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Virologen in Sorge

Fachleute warnen vor nächster Pandemie – Erstes Land in Europa startet Impfungen gegen Vogelgrippe

Epidemiologen zeigen sich aufgrund der grassierenden Vogelgrippe-Welle alarmiert vor einer neuen Pandemie. In einem europäischen Land beginnen nun die ersten Impfungen gegen das Virus – an Menschen.

Helsinki – Die Sorge, der Vogelgrippevirus H5N1 könnte der Auslöser einer nächsten Pandemie sein, wird in letzter Zeit immer öfter von Fachleuten geäußert. Auch der deutsche Virologe Christian Drosten schloss sich vor Kurzem den Befürchtungen anderer Epidemiologen an – sein Kollege Hendrik Streeck spricht im IPPEN.MEDIA-Interview ebenfalls von einem „Erreger, den man ernst nehmen muss“. Zwar wird das Virus derzeit noch nicht von Mensch zu Mensch übertragen – dennoch startet Finnland als erstes Land weltweit nun mit den ersten Impfungen gegen die Vogelgrippe.

Finnland beginnt als erstes Land mit Vogelgrippe-Impfungen an Menschen: Infektionszahlen bereiten Sorge

Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippe-Welle, die sich über fast die gesamte Erde erstreckt. Dabei ist die Vogelgrippe schon länger nicht mehr nur für Geflügel und Wildwasservögel gefährlich. Die sehr wandlungsfähigen Viren, auch aviäre Influenza genannt, haben bereits Säugetiere wie Otter und Katzen, aber auch Nerze infiziert. Ende März wurde das Vogelgrippe-Virus H5N1 erstmals bei Milchkühen in den USA nachgewiesen. Seitdem infizierten sich bereits mindestens vier Menschen, die vermutlich in direktem Kontakt mit den kranken Kühen waren.

In Finnland werden bereits die ersten Menschen gegen das Vogelgrippevirus geimpft. So sollen vor allem Risikogruppen, die beispielsweise auf Nerzfarmen arbeiten, geschützt werden.

Auch in Finnland gab es in letzter Zeit immer wieder Ausbrüche der Vogelgrippe – zwar nicht bei Kühen, jedoch auf Vogel- und Nerzfarmen. Um Menschen, die in engem Kontakt mit den Tieren auf den Farmen stehen, wie Tierärztinnen und Tierärzte vor dem Virus zu schützen, hat Finnland nun mit den Impfungen begonnen. Wie der SWR berichtet, ist die Impfung freiwillig für jene Menschen, die einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.

Trotz Vogelgrippe-Impfung: Fachleute empfehlen, Kontakt zu infizierten Tieren wie Vögeln oder Nerzen gering zu halten

Noch ist unklar, wie gut die Impfung Menschen tatsächlich gegen die Vogelgrippe und deren Symptome schützt. Und da das Vogelgrippevirus sich noch nicht unter Menschen ausgebreitet hat, ist eine Studie, die zeigen würde, wie viele Menschen sich mit oder ohne Impfung infizieren, nur schwer durchzuführen. Zulassungsstudien hätten jedoch gezeigt, dass die Impfung eine schützende Immunreaktion auslöst. Trotz Impfung in Finnland empfehlen Experten deshalb, den Kontakt zu Tieren mit der Vogelgrippe auf das Nötigste zu beschränken.

Impfungen für Erwachsene von Corona bis Grippe: Welche Empfehlungen gelten

Ein Impfbüchlein, in dem die Spalte „Tetanus“ grün markiert ist
Tetanus, auch Wundstarrkrampf genannt, wird durch Bakterien verursacht. Diese finden sich zum Beispiel in Erde und Tierkot. Gegen die gefährliche Krankheit Tetanus kann man sich in Form einer Impfung immunisieren lassen. Die Grundimmunisierung hat man im Idealfall als Säugling bekommen. Die ersten Auffrischimpfungen empfiehlt die Stiko ab einem Alter von fünf Jahren. Ab dem 18. Geburtstag sollte eine Auffrischimpfung alle zehn Jahre erfolgen, heißt es weiter vonseiten der Ständigen Impfkommission.  © Daniel Karmann/dpa
Frau fasst sich an Hals
Diphtherie-Bakterien können Rachenentzündungen, Fieber und starke Schluckbeschwerden auslösen. Unbehandelt kann die Infektion Komplikationen wie Herzmuskelentzündung, Nieren- und Leberschäden oder sogar Lähmungen zur Folge haben. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission eine Grundimmunisierung in Form von drei Teilimpfungen im Säuglingsalter und Auffrischimpfungen ab dem fünften Lebensjahr. Ab dem 18. Geburtstag sollte alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung erfolgen, so die Stiko. © AndreyPopov/Imago
Impfausweis
Der medizinische Fachbegriff für Keuchhusten ist Pertussis. Es handelt sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit der Atemwege, die hauptsächlich durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht wird. Zum Schutz vor der Krankheit empfiehlt die Ständige Impfkommission drei erste Impfungen im Säuglingsalter, eine Auffrischimpfung im Kindesalter, eine fünfte Impfung im Alter von neun bis 14 Jahren und eine letzte Auffrischimpfung im Erwachsenenalter.  © Jens Kalaene/dpa
Ein Mensch wird geimpft
Viele tragen Pneumokokken-Bakterien im Mund- und Rachenraum, ohne davon krank zu werden. Allerdings ist es möglich, dass eine bakterielle Infektion einsetzt und zu Beschwerden führt. Auch schwere Verläufe sind möglich. So können Pneumokokken Hirnhaut- oder Lungenentzündungen verursachen. Nach einer Grundimmunisierung im Säuglingsalter sollte daher eine Standardimpfung ab dem 60. Lebensjahr verabreicht werden.  © Martin Schutt/dpa
Impfpass mit Masern-Impfung
Die Masern gelten als eine der ansteckendsten Krankheiten des Menschen überhaupt. Ausgelöst wird der Virusinfekt durch das Einatmen infizierter Tröpfchen sowie durch Kontakt mit infektiