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Net-Zero bis 2050

Atomkraft wieder im Trend: Deutsches Nachbarland macht bei Atom-Verbot plötzlich die Kehrtwende

Die Schweiz erwägt, das 2017 beschlossene Verbot des Neubaus von Atomkraftwerken aufzuheben. Technologieoffenheit und Klimaziele sind die Hauptargumente. Der endgültige Entschluss hängt von der Entwicklung erneuerbarer Energien ab.

Zürich – In einem Volksentscheid im Jahr 2017 beschloss die Schweiz langfristig aus der Atomkraft auszusteigen. Der Bau neuer Kernkraftwerke wurde verboten, der Weiterbetrieb der damals noch fünf Atomkraftwerke (AKW), heute nur noch vier, bis zu ihrem Laufzeitende erlaubt. Nun erwägt die Schweizer Regierung, das Verbot des Neubaus von AKW aufzuheben. Begründet sei dies mit dem Ziel der Technologieoffenheit. Albert Rösti, Bundesrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP) und Energieminister, argumentiert mit notwendigen Alternativen zum Erreichen der Klimaziele.

Die Schweizer Regierung erwägt, das Verbot für den Neubau von Atomkraftwerken aufzuheben. Hier im Bild: das AKW in Leibstadt.

Aufheben des Verbots zum Neubau der AKW: Eine mögliche Alternative zum Erreichen der Klimaziele

„Das bestehende Neubauverbot für Kernkraftwerke ist mit dem Ziel der Technologieoffenheit nicht vereinbar und birgt darüber hinaus auch Risiken für den Rückbau bestehender Anlagen“, schreibt die Schweizer Regierung in einer Mitteilung. Im Jahr 2017 stimmte die Schweizer Bevölkerung in einer Volksabstimmung für ein neues Energiegesetz, das unter anderem den langfristigen Ausstieg aus der Atomenergie vorsieht. Mit diesem Entscheid wurde der Bau neuer Atomkraftwerke verboten, der Weiterbetrieb jedoch erstmal, anders als in Deutschland, erlaubt. Bis 2050 soll zudem die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden.

Laut Albert Rösti wurden bei der Entscheidung für das Energiegesetz in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung mehrere Annahmen getroffen, die heute nicht mehr zutreffen. „Es wäre unseriös, in der heutigen Zeit und in dieser turbulenten Welt ein Energiegesetz zu beschließen, das mehr als dreißig Jahre unverändert gelten soll“, sagte er im Interview. Beispielsweise sei die Annahme, dass in Europa immer genügend Strom zum Importieren verfügbar sei, unsicher geworden. Ebenso sei das Ziel, nur die Hälfte der fossilen Energieträger zu ersetzen, nicht ausreichend. „Deshalb müssten wir bis 2050 die fossile Energie ersetzen, also rund 60 Prozent der heutigen Energieträger“, erklärt Rösti. Es müsse daher eine Alternative wie die Atomkraft geben, falls der Ausbau erneuerbarer Energien nicht schnell genug voranschreite.

Keine neuen AKW in Planung - Gesetzesbeschluss kommt Ende des Jahres

In der Schweiz sind derzeit vier Atomkraftwerke in Betrieb, während eines seit 2019 stillgelegt ist. Im Jahr 2023 stammte ein Drittel der Schweizer Stromproduktion aus Atomenergie. Bis Ende des Jahres soll ein neuer Gesetzesvorschlag für das Energiegesetz ausgearbeitet werden, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet. Pläne für den Bau neuer Atomkraftwerke gibt es dabei bisher noch nicht; ein solcher Ausbau wäre zudem frühestens in etwa 15 Jahren denkbar. Laut Rösti sei ein neues Atomkraftwerk jedoch nicht erforderlich, sofern der Ausbau der erneuerbaren Energien rasch genug voranschreite.

Rubriklistenbild: © IMAGO/Andreas Haas

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