Bundesregierung teilt mit
Rentenalter steigt durch die Hintertür: Immer mehr Rentner arbeiten im Alter
Die Zahl der Berufstätigen zwischen 63 und 67 Jahren steigt. Laut der Linkspartei darf das nicht wegen einer zu niedrigen Rente geschehen. Eine Anfrage an die Bundesregierung legte die Details offen.
Berlin – Die Diskussion um ein höheres Renteneintrittsalter flaut nicht ab. Ökonomen halten es für notwendig, damit das Rentensystem in Deutschland nicht zusammenbricht, bei CDU und CSU steht die Erhöhung des Renteneintrittsalters im Grundsatzprogramm, Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) lehnt zumindest die Rente ab 69 entschieden ab. Dabei ist das Rentenalter bereits angestiegen – wenn auch durch die Hintertür.
| Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 63 und 67 | 1,67 Millionen (Bundesregierung) |
|---|---|
| Erhöhung des Renteneintrittsalters bis 2029 auf | 65 |
| Erwerbsbeteiligung zwischen 60 und 64 | 63 Prozent (Destatis 2022) |
| Rentenaufschlag bei Weiterarbeit im Rentenalter | 0,5 Prozent pro Monat |
Immer mehr Deutsche arbeiten im Rentenalter weiter
Und zwar äußert sich das in der steigenden Erwerbstätigkeit der Rentner. Immer mehr Deutsche gehen auch zwischen dem 63. und 67. Lebensjahr einer Beschäftigung nach. Zwischen 2020 und 2023 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten dieser Altersgruppe von 1,31 Millionen auf rund 1,67 Millionen. Das teilte die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag hin mit, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.
Matthias W. Birkwald, ein Rentenexperte der Linkspartei und verantwortlich für die Anfrage, wandte sich daraufhin gegen die Abschaffung der „Rente mit 63“. Darunter versteht man generell die abschlagsfreie Rente nach 45 Versicherungsjahren, da Menschen, die vor 1953 geboren waren, schon mit 63 Jahren ohne Abschläge in Rente gehen durften. Aktuell liegt die Altersgrenze dafür bei 64 Jahren und vier Monaten – für alle, die vor 1960 geboren sind. Jüngere Jahrgänge müssen sich bis 2029 auf eine Erhöhung des Renteneintrittsalters auf 65 Jahre einstellen.
Union spricht sich gegen Rente ab 63 aus
Dem gegenüber stehen zum Beispiel Deutschlands Arbeitgeber, die Union und verschiedene Politiker von Grünen und FDP. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, sagte noch im September dazu: „Wir können es uns nicht leisten, dass hauptsächlich eigentlich gesunde und gut verdienende Menschen mit 63 in Rente gehen.“ Und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) regte in einem Interview Anreize an, damit Menschen länger arbeiten wollen. Die Rente mit 63 betrachtete er als „Stilllegungsprämie für qualifizierte Beschäftigte“.
Die Union will die Rente, um sie finanzierbar zu halten, einer grundlegenden Reform unterziehen. Es spreche laut einem Entwurf „viel dafür, dass die Lebensarbeitszeit für diejenigen, die arbeiten können, steigen muss, und folglich die Regelaltersgrenze an die Lebenserwartung gekoppelt wird“. Für jedes Jahr der höheren Lebenserwartung sollen vier Monate mehr Arbeit den Renteneintritt verzögern. Im internationalen Vergleich ist Deutschland bereits „Spätzünder“ bei der Rente.
Renteneintrittsalter steigt bereits – passiv
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) offenlegte, hatte die Erwerbsbeteiligung von Deutschen, die eigentlich schon das Rentenalter erreicht hatten, in den letzten Jahren übermäßig stark zugenommen. In der Altersgruppe 60 bis 64 stieg ihr Anteil von 47 Prozent (2012) auf 63 Prozent (2022). Bei den 65- bis 69-Jährigen nahm der Anteil der Erwerbstätigen ebenfalls zu – von elf Prozent im Jahr 2012 auf 19 Prozent im Jahr 2022.
„Ständig hört man Forderungen über die Anhebung der Regelaltersgrenze, die Abschaffung der ‚Rente ab 63‘ oder einen ‚flexiblen Renteneintritt‘“, bemängelte Birkwald. Dabei würde die Beschäftigung im Alter auch ohne solche Eingriffe zunehmen. Statt der Politik sieht er die Arbeitgeber in der Pflicht, Beschäftigten eine gute Arbeit anzubieten. So würden sie die Möglichkeit des längeren Arbeitslebens eher freiwillig nutzen.
Arbeit über das Rentenalter hinaus verbessert die Rente
Arbeitnehmer, die auch mit dem Erreichen des regulären Rentenalters noch weiter im Job bleiben, können ihre spätere Rente erhöhen. Laut der Deutschen Rentenversicherung sorgt jede weitere Beitragszahlung für einen Aufschlag bei der Rente. Dafür müssen Rentner ihrem Arbeitgeber mitteilen, dass vom Gehalt Beiträge an die Rentenversicherung abfließen sollen. Ab dem Juli des Folgejahres erfolgt dann eine erhöhte Rentenzahlung.
Der Grundsatz dabei ist: Pro Monat zwischen dem Erreichen des regulären Rentenalters und dem Beginn der höheren Rente erhalten Arbeitnehmer einen Aufschlag in Höhe von 0,5 Prozent auf ihre Rente. Wer seinen Renteneintritt um ein Jahr verzögert, bekommt so sechs Prozent mehr. Darüber hinaus erhöhe sich die Rente zusätzlich um die weiter gezahlten Beiträge.
Mit Material von dpa
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