Telemark-Landung im Fokus
Skispringen: „Tradition oder Gesundheit?“ - Schmitt bringt Regel-Revolution ins Spiel
Im Skispringen wurde die Olympia-Generalprobe von schweren Verletzungen überschattet. Martin Schmitt bringt anhand der Entwicklungen eine mögliche Regeländerung ins Spiel, die ein zentrales Element des Sports betrifft.
Predazzo / Val di Fiemme - Die Generalprobe für die Wettbewerbe im Skispringen bei Olympia 2026 sorgt im Nachgang für große Diskussionen. Die neue Anlage im italienischen Val di Fiemme steht in der Kritik. Martin Schmitt geht gar noch einen Schritt weiter und bringt eine Regeländerung ins Spiel, die den Sport nachhaltig verändern könnte.
Beim Sommer Grand Prix in Predazzo verletzten sich die Österreicherin Eva Pinkelnig und die Kanadierin Alexandria Loutitt schwer. Beide zogen sich bei der Landung schwere Knieverletzungen zu. Für die Top-Athletinnen ist der Winter beendet, bevor er überhaupt begonnen hat. Beide werden die kommende Saison und damit auch die Olympischen Winterspiele verpassen.
Skispringen: Schanze in der Kritik - Schmitt bringt Regel-Revolution ins Spiel
Entsprechend laut sind die Diskussionen im Nachgang der Olympia-Generalprobe. Zum einen steht die neue Anlage in Predazzo in der Kritik. „Leider gab es schwere Stürze, sodass ein mulmiges Gefühl bleibt. Vom Profil ist die Schanze eine moderne Anlage mit einer eher höheren Flugkurve und flacherem Hang. Das führt zu einem erhöhten Landedruck. Die Sportler fliegen nicht weg vom Hang, man hat kein gleitendes Gefühl in der Luft, sondern man fällt eher zur Landung. Dadurch steigt das Verletzungsrisiko“, erläuterte Martin Schmitt bei eurosport.de.
Der 47-Jährige brachte zudem eine Regeländerung ins Spiel, die für den Sport massive Konsequenzen haben könnte. Im Skispringen-Podcast ‚Flugshow‘ ging Schmitt gezielt auf die Landung ein. „Man muss die Frage stellen, ob der Telemark noch zeitgemäß ist. Was wiegt höher? Die Tradition oder die Gesundheit der Athleten?“, sagte der Eurosport-Experte und Nachwuchstrainer.
Skispringen: „Telemark provoziert Kreuzbandverletzungen“
Die Telemark-Landung hat im Skispringen Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert wurde sie erprobt und ist bis heute etabliert. Dabei schiebt ein Skispringer bei der Landung einen Ski etwas weiter nach vorn und den anderen Ski etwas weiter nach hinten. Sie hat großen Einfluss auf die Haltungsnoten, die ein Springer von der Jury erhält.
„Die Telemark-Landung ist eine unnatürliche und ungünstige Haltung, um den Landedruck abzufedern. Gepaart mit dem heutigen Material wird der Springer in eine Position gezwungen, die Kreuzbandverletzungen provoziert“, sagte Schmitt und ergänzte: „Bei jeder Landung kann die Bandstruktur im Kniegelenk unter Stress geraten. Auf Dauer kann dies Vorschädigungen erzeugen, die unter erhöhtem Landedruck zu schweren Verletzungen führen kann“.
Der zweifache Gesamtweltcupsieger, Weltmeister und Olympiasieger führte im Podcast ‚Flugshow‘ (hier geht es zur ganzen Folge) seine Gedanken weiter aus. „Wenn man sagt, dass die Gesundheit und Sicherheit der Athleten Vorrang hat, müsste man auf den Telemark verzichten. Er stammt aus einer Zeit, in der der Telemark noch ganz anders ausgeführt werden musste. Mit dem heutigen Material, das eigentlich ein Sicherheitsgewinn ist, wird man durch den Telemark in eine Position gezwungen, die ungesund ist“, betonte Schmitt. (Quelle: chiemgau24.de, truf)