„Willkommenskultur lässt zu wünschen übrig“
Wirtschaftsweise warnt: AfD-Aufschwung schreckt ausländische Fachkräfte ab
Der Aufschwung der AfD könnte schwere Folgen für die Wirtschaft haben. Die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier warnt vor einer abschreckenden Wirkung gegenüber Fachkräften aus dem Ausland.
Berlin – In Deutschland fehlen derzeit Hunderttausende Fachkräfte. Branchenübergreifend mangelt es an ausgebildeten Arbeitskräften. Abhilfe soll hier laut Plänen der Bundesregierung auch die Zuwanderung aus dem Ausland schaffen. Für qualifizierte Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU soll es mit dem Fachkräftezuwanderungsgesetz künftig einfacher und attraktiver werden, eine Stelle in Deutschland anzunehmen. Doch die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier meldet hier nun Bedenken an: Die politische Stimmung in Deutschland könnte die so dringend benötigten Fachkräfte abschrecken.
AfD-Aufschwung: Wirtschaftsweise sorgt sich um Fachkräftezuwanderung
Sollte sich der Aufschwung der AfD fortsetzen, könne das gravierende Folgen für den Wirtschaftsstandort Deutschland haben. „Unser Land braucht ganz dringend nicht nur Fachkräfte, sondern Arbeitskräfte auf allen Ebenen, damit der Wohlstand erhalten werden kann“, sagte die Ökonomin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Die Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland wird nicht in ausreichendem Umfang gelingen, wenn eine Abschottungspartei wie die AfD immer größeren Zuspruch findet – und Polarisierung in den Vordergrund rückt.“
Malmendier betonte: „Das, wofür die AfD steht, schreckt ausländische Fachkräfte ab.“ Deutschland mit seiner komplizierten Sprache, seiner Bürokratie und seiner unzureichenden Kinderbetreuung habe es ohnehin schwer, Fachkräfte zum Kommen und zum Bleiben zu bewegen, führte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung aus.
Das sind die fünf Wirtschaftsweisen




„Die Willkommenskultur lässt zu wünschen übrig. Und wenn jetzt noch nationalistische Kräfte auf dem Vormarsch sind, wird es sicherlich nicht einfacher – gerade in Regionen, wo wir gerne größere Unternehmen mit höheren Löhnen ansiedeln würden“, sagte Malmendier.
Wirtschaftsweise Malmendier: Parallelen zu Entwicklungen in den USA unter Trump
Die Professorin, die an der Universität von Kalifornien in Berkeley forscht, zog Parallelen zur Entwicklung in den USA unter Ex-Präsident Donald Trump: „Ich habe hautnah den Aufstieg des Trumpismus in den USA erlebt. Auch deswegen bedrückt mich die Entwicklung in Deutschland so sehr“, sagte sie. „Ich habe gesehen, wie schnell es passieren kann, dass man eine Gesellschaft mit einfachen Parolen und Sprüchen spaltet.“
Zugleich verteidigte Malmendier ihre Ratskollegin Monika Schnitzer, die für Deutschland 1,5 Millionen Zuwanderer pro Jahr gefordert hatte, gegen anhaltende Kritik. Deutschland brauche jährlich 400.000 zusätzliche Arbeitskräfte, sagte sie. „Da viele aber das Land wieder verlassen, benötigen wir brutto deutlich mehr Menschen, die kommen, nämlich 1,5 Millionen.“ Es habe unterschiedliche Ursachen, dass so viele Menschen Deutschland wieder verließen, fügte sie hinzu. „Eine fehlende Kultur und Aufnahmebereitschaft hilft da sicher nicht.“ (ph/AFP)
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