Inflation bei über 250 Prozent
Kampf gegen Monster-Inflation und Armut in Argentinien: Neuer Präsident schlägt radikalen Weg ein
Der rechtspopulistische und frisch gewählte Präsident Argentiniens hat mit einer kaum vergleichbar hohen Inflation zu kämpfen. Zur Unterstützung der Ärmsten erhöht seine Regierung nun den Mindestlohn deutlich.
Buenos Aires - In Argentinien hat die Regierung von Präsident Javier Milei nach gescheiterten Verhandlungen mit Verbänden und Gewerkschaften angeordnet, den Mindestlohn um 30 Prozent zu erhöhen. Noch im Februar soll er auf 180.000 Pesos (190 Euro) steigen, im März dann auf 202.000 Pesos (212 Euro), wie ein Regierungssprecher am Dienstag mitteilte.
Laut einer in dieser Woche veröffentlichten Studie der katholischen Universität von Argentinien leben 57 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsschwelle. Das ist der höchste Anteil seit der Einführung der Erhebung vor 22 Jahren. Zudem leidet das Land unter einer kaum vergleichbaren Mega-Inflation von über 250 Prozent, welche nicht nur der ärmeren Bevölkerung unglaublich zusetzt.
Milei selbstbewusst: „Ohne meine Maßnahmen sähe es viel schlechter aus“
Die vorherige Regierung hatte versucht, diese massive Inflation im Land mit künstlichen Preisbegrenzungen einzudämmen. Milei, seit Dezember im Amt, stellte dies ein, wertete die Landeswährung Peso um 50 Prozent ab und strich Subventionen für den öffentlichen Nahverkehr und Energie. „Die Zahl für sich genommen, isoliert, ist schrecklich. Sie ist es wirklich. Aber Sie müssen schauen, wo wir standen und wie der Trend ist“, sagte Milei vor rund einer Woche im nationalen Fernsehen.
Er sehe „keine Alternative zu einer Schocktherapie“ mit scharfen Sparmaßnahmen, sagte er bereits im Januar. Die Lage werde sich zunächst verschlechtern, bevor es wieder aufwärts gehe - innerhalb der nächsten zwei Jahre aber wolle er die Inflation besiegt haben, so Milei. Zudem sähe die Lage in Argentinien ohne ihn und seine Maßnahmen noch viel schlechter aus, erklärte der 53-Jährige selbstbewusst.
Der umtriebige Präsident brachte allein in diesem Monat hunderte Gesetzesänderungen per Dekret auf den Weg. Um die Staatsausgaben zu senken, sollten unter anderem tausende Stellen im öffentlichen Dienst gestrichen und dutzende öffentliche Unternehmen privatisiert werden. Doch die Pläne des rechtspopulistischen Milei wurden vorerst vom Parlament kassiert - über den weiteren Verlauf beraten nun die dortigen Ausschüsse. (lf, afp)