verbrennungsmotors ringt, Hersteller aus China, die billigere Elektroautos bauen, Verbraucher, die keine Stromer kaufen wollen. Doch das ist zu kurz gedacht.

Die europäische Autoindustrie steckt in der Krise.

Gewinnwarnungen von VW, BMW und Mercedes: Hohe Gehaltsniveau ist ein schwerer Rucksack für die Hersteller

Die Hersteller in Europa stehen vor Herausforderungen, die es schon länger gibt. Sie wurden vor allem durch das gute Geschäft in China überdeckt, sind aber in der Krise nicht mehr zu übersehen. Dazu gehören schlecht ausgelastete Fabriken. So waren nach einer Analyse von Marklines und der Fachzeitschrift Automobilwoche die Mercedes-Werke in Sindelfingen und Rastatt im Jahr 2023 nur zu rund 63 beziehungsweise knapp 69 Prozent ausgelastet. Im VW-Stammwerk Wolfsburg waren es sogar nur 56 Prozent, in Dresden 30 Prozent. Das ist zu wenig, um - wenn überhaupt - Gewinne zu erwirtschaften.

Gut ausgelastete Werke sind auch notwendig, um die hohen Löhne zahlen zu können. Laut dem Gehaltsreport 2023 der Wirtschaftswoche liegt die deutsche Automobilindustrie mit einem Mediangehalt von 52.284 Euro im Jahr im Branchenvergleich auf Platz fünf. Nur im Bankensektor (57.631 Euro), in der Luft- und Raumfahrtindustrie (56.153 Euro), in der Pharmabranche (54.822 Euro) und bei Versicherungen (53.852 Euro) wird mehr verdient. Das ist nicht nur in Deutschland so. Im Vergleich zu einem europäischen Elektroauto liegen die Herstellungskosten in China laut einer Studie von Alix Partners um rund 35 Prozent niedriger, insbesondere bei der Batterie.

Gewinnwarnungen von VW, BMW und Mercedes: Deckungsbeitrag kann nicht mehr erwirtschaftet werden

Die hohen Lohnkosten schlagen sich nicht nur in der Produktion nieder, sondern auch in der personalintensiven Entwicklung. Gerade bei neuen Technologien wie dem Elektroauto brauchen Entwicklungsingenieure oder Softwareentwickler mehr Zeit. Hinzu kommen Aufwendungen für das Design, die Einbindung von Zulieferern oder das Marketing. So kann es mehrere Milliarden Euro kosten, bis ein neues Modell beim Händler steht.

