49-Euro-Ticket
Deutschlandticket „bislang nur dieses Jahr abgesichert“: Kritik an fehlender Finanzierung
Vertreter der Städte in Deutschland kritisieren, dass die weitere Finanzierung des Deutschlandtickets nicht gesichert ist. Selbst über den bisherigen Erfolg der Tickets gibt es unterschiedliche Ansichten.
Düsseldorf/München – Drei Monate nach der Einführung des Deutschlandtickets hat der Deutsche Städtetag eine fehlende Anschlussfinanzierung des Angebots beklagt. Das Ticket sei bislang nur für das laufende Jahr finanziell abgesichert, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy der Rheinischen Post. Bund und Länder müssten sich endlich dazu bekennen, „die Mehrkosten für das Ticket, die über drei Milliarden Euro hinausgehen, auch weiterhin zu übernehmen“, forderte Dedy.
Dedy nannte es erfreulich, dass durch das 49-Euro-Ticket immer mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzten. Damit noch mehr Menschen auf Busse und Bahnen umstiegen und diese auch dauerhaft nutzten, müsse der ÖPNV attraktiver werden. Dafür müsse in digitale Vernetzung, enge Taktung, bessere Verbindungen und mehr Fahrzeuge investiert werden: „Nur so kann der ÖPNV attraktiver werden, sonst steigen die neu gewonnenen Fahrgäste bald wieder aus“, so Dedy.
Deutschlandticket: Finanzierung ungewiss
Im laufenden Jahr trägt der Bund die Hälfte der tatsächlich anfallenden Kosten für das Ticket. In den Jahren 2024 und 2025 übernimmt er jeweils 1,5 Milliarden Euro. Die sogenannten Regionalisierungsmittel, die der Bund den Ländern für den ÖPNV zahlt, werden entsprechend erhöht. Die Einführungsphase des Tickets zu einem Preis von 49 Euro sei „auf zwei Jahre politisch verabredet“ worden, sagte Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im Juni. Im Anschluss sei eine Erhöhung möglich. Im Moment sei die Finanzierung des Tickets aber nur bis Ende dieses Jahres gesichert. Erst 2025 soll neu über die Finanzaufteilung entschieden werden. Die Länder hatten gefordert, eine Regelung zur dauerhaften geteilten Finanzierung gleich in das Gesetz aufzunehmen.
DB: Das 49-Euro-Ticket ist ein großer Erfolg
Über den Erfolg des 49-Euro-Tickets gibt es bislang unterschiedliche Meinungen. DB-Regio-Chefin Evelyn Palla lobte das Ticket als „großen Erfolg“. Sie sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Zahl der Fahrgäste sei im Juni verglichen mit April um 25 Prozent gestiegen. „Und nicht nur das: Sie haben auch deutlich längere Strecken im öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt.“
Besonders die Ausflugsrouten Richtung Meer und Berge seien in der Ferienzeit sehr beliebt. In manchen Regionen seien „die Menschen so viel unterwegs wie im Neun-Euro-Sommer“, sagte Palla mit Blick auf das im vergangenen Jahr von Juni bis August angebotene vergünstigte Monatsticket .Sie appellierte an Bund und Länder, den monatlichen Preis von 49 Euro auch im kommenden Jahr stabil zu halten. Die DB Regio wünsche sich, dass der Preis „weiterhin leistbar“ bleibe und „vielen Menschen Zugang zu täglicher Mobilität“ ermögliche.
Pro Bahn: Deutschlandticket ist „kein wirklich großer Erfolg“
Das 49-Euro-Ticket sei „kein wirklich großer Erfolg“, widersprach der Ehrenvorsitzende des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, in der Rheinischen Post: Ein großer Teil der Neukunden seien vor allem die Menschen, die den öffentlichen Personennahverkehr ohnehin zwischendurch genutzt hätten, etwa mit Tageskarten und Einzelfahrscheinen. „Dass man wirklich Menschen in großen Mengen von der Straße in den ÖPNV gelockt hat, ist nicht passiert.“ Auch Naumann lobte das Ticket aber, weil damit die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs billiger und einfacher geworden sei.
Elf Millionen Menschen hatten bis Mitte Juni ein Abonnement abgeschlossen, teilte der VDV mit: 46 Prozent von ihnen hatten auch vorher ein Abo für den ÖPNV, 44 Prozent nutzten vorher Einzeltickets oder Monatskarten und acht Prozent waren reine Neukunden.
CDU-Verkehrsexperte: Ländliche Regionen profitieren nicht vom Deutschlandticket
Der Verkehrsexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Thomas Bareiß (CDU), kritisierte in der Rheinischen Post, das Deutschlandticket komme vor allem Großstädtern zugute. In ländlichen Regionen habe sich das Angebot an öffentlichem Bus- und Bahnverkehr bereits verschlechtert. „Taktungen werden zurückgefahren und manche Verbindungen werden komplett eingestellt“, sagte Bareiß.
Er warnte vor weiter steigenden Kosten: „Schon laufen die ersten Wetten, wann die ersten Preiserhöhungen kommen werden und das 49-Euro-Ticket Geschichte sein wird.“ Bareiß kritisierte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). Der habe „in einer Zeit, in der das Geld für Infrastruktur hinten und vorne fehlt“, seinen finanzpolitischen Kompass verloren. (mit AFP und epd)
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