„Artemis“-Programm
„Orion“-Hitzeschild im Fokus: Nasa macht Geheimnis um Ursache für Problem
Die Nasa gibt keine Auskunft über das Problem des Hitzeschilds der „Orion“-Kapsel. Dies könnte den Start der „Artemis 2“-Mission zum Mond gefährden.
Washington D.C. – Vor knapp zwei Jahren kehrte die „Orion“-Raumkapsel von einem etwa dreiwöchigen Ausflug zum Mond zurück. Danach stellte sich heraus, dass der Hitzeschild beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre übermäßig viel Material verloren hatte. Wären Menschen an Bord gewesen, hätten diese den Flug zwar heil überstanden – doch Sicherheit wird bei der US-Raumfahrtorganisation Nasa großgeschrieben, was auch eine Entscheidung zum Testflug des Boeing-Raumschiffs „Starliner“ im Sommer zeigte.
Mond-Programm „Artemis“ der Nasa hat Probleme
Nach Angaben von Nasa-Angestellten hat die Raumfahrtbehörde mittlerweile die Ursache für den Materialverlust am „Orion“-Hitzeschild ermittelt – doch statt die Details zu veröffentlichen, hält die Nasa sie noch geheim. Wie mehrere US-Medien berichten, hat Lori Glaze, stellvertretende Nasa-Administratorin im Bereich Exploration Systems Development, bestätigt, dass die Ursache nicht nur gefunden wurde, sondern auch reproduziert werden konnte. Sie weigerte sich jedoch, die genaue Ursache zu nennen. „Wenn es herauskommt, kommt alles zusammen heraus“, zitiert Ars Technica die Nasa-Mitarbeiterin.
Nasa muss Problem des „Orion“-Hitzeschilds schnell lösen
Die Sache mit dem „Orion“-Hitzeschild ist für die Nasa ein großes Problem: Es sorgte bereits dafür, dass der Start der ersten bemannten Mond-Mission „Artemis 2“ auf frühestens September 2025 verschoben wurde. „Was wir jetzt tun, ist zu prüfen, was der richtige Ansatz für ‚Artemis 2‘ ist, was den Hitzeschild betrifft“, erklärt Glaze. „Wir wissen, was für künftige Missionen getan werden muss, aber der Hitzeschild von ‚Artemis 2‘ ist bereits gebaut. Wie können wir also die Sicherheit der Astronauten bei ‚Artemis 2‘ gewährleisten?“
Bis Ende November sollen die Tests abgeschlossen sein. Dann sollen Gespräche mit Nasa-Chef Bill Nelson folgen, der letztendlich entscheiden wird, wie es weitergeht. „Ich weiß, dass wir alle mehr Informationen wollen, schneller, früher, besser. Wir machen so schnell wie möglich, und es wird bald Entscheidungen geben“, betont Glaze.
Wie geht es mit dem ersten Flug zum Mond seit langer Zeit weiter?
Egal, wie schnell es geht: Die Entscheidung der Nasa über den nächsten Flug zum Mond wird erst nach der Wahl des nächsten US-Präsidenten am 5. November 2024 fallen. Sie fällt damit in die Zeit, in der der amtierende Präsident als „lame duck“ gilt, der quasi handlungsunfähig ist. Und auch die Amtszeit von Nasa-Chef Bill Nelson könnte dann vorbei sein – neue Präsidenten ernennen häufig neue Nasa-Administratoren.
„Artemis“-Programm der Nasa
Das „Artemis“-Programm soll die Nasa zurück zum Mond bringen. Nach der letzten Verschiebung ist derzeit geplant, dass die erste Mission mit Menschen an Bord („Artemis 2“) frühestens im September 2025 startet. Die Mission soll den Mond nur umkreisen und nicht landen. Die nächste US-Mondlandung („Artemis 3“) ist derzeit für September 2026 geplant (ursprünglicher Termin: 2024). Eine weitere Mondlandung („Artemis 4“) soll im September 2028 durchgeführt werden.
Egal, wer die US-Wahl gewinnt, das „Artemis“-Programm der Nasa dürfte weitergehen
Viel ändern dürfte sich unter einem Präsidenten Donald Trump oder einer Präsidentin Kamala Harris am „Artemis“-Programm der Nasa jedoch nicht: Es wurde während Trumps erster Amtszeit entwickelt und unter dessen Nachfolgern Joe Biden und Kamala Harris fortgeführt. Nur die Starttermine dürften sich verschieben, denn in der Industrie gibt es bereits länger Zweifel, ob der geplante Zeitplan überhaupt eingehalten werden kann. Und die Skepsis, ob die Nasa den Starttermin für „Artemis 2“ beibehalten kann, wachsen bereits, ohne die Ursache für das Hitzeschild-Problem zu kennen.
Bis zu dem Termin sind es nämlich nur noch etwa elf Monate – und die Nasa hat noch nicht einmal mit dem monatelangen Prozess des Stapelns der „Space Launch System“-Rakete begonnen. Dabei befinden sich alle Komponenten bereits im Kennedy Space Center in Florida. (tab)