Verluste in Milliardenhöhe
Chinesisches Start-up DeepSeek erschüttert den US-Markt – droht ein KI-Börsen-Beben?
DeepSeek R1 aus China bietet leistungsstarke KI zu einem Bruchteil der Kosten. Dies löst Kursrückgänge im US-Tech-Sektor aus – Nvidias Marktwert fiel um rund 600 Milliarden Dollar.
Peking – Ein neues Modell für Künstliche Intelligenz (KI) aus China sorgte am Technologie-Aktienmarkt für Aufregung. Das erst ein Jahr alte chinesische Start-up DeepSeek veröffentlichte kürzlich das KI-Modell DeepSeek R1, das mit den besten weitweit Chatbots der US-Tech Unternehmen vergleichbar sein soll – und das zu einem Bruchteil der Kosten. Dies hat eine Diskussion darüber angestoßen, wie kosten- und energieintensiv die Ressourcen für KI wirklich sein müssen. Während manche Anleger die Folgen der Wettbewerbsfähigkeit der USA fürchten, warnen Experten vor zu viel Sorge.
DeepSeek R1 verspricht gleiche Leistung wie OpenAI bei gleichzeitig geringeren Kosten
DeepSeek R1 sorgt aktuell für intensive Diskussionen über die Notwendigkeit hoher Kapitalaufwendungen im Sektor, um leistungsstarke KI-Beschleuniger wie die des US-Chipherstellers Nvidia zu erwerben. Laut dem Unternehmen kommt R1 an die neuesten Modelle von OpenAI heran – und das bei nur einem Bruchteil der Kosten des US-Unternehmens.
„DeepSeek zeigt, dass es möglich ist, leistungsstarke KI-Modelle zu entwickeln, die weniger kosten“, äußerte Vey-Sern Ling, Geschäftsführer bei Union Bancaire Privée, gegenüber Bloomberg. Erst am 23. Januar hatte US-Präsident Donald Trump eine Investition von „mindestens 500 Milliarden Dollar“ in den KI-Sektor im Rahmen des Projekts „Stargate“ angekündigt.
Die mobile App des kostenlosen Open-Source-Modells erreichte kurz nach ihrer Veröffentlichung Anfang Januar die Spitze der iPhone-Download-Charts in den USA. Insgesamt wurde DeepSeek bis zum 25. Januar 1,6 Millionen Mal heruntergeladen. Der Chef des KI-gesteuerten quantitativen Hedgefonds High-Flyer, Liang Wenfeng, hatte DeepSeek im Jahr 2023 gegründet.
KI-Durchbruch trotz US-Exportbeschränkungen nach China
DeepSeek schaffte den Durchbruch trotz Exportbeschränkungen für High-End-Technologien wie GPU-Halbleiter aus den USA nach China. Die Beschränkungen sollten den chinesischen Fortschritt im KI-Sektor bremsen. „Offenbar erkennt man langsam, dass China nicht untätig herumsitzt, auch wenn Investitionsbeschränkungen für Technologieunternehmen eingeführt wurden“, kommentiert Mitul Kotecha von der britischen Großbank Barclays in der Financial Times.
Dank der geringen Kosten hat DeepSeek bereits dazu beigetragen, die Ausgaben für KI-Entwickler in China zu senken, wie Bloomberg berichtete. Unklar sei jedoch, auf wie viel fortschrittliche KI-Trainingshardware das Modell Zugriff hatte.
Nicht nur US-Tech-Börse strauchelt, auch deutsche KI-Unternehmen stecken Verluste ein
Sinkende Kurse an der Nasdaq und bei Chipherstellern wie Nvidia bestätigen Befürchtungen, dass die US-Dominanz „in Gefahr“ sei, sollte es China mit DeepSeek gelingen, sich „nachhaltig im Markt der Künstlichen Intelligenz zu positionieren“, wie Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, in der Bild äußerte. Rund 600 Milliarden Dollar an Marktwert verlor Nvidia am Montag, die Aktie stürzte um 17 Prozent. Das US-Halbleiterunternehmen Broadcom verzeichnete ebenfalls Verluste von etwa 17 Prozent und stürzte auf rund 200 Dollar ab. Der Guardian meldete, die US-Tech-Giganten verloren am Montag fast 100 Milliarden Dollar an Vermögen durch die Kursstürze.
Auch Halbleiter-Hersteller an der deutschen Börse mussten am Montag Verluste hinnehmen. Die Kurse von Suss MicroTec, mit Sitz in Garching bei München, fielen zeitweise um rund zehn Prozent, sowie Infineon um etwa vier Prozent. Chinesische Firmen, die in Verbindung mit DeepSeek stehen, wie das Tech-Unternehmen iFlytek, legten hingegen zu.
Als Gewinner an der US-Börse gilt das Apple, dessen Aktien am Montag um rund drei Prozent gestiegen sind und damit Nvidia als Marktführer mit dem größten Marktwert verdrängt hat. Im Wettkampf um KI-Technologien hatte sich das Unternehmen im Vergleich zu Konkurrenten wie Meta und OpenAI eher „zurückhaltend“ gezeigt, so die Analysten von Morgan Stanley im Forbes.
Kursverluste an der Börse kein „Weltuntergangszenario“: Experten raten von Panik ab
Experten warnen jedoch vor übermäßiger Sorge um den Verlust von Amerikas KI-Dominanz, die laut Stacy Rasgon von Bernstein Research auf einem „Missverständnis bezüglich der Kosten“ beruhe, wie finanzen.net berichtet. „Das Weltuntergangsszenario, das derzeit im Twitter-Universum verbreitet wird, erscheint übertrieben“, schreiben die Analysten des Hauses. Am Ende habe DeepSeek keine revolutionäre Technologie verwendet, die Preise seien jedoch unbestreitbar.
Die Diskussion dreht sich vor allem um die Frage, wie zukunftsfähig KI-Modelle sind, die einem einzelnen Unternehmen gehören, oder ob Open-Source-Ansätze, die öffentlich zugänglich sind, die bessere Alternative darstellen.
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