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Direktinvestitionen sinken

Aus einem bestimmten Grund: Ausländische Unternehmen lassen Deutschland im Regen stehen

Ausländische Investoren ziehen sich immer mehr aus Deutschland zurück, wie eine Analyse zeigt. Grund dürften die Energiepreise sein.

Frankfurt – Ausländische Direktinvestitionen (ADI) bieten Unternehmen die Möglichkeit, weltweit neue Absatzmärkte zu erschließen. Dabei handelt es sich um langfristige Investitionen, mit denen Betriebe in anderen Wirtschaftsgebieten Bindungen aufbauen und auf diese Weise Einfluss nehmen. Zu ihnen werden mitunter Unternehmensfusionen, -käufe und -beteiligungen gezählt, aber auch Kredite an ausländische Tochtergesellschaften oder Geldflüsse zur Unternehmensgründung im Ausland.

Im Umkehrschluss sind Direktinvestitionen internationaler Unternehmen aber natürlich auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland von großer Bedeutung. Eine neue Analyse der Bundesbank zeigt nun: Um ausländische Direktinvestitionen hierzulande ist es aktuell jedoch nicht gut bestellt

Ausländische Direktinvestitionen nach Deutschland gehen deutlich zurück – „Strukturbruch“ im Jahr 2022

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) ausgehend von einer Analyse der Bundesbank zum am Dienstag, 22. Oktober, veröffentlichten Monatsbericht meldete, sind ausländische Direktinvestitionen in Deutschland seit dem Jahr 2022 „deutlich zurückgegangen“. Jener Einschnitt in diesem Jahr komme einem bedeutenden „Strukturbruch“ des Investitionsinteresses ausländischer Unternehmen gleich.

Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main

„Zusätzliches Beteiligungskapital aus anderen Ländern des Euroraums wurde seit Ende 2021 per saldo kaum noch bereitgestellt“, schrieben die Autoren in ihrem Bericht. Zwar seien Zuflüsse aus Drittländern immer noch positiv, „haben sich aber im Vergleich zu den Jahren zwischen Ende 2019 und Ende 2021 signifikant abgeflacht.“ Zugleich aber betonten die Bundesbank-Analysten: „Eine gänzliche Abkehr internationaler Investoren von Deutschland kann aus den vorliegenden Zahlen nicht abgelesen werden.“ 

Frankreich und Spanien ziehen deutlich mehr ausländische Direktinvestoren an als Deutschland

Dem Bericht zufolge hätten ausländische Anleger im Zeitraum von 2020 bis Juni 2024 kumuliert ein Beteiligungskapital in Höhe von 163 Milliarden Euro in Deutschland investiert. Dabei handelte es sich mehrheitlich um Investitionen aus Ländern außerhalb des Euroraums – sie investierten in diesem Zeitraum rund 104 Milliarden Euro. Mit umgerechnet rund 56 Milliarden Euro investierten Unternehmen aus den USA am meisten. Auf sie folgen Investoren aus den Niederlanden (etwa 35 Mrd. Euro) und dem Vereinigten Königreich (etwa 17 Milliarden Euro Euro).

Während ausländische Unternehmen 2022 und 2021 rund 100 Milliarden Euro Beteiligungskapital in Deutschland investiert hätten, seien bis Mitte 2024 nur noch etwas über 62 Milliarden Euro an Beteiligungskapital zugeflossen. In ihrer Analyse verwiesen die Bundesbank-Autoren im Besonderen darauf, dass Direktinvestitionen aus Großbritannien infolge des Brexit-Beschlusses „merklich an Bedeutung verloren“ haben.

Wie die Bundesbank-Experten in ihrer Analyse außerdem resümieren, verliert Deutschland mit dem Rückgang ausländischer Investitionen auch im Vergleich mit anderen europäischen Industrienationen an Boden. Und dort insbesondere gegenüber Frankreich und Spanien, betonen sie. Beide Länder seien zuletzt deutlich erfolgreicher gewesen, ausländische Investoren anzuziehen. Dem Bericht nach kommt Spanien im Jahr 2024 auf kumulierte ausländische Direktinvestitionen, die mehr als acht Prozent des spanischen BIP ausmachen. In Frankreich liegt der Anteil bei fast sechs Prozent, in Deutschland bei unter vier Prozent.

Anstieg deutscher Energiepreise ab 2022 ließ ausländische Investoren zögern

Zwar weisen die Experten darauf hin, dass sich die Gründe für die verminderten ausländischen Direktinvestitionen nach Deutschland seit 2022 bislang „noch nicht mit Gewissheit identifizieren“ lassen. Jedoch könnten ihnen zufolge die hohen Energiepreise hierzulande eine tragende Rolle dabei spielen.

Augenscheinlich ist aber in jedem Fall, dass der Rückgang ausländischer Direktinvestitionen ab 2022 also mit dem Zeitpunkt zusammenfällt, von dem an auch die Industrieproduktion in Deutschland stagnierte. Wie die Bundesbank in ihrer Analyse hinweist, brach die Industrieproduktion in energieintensiven Wirtschaftszweigen durch den Anstieg der Energiepreise sogar stark ein. Allein 2022 sank sie insgesamt um rund 15 Prozent - ein Trend, der bis Ende 2023 anhielt und das gesamte Niveau um rund 20 Prozent herunterriss.

Wegen hoher Energiepreise im eigenen Land stiegen deutsche Direktinvestitionen in den USA

Die in Deutschland stark gestiegenen Energiepreise führten jedoch nicht nur zu einem Rückgang des Invesititionsinteresses aus dem Ausland. Sie zogen auch nach sich, dass deutsche Unternehmen zwischen Ende 2020 und Ende 2022 besonders stark in energieintensive Wirtschaftsbereiche in den USA investierten: Lagen Investitionen in diesem Bereich 2020 noch bei rund 45 Milliarden Euro, stiegen sie bis Ende 2022 auf etwa 70 Milliarden Euro.

Mit neuen Direktinvestitionen in China hielten sich deutsche Unternehmen den Zahlungsbilanzdaten zufolge zuletzt eher zurück. Ein Faktor hierfür dürfte den Bundesbank-Analysten auch darin liegen, dass sich das chinesische Wirtschaftswachstum zuletzt merklich abkühlte. 

Zum intensiven internationalen Standortwettbewerb um ausländische Investitionen resümieren die Bundesbank-Experten im Bericht: „Hier müssen Deutschland und Europa in den kommenden Jahren beweisen, dass sie international weiterhin wettbewerbsfähig und in der Lage sind, ausländisches Kapital anzuziehen.“ (fh)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Hannelore Förster

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