Von Audi bis Jaguar: Diese Autos wurden 2024 bereits eingestellt

Renault Megane in Blau
Renault Mégane: Seit knapp 30 Jahren bauen die Franzosen den Kompaktwagen. Er ist damit ein absoluter Dauerbrenner. Doch für den Verbrenner ist nun Schluss! Die elektrische Version mit dem Namenszusatz E-Tech darf jedoch weiterleben. © Renault
Ein Renault Zoe.
Renault Zoe: Obwohl der Kleinwagen rein elektrisch unterwegs ist, sind seine Tage nach knapp zehn Jahren gezählt. Damals war der Zoe eines der ersten elektrischen Massenmodelle. In seine Fußstapfen tritt Ende des Jahres der 5. Damit verabschiedet Renault ein Modell und holt den Namen eines anderen sehr erfolgreichen Pkw wieder zurück. © Renault
Kia e-Soul.
Kia e-Soul: Und auch ein weiterer Wegbereiter der Elektromobilität verschwindet vom deutschen Markt. Und auch hier füllt ein anderes Modell die Lücke. Der Kia EV3 soll den e-Soul beerben. Die Gründe liegen auf der Hand: Der EV3 ist günstiger und bietet mehr Leistung als der e-Soul. Mit der veralteten Technologie und dem unkonventionellen Design war der e-Soul in Deutschland nie besonders beliebt. 2023 wurden lediglich 556 Einheiten in Deutschland verkauft. © Kia
Smart ForTwo EQ.
Smart ForTwo EQ: Der Abschied des Kleinstwagen kommt alles andere als unvorbereitet. Er ist die Folge der Neuausrichtung der Marke an sich. Nach 25 Jahren ist seit Ende März endgültig Schluss. Ein neuer Zweisitzer ist aber in Planung und könnte 2026 auf den Markt kommen. © Mercedes-Benz
Mitsubishi Space Star.
Mitsubishi Space Star: Mit dem Japaner stirbt ein weiterer Kleinwagen den Modelltod. Mitsubishi begründet das Aus des Space Star mit steigenden Anforderungen an Assistenzsysteme und Cybersicherheit. © Mitsubishi
Volvo S60
Volvo S60: Ein kompletter Abschied ist das eigentlich nicht. Denn der S60 soll ab 2025 in China und der Türkei weiter angeboten und gebaut werden. In Deutschland ist er dann jedoch nicht mehr erhältlich. Der Kombi V60 hingegen vermutlich schon. © Volvo
Ein Peugeot 508 Hybrid lädt an einer Wallbox
Peugeot 508: Und auch bei den Franzosen muss ein Mittelklassemodell gehen. Mit dem 508 trat Peugeot gegen den VW Passat und den Audi A4 an. Anfang 2023 spendierte man dem 508 noch einmal ein Facelift. Hier erwischt es neben der Limousine aber auch den Kombi. Diese gibt es schon jetzt nur noch als Plug-in-Hybride. Ende des Jahres ist dann Schluss. © Peugeot
Maserati Levante
Maserati Levante: Im Jahr 2016 war der Levante der erste SUV der Nobelmarke aus Italien. Sieben Jahre später heißt es frei nach Andrea Bocelli: Time to say Goodbye. Die Produktion lief bereits im März aus. Einen Nachfolger soll es ab 2027 geben. Natürlich rein elektrisch! © Maserati
Ein Jaguar F-Type.
Jaguar F-Type: Mit einem finalen Sondermodell schicken die Briten den Sportwagen in seinen wohlverdienten Ruhestand. Das letzte Exemplar wird im Markenmuseum ausgestellt. Doch auch andere Modellreihen werden nur noch abverkauft. Jaguar stellt nämlich konsequent auf Elektro um und verkauft vorerst keine Neuwagen mehr. © Jaguar
Audi R8
Audi R8: Sportwagen kann man auch in Ingolstadt. Das hat Audi mehrfach beweisen und mit dem R8 im GT-Bereich zahlreiche Rennen und Titel gewonnen. Und auch auf der normalen Straße war der Sportwagen eine Ikone. Im März 2024 verließen die letzten Exemplare die Manufaktur Böllinger Höfe in Heilbronn. Insgesamt wurde der R8 seit 2006 45.949 Mal gebaut.  © Audi

Sind die Investitionen in neue Produktionsanlagen und Technologien besonders hoch und bleibt der Absatz hinter den Erwartungen zurück, stimmt der Deckungsbeitrag, also der Betrag zur Deckung der Fixkosten wie Personal oder Miete, nicht mehr. Das wiederum kann dazu führen, dass die Hersteller ihre Autos mit entsprechenden Subventionen in den Markt drücken, womit Händler und Hersteller aber gar kein Geld mehr verdienen.

Gewinnwarnungen von VW, BMW und Mercedes: Auch Verband sieht das Problem

Auch die VDA-Präsidentin Hildegard Müller hat die zu hohen Produktionskosten in Deutschland kritisiert. „Das Problem ist, dass wir in Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Autos produzieren können“, sagte sie Anfang September dem Sender NDR Info. Als Gründe nannte sie neben den im internationalen Vergleich hohen Arbeitskosten vor allem die Energie- und Bürokratiekosten.

Müller betonte, die Autoindustrie investiere „gewaltige Summen“ in den Umbau zur E-Mobilität. Noch sei Deutschland nach China der zweitgrößte Produzent von Elektroautos weltweit. Doch „wenn man beklagt, dass hier keine kleinen günstigen Autos gebaut werden, dann hat das auch mit den Standortfaktoren zu tun“.

Rubriklistenbild: © Jan Woitas/dpa

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