Grippe-Viren
Corona-Pandemie rottete offenbar Influenza-Stamm aus – Forscher mit ersten Details
Die Folgen der Corona-Pandemie sind an vielen Punkten noch deutlich spürbar. Doch im Hinblick auf Grippe-Viren könnte sie uns offenbar geholfen haben.
München – Die kalte Jahreszeit steht kurz bevor, und mit ihr auch die Grippe-Saison. Während der Corona-Pandemie konnten die Influenza-Viren fast in Vergessenheit geraten, denn die typischen Grippewellen fielen wegen der Maßnahmen gegen das Corona-Virus vielerorts quasi aus oder verliefen milder als üblich. Doch jetzt ist es umso wichtiger, sie nicht zu unterschätzen. Denn nicht nur die Corona-Fälle häufen sich aktuell, auch mit erheblichen Grippewellen ist wieder zu rechnen.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) stecken sich während einer Welle je nach Stärke schätzungsweise fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung mit der Grippe an, also bis zu 16 Millionen Menschen. Die Statistik zeige außerdem lediglich laborbestätigte Fälle, sodass von einer noch viel höheren Zahl der tatsächlichen Infektionen ausgegangen werden muss. Aus Sicht der Fachleute nutzen die Deutschen die Grippeschutzimpfung angesichts dieser Zahlen bisher noch viel zu selten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippe-Impfung insbesondere folgenden Personengruppen:
- alle Personen ab 60 Jahren
- alle Schwangeren ab dem 2. Trimenon, bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens ab 1. Trimenon
- Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens (etwa chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV)
- Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle im selben Haushalt lebende oder von ihnen betreute Risikopersonen (siehe oben) gefährden können
- Personen mit erhöhter Gefährdung durch ihren Beruf (beispielsweise medizinisches Personal)
- Personen in Einrichtungen mit umfangreichem Publikumsverkehr
- Personen, die als mögliche Infektionsquelle für von ihnen betreute Risikopersonen fungieren können
Auswirkungen der Pandemie: „Kindern und Erwachsenen fehlt die Immunität durch vorherige Infektionen“
Die Corona-Jahre haben die Ausgangssituation für die Grippe-Viren außerdem teilweise erleichtert: „Vielen Kindern und Erwachsenen fehlt die Immunität durch vorherige Infektionen in den Pandemie-Jahren“, erklärt Folke Brinkmann, Leiterin der Pädiatrischen Pneumologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Und nun könnte sie umso leichteres Spiel haben, da die Regeln für Maske und Mindestabstand nun wegfallen.
In einer Hinsicht jedoch haben die Corona-Maßnahmen die Grippe-Viren zu unseren Gunsten bekämpft: Die Influenza-Linie namens B/Yamagata konnte seit März 2020 nicht mehr beobachtet werden, wie aus einem Report der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hervorgeht. Grund sind die durch die Pandemie ausgelöste Maskenpflicht und die Einschränkung der Sozialkontakte, wie Fachleute erklären. Weltweit sei durch die Maßnahmen ein starker Rückgang saisonalen Influenza-Wellen zu verzeichnen gewesen. Mehrere Erregerstämme der Grippe tauchten nur noch selten auf.
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Corona-Pandemie rottete offenbar Influenza-Stamm B
Die Grippe-Virus-Linie B/Yamagata könnte als Folge der Corona-Pandemie sogar vollkommen ausgestorben sein. Die WHO und die Arzneimittelbehörde FDA empfehlen daher nun, die entsprechende Komponente in den künftigen Influenza-Impfstoffen wegzulassen. „Derzeit bringt Yamagata in dem Vakzin keinen Vorteil“, erklärte David Wentworth, Direktor des WHO-Netzwerkes zur weltweiten Influenzaüberwachung, gegenüber dem US-Pharma-Informationsdienst Stat.
Ob stattdessen eine andere, relevantere Komponente zu den gängigen Grippe-Impfstoffen hinzugefügt werden solle, sei noch zu diskutieren. Zunächst plädieren die Fachleute jedoch dafür, die aktuellen Ressourcen stärker zu nutzen. Die Grippe-Zahlen aus Australien Zahlen deuteten darauf hin, dass auch hier mit einer deutlich spürbaren Welle zu rechnen sei, sagte Markus Beier, Vorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes in Berlin. Er appellierte an die Gruppen, die unter die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) fallen, die Impfung zu nutzen, um „möglichst schadlos“ durch den Winter zu kommen. (na)