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Alpenrepublik

Bis zu 80 Prozent mehr: Warum Österreichs Senioren so viel mehr Rente kassieren als deutsche Ruheständler

Ein älteres Ehepaar auf einer Bank in den Bergen: Deutschlands kleiner Nachbar Österreichs bietet Rentnern deutlich höhere Bezüge als in Deutschland.
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Ein älteres Ehepaar auf einer Bank in den Bergen: Deutschlands kleiner Nachbar Österreichs bietet Rentnern deutlich höhere Bezüge als in Deutschland.

Höhere Auszahlungen – und das auch noch 14 Mal im Jahr: Österreich gilt als Rentenparadies. Doch taugt der kleine Nachbar auch zum großen Vorbild für Deutschland?

Berlin – Vergleicht man die Bruttorenten in Deutschland und Österreich, dann kann einem schon die Spucke wegbleiben. Ein männlicher Neurentner in Österreich (2174 Euro) erhält im Durchschnitt rund 80 Prozent höhere Bezüge als in Deutschland (1199 Euro), hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnet. Bei den Frauen sind es immerhin fast 60 Prozent (822 zu 1308 Euro). Zwar schrumpft der Unterschied mit fortschreitendem Alter im Durchschnitt auf rund 50 Prozent, weil die Rentenerhöhungen in Österreich nicht den in der Regel stärker ansteigenden Löhnen folgen, sondern der Inflation.

Trotzdem: Der österreichische Vorsprung bleibt enorm.

Hohe Rente in Österreich: Wie geht das?

Eigentlich seien die Systeme in Deutschland und Österreich relativ gut vergleichbar, sagt DIW-Forscher Johannes Geyer. Beide sind umlagefinanziert durch lohnbezogene Beiträge und werden mit einem Steuerzuschuss unterstützt. Auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, die jährlichen Arbeitsstunden oder die Lebenserwartung in beiden Ländern liegen nicht weit auseinander. Und doch gibt es eben gehörige Unterschiede.

Zum einen bekommen die Österreicher nicht nur mehr Rente, sie zahlen auch höhere Beiträge. Statt wie in Deutschland bei 18,6 Prozent liegt der Beitragssatz im Nachbarland bei 22,8 Prozent. Wichtig allerdings: Während sich den Beitrag hierzulande Arbeitgeber und Arbeitnehmer je zur Hälfte teilen, trägt der Arbeitgeber (12,55 Prozent) in Österreich einen höheren Anteil als der Arbeitnehmer (10,25).

Dem DIW zufolge beträgt der Unterschied bei der Durchschnittsrente in den beiden Ländern rund 550 Euro. Davon seien rund 230 Euro alleine an den höheren Beiträgen festzumachen. Schwer wiegen zudem die höheren Löhne, die in der Alpenrepublik gezahlt werden. Denn wer mehr verdient, zahlt auch mehr ein.

Rente in Österreich: Höhere Mindestwartezeit

Dazu kommt die Mindestwartezeit, über die bei der Rentenkasse eingezahlt werden muss, bevor man Leistungen beziehen kann. In Deutschland beträgt sie fünf, in Österreich 15 Jahre. Was im Einzelfall hart für die Betroffenen sein kann, die leer ausgehen, nutzt dem System. Rund 300 Euro der Durchschnittsrenten-Differenz entfallen auf diese beiden letztgenannten Effekt, hat Geyer berechnet.

Auf der Seite der Beitragszahler profitieren die Österreicher zudem von einer deutlich günstigeren Demografie – auch weil das Land bereits seit Mitte der 90er-Jahre eine höhere Zuwanderung erlebt hat als Deutschland, diagnostiziert das DIW. Ein Gedankenspiel zeigt, was das ausmacht: Hätte Deutschland die österreichische Versichertenstruktur, könnte man das heutige Leistungsniveau mit einem Beitragssatz von 14,8 Prozent finanzieren, hat Geyer berechnet. Tatsächlich liegt der deutsche Beitragssatz bei 18,6 Prozent. Und obwohl Österreich inzwischen schneller altert als Deutschland, wird es auch langfristig jünger bleiben, sagt Geyer.

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Renten-Modell Österreich: Geht das gut?

Ob das österreichische Modell nachhaltig finanzierbar ist, ist umstritten. Nicht zuletzt, weil auch die heute noch jungen und zugewanderten Beitragszahler eines Tages selbst Ansprüche stellen. Geyer merkt zudem an, dass das System stark an der umlagefinanzierten ersten Säule hängt – und vergleichsweise wenig auf private Zusatzabsicherung baut. „Wenn es wirtschaftlich mal nicht laufen sollte, wird es also schwierig.“

Trotzdem sei die langfristige Projektion für das österreichische Modell „gar nicht so schlecht“. Denn der Anstieg der Kosten sei „relativ moderat“. Nicht zuletzt, weil auch in Österreich Reformen wirken, die langfristig zu einem Rückgang des Leistungsniveaus führen werden. Insgesamt werde das Niveau aber weiter über dem deutschen bleiben, sagt Geyer.

Hat der Nachbar nun also das bessere System? Das sei „schwierig zu sagen“ und letztlich in erster Linie eine politische Frage. Er hege zwar „eine gewisse Sympathie“ für das österreichische Modell einer Erwerbstätigenversicherung, in dem Beamte zwar nicht direkt in die Rentenversicherung einbezogen, die Leistungsstrukturen aber schrittweise angepasst wurden. Gleichzeitig sei aber auch unstrittig, dass Österreich auch ganz einfach einen höheren Anteil seiner Ressourcen für die Alterssicherung aufwende, sagt Geyer. 15,3 Prozent des BIP stehen 12,6 Prozent in Deutschland gegenüber.

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