Kein Strom, kein Zug
Ferienort von Alpen-Unwettern schwer getroffen – Regierung warnt weiter vor akuter Gefahr
Das Wetter-Chaos in den Alpen nimmt große Ausmaße an. Die Schweiz und Italien sind schwer getroffen – auch ein weltberühmter Urlauber-Magnet.
Update vom 19. April, 10.09 Uhr: Der Kanton Wallis wurde von den Alpen-Unwettern der vergangenen Tage schwer getroffen. Am Karfreitagabend (18. April) hob die Walliser Kantonsregierung die besondere Lage auf. Allerdings warnt sie weiterhin vor akuter Lawinengefahr und der Gefahr von umstürzenden Bäumen, wie das Schweizer Nachrichtenportal Tagesanzeiger berichtet.
Der Stadtrat habe dem Blatt zufolge mitgeteilt, dass mehrere Erkundungen in Seitentälern durchgeführt würden. Auf den Straßen habe sich die Lage normalisiert. In den nächsten Tagen sei jedoch nach wie vor größte Vorsicht geboten: Lokale Rutsche seien weiterhin möglich. Von Uferzonen sollten sich Menschen fernhalten.
Zermatt war durch die Unwetter nicht zu erreichen. Am Freitag meldete eine Sprecherin von Zermatt Tourismus, dass es im Ort immer wieder zu Stromausfällen käme.
Lawinengefahr, Starkregen und Schnee-Chaos: Bilder zeigen Wintereinbruch in Alpenland – kurz vor Ostern




Zermatt und Oberems in den Alpen wegen Unwettern von der Außenwelt abgeschnitten
Update vom 17. April, 17.54 Uhr: Im Schweizer Oberwallis gilt noch immer die höchste Gefahrenstufe 5. Und es schneit weiter, erst am Freitagnachmittag (18. April) dürfte es laut dem Meteorologen Roger Perret weniger werden. Er sagt der Zeitung Blick: „Teilweise fielen zwischen zwei und drei Meter Schnee in kurzer Zeit.“
Beliebte Ferienorte in den Alpen wie Zermatt oder Oberems sind von der Außenwelt abgeschnitten, so enorm sind die Schneemengen. So kurz vor Ostern trifft das natürlich besonders viele Urlauber direkt. „Ich komme schon seit 30 Jahren nach Zermatt und habe noch nie solches Wetter im April erlebt“, sagt ein Mann aus England, der mit seiner Frau und zwei Kindern nur bis Visp gekommen war, dem Portal 20 Minuten. Am Freitag wollen sie versuchen, es bis Zermatt zu schaffen. „Sollte es länger dauern, gehen wir wieder nach Hause.“
Dass sich die Anreise ins Wallis aktuell schwierig gestaltet, mussten auch Rückkehrer leidlich erfahren. Weil der Tunnel am Grossen St. Bernhard von beiden Seiten gesperrt wurde, steckten 15 Fahrzeuge stundenlang in Tunnelportal fest. Wann es weiter geht, ist völlig unklar.
Heftige Alpen-Unwetter: Berühmter Ferienort von Außenwelt isoliert – Warnung an Urlauber
Erstmeldung vom 17. April, 8.24 Uhr: Zermatt – Wegen heftiger Regenfälle sind im Norden Italiens mehrere Straßen sicherheitshalber gesperrt worden, auch eine Autobahn. Die Behörden fürchten dort Sturmböen, Überschwemmungen und auch Erdrutsche. Erste gab es bereits. Doch das Ausmaß ist weitaus größer: Mittlerweile musste auf einer wichtigen Zugverbindung zwischen Italien und der Schweiz, der Simplon-Linie, der Bahnverkehr eingestellt werden, weil Gleise überschwemmt sind. Über größere Schäden wurde zunächst nichts bekannt. Nicht nur in Italien sind ganze Orte von der Außenwelt abgeschottet.
Alpen-Unwetter: Schneefälle und Regen überraschen Orte in Italien und der Schweiz
In der Schweiz gab es für die südlichen Kantone Wallis und Tessin Wetterwarnungen, die ebenfalls zu Ostern viele Ferienbesucher haben. Teile des Kanton Wallis versinken derzeit im Schnee. Der Warndienst Alertswiss kündigte zudem Starkregenfälle unter anderem im Saastal und Mattertal an, durch das eine Zugverbindung nach Zermatt am Matterhorn führt. Und gerade dort ist Berichten zufolge die Situation besonders prekär. Gewarnt wurde vor möglichen Überschwemmungen und Murgängen.
Am frühen Donnerstagmorgen (17. April) informierte die Matterhorn Gotthard Bahn dann sogar, dass aktuell keine Reisemöglichkeit von/nach Zermatt bestehe. Infolge des Unwetters sei die Strecke zwischen Visp und Zermatt unterbrochen. Die Schweizer Bahnen SBB raten Kunden, die etwa von Basel nach Mailand oder weiter wollen, über die Route Zürich-Mailand auszuweichen, wie eine Sprecherin sagte. Zunächst soll die Unterbrechung über Domodossola nach Mailand bis Donnerstagmorgen, 06.00 Uhr, andauern. Wie am Donnerstagmorgen jedoch der Website der SBB zu entnehmen ist, kann aufgrund der derzeitigen Unwetterlage nicht prognostiziert werden, wann die Bahnstrecken wieder befahrbar sind.
Update Unterbruch Mattertal: Ab Betriebsbeginn ist die Strecke zwischen Visp und Zermatt infolge Unwetter unterbrochen. Zwischen Visp und Täsch verkehren Ersatzbusse. Es besteht keine Reisemöglichkeit von/nach Zermatt. Nächste Lagebeurteilung ca. 9h.
— Matterhorn Gotthard Bahn (@mgbahn) April 17, 2025
Touristen stranden am Bahnhof Zermatt – doch ein Zug fährt wohl nicht
Das Portal 20minuten.ch meldet Stromausfälle in zahlreichen Orten. Auch das bei Touristen so beliebte Zermatt ist betroffen. „Alles ist dunkel“, hieß es bereits in den Morgenstunden. Es gebe auf den Straßen wegen des starken Schneefalls kein Durchkommen. Offenbar ist die Zubringerstrasse Täsch-Zermatt in beide Richtungen gesperrt, es herrscht Lawinengefahr. Zwei Touristen aus den USA wurden demnach sogar aus ihren Hotels ausgeschlossen, da der elektronische Schlüsselcode wegen des Stromausfalls nicht mehr funktionierte. Die beiden Touristen wollten am Bahnhof Zermatt bis zum Morgen ausharren. Wie es dann weitergeht, scheint offen. Bis auf einige Shops in der Bahnhofstrasse, die mit Notstromaggregat bedient werden, sei Zermatt komplett dunkel, berichtete 20minuten.ch in der Nacht von vor Ort. Auch zahlreiche weitere Gemeinden seien betroffen. Darunter Kandersteg und Adelboden sowie das Simmental.
Schulen und Supermärkte bleiben dicht – Warnung an Urlauber
In Saas-Fee, einer Gemeinde im Wallis, bleiben die Supermärkte zur Stunde geschlossen, berichtet das Portal pomona.ch. Da in der Nacht mehrmals der Strom ausfiel, müsse sichergestellt werden, dass aufgrund der ausgefallenen Kühlung keine Lebensmittel verdorben sind. Die Behörden mahnen, zuhause zu bleiben. Im Dorf sind spontane Lawinenabgänge aus der Ferne zu hören.
Angesichts der Lage hat der Kanton für Wallis am Donnerstag beschlossen, die besondere Lage auszurufen. Es falle außergewöhnlich viel Schnee, hieß es. In allen Höhenlagen könne es zu Lawinen und umstürzenden Bäumen kommen. Die Schulen aller Stufen, einschließlich der Berufsschulen, bleiben am Donnerstag, 17. April, geschlossen. Außerdem werden Urlauber gewarnt: „Personen, die für heute eine Reise ins Wallis für die Osterferien geplant hatten, werden gebeten, ihre Anreise nach Möglichkeit um einen Tag zu verschieben“, heißt es 20minuten.ch zufolge weiter.
Auch in Italien sind Gegenden betroffen, in denen sich über die Ostertage normalerweise viele Urlauber aufhalten, darunter Südtirol, das Piemont und die Lombardei mit der Hauptstadt Mailand. In der 35.000-Einwohner-Stadt Pinerolo, etwa 60 Kilometer entfernt von Turin, empfahl die Gemeindeverwaltung der Bevölkerung, zu Hause zu bleiben. Dort wurden zwei Brücken gesperrt, weil ein Fluss über die Ufer zu treten droht.
Immerhin: Die wichtige Transitroute für Urlauber ist wieder offen. Der Plöckenpass an der österreichisch-italienischen Grenze wurde nach einem Felssturz repariert. (mke)
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