Kein Après-Ski, billig und Anreise mit dem Auto
Jugend-Trends beim Ski-Urlaub – Instagram & Co. machen Lust aufs Skifahren
Ergebnisse einer aktuellen Studie zeigen, dass sich die Jugend für den Wintersport begeistert. Diese Begeisterung wird vor allem durch die schillernde Welt in den sozialen Netzwerken verstärkt.
Zell am See/Kaprun - Instagram und TikTok haben durch traumhafte, großteils inszenierte Fotos bei den 14- bis 29-Jährigen die Lust aufs Skifahren zurückgebracht. Das zeigt eine Studie, die Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier jetzt im ‚Forum Zukunft Winter‘ präsentierte. Es gibt weitere, überraschende Ergebnisse: Allen Umweltschutz-Appellen zum Trotz will ein Großteil der Generation Z mit dem Auto zum Wintersportort anreisen, und, „der Urlaub muss günstig sein“, auf teure Après-Ski-Abende wird zu Gunsten von Wellness verzichtet.
„Leidenschaft ist der Skisport“
Die Jahre der Angst, dass Jugendliche das Interesse am teuren Wintersport verlieren, sind scheinbar vorbei, zumindest wenn man den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage Glauben schenkt, die im Auftrag der Seilbahnen und dem ‚Netzwerk Winter‘ durchgeführt wurde. „Das Interesse der Jugend am Wintertourismus steigt und ihre Leidenschaft ist der Skisport“, so Heinzlmaier.
Reisen und Urlaub gehören für die Jugend noch immer zu den Highlights des Jahres, zumindest bei den befragten 1000 Österreichern im Alter von 14 bis 29 Jahren. Rund ein Viertel aller befragten Jugendlichen fühlen sich durch die Angebote des Wintertourismus angesprochen. „Überwiegend sind das junge Menschen aus der gehobenen Mittelschicht und den oberen Sozialschichten“. Für diese Gruppen gehören Winterurlaub und Wintersport eng zusammen.
Für über zwei Drittel der Befragten ist ein Winterurlaub ohne Wintersport überhaupt nicht denkbar. Die beliebtesten Wintersportarten sind das Skifahren – rund 50 Prozent - und das Eislaufen, das vorrangig als „Après-Ski-Aktivität“ am Abend nach dem Skifahren gesehen.
Generation Z ohne Ballermann
Eine weitere Überraschung: Das klassische Après-Skiprogramm mit Club und Party hat stark an Attraktivität verloren. „Überwiegend wollen die jungen Urlauber lieber chillen, entspannen, Wellnessprogramme genießen und gut essen“, so Heinzlmaier. Das zeige, dass auch die Jungen den Urlaub zur Regeneration brauchen und sich deshalb nach dem Sport keineswegs im Nachtleben verausgaben wollen.
„Für mich ist das ein weiterer Beleg dafür, dass die Generation kein hedonistisches, sondern ein vernünftiges, an der Tugend der Mäßigung ausgerichtetes Leben auch in der Urlaubszeit führen wollen“. Die Zeiten der Generation „Ballermann“ seien vorbei, vor allem im oberen Reisesegment, und dem gehört die überwiegende Anzahl der jungen Wintertouristen an.
Winterurlaub mit Eltern? Kein Problem
Die „Generation Z“, das belegt die repräsentative Studie unter 1000 österreichischen Jugendlichen einmal mehr, sei familienorientierter als die Generationen davor. So fahren fast 90 Prozent der 14- bis 18-Jährigen mit ihren Eltern in den Winterurlaub und haben keine Probleme damit. Der Winterurlaub ist für sie überwiegend ein Familienurlaub und auch die Mehrheit der über 20-Jährigen findet überhaupt nichts dabei, mit den Eltern zu verreisen.
Überhaupt scheint die Generation Z ihr Urlaubsverhalten an den Eltern zu orientieren. Die Herkunftsfamilie schnell hinter sich lassen, um auf eigenen Beinen zu stehen, hat für die Mehrheit der befragten, jungen Österreicher keine Priorität. „So lange wie möglich möchte man im sicheren Hafen der Familie verankert bleiben“.
Keine Sorgen wegen Klimawandel
Die Mehrheit der Jugendlichen des Landes bedrücken offensichtlich auch keine großen Sorgen wegen Klimawandel und Umweltschutz, sie reisen daher überwiegend mit dem Auto an, „das ist für sie preisgünstig, unkompliziert und komfortabel“. Für lediglich ein Viertel der Befragten ist das Kriterium der Klimafreundlichkeit der Anreise zum Urlaubsort relevant.
„Interessant ist, dass die Bahn nur für rund 10 Prozent der Befragten eine Option für die Anreise in den Winterurlaub ist. Offenbar ist das Angebot der Bahn nicht jugendgerecht genug oder wird nicht zielgruppenadäquat kommuniziert“. Bei der Bahn gebe es also definitiv Nachholbedarf, und das, obwohl die Bahnen in Österreich viele Ticketangebote für unter 26-Jährige habe.
Mutigere Werbung für Jugendliche
Die beliebteste Wintersportlerin in Österreich ist die Snowboarderin Anna Gasser. „Sie schafft in ihrer Selbstpräsentation am besten den Spagat zwischen ländlicher und urbaner Kultur“. Andere Stars des Skisports seien hingegen zu wenig anschlussfähig für den jungen, urbanen Konsumententypus. Der Jugendforscher folgt daraus: „Die Jugendkommunikation des Tourismus muss einfach mutiger werden“.
Wenn man also neue Milieus für den Wintersport begeistern will, dürfe man sich nicht an der banalen Massenkultur orientieren. Man müsse die Mittelschichten stärker für den Wintertourismus begeistern, „denn die Mitte orientiert sich an der High Society und nicht an der Kultur des Gemeindebaus“.
hud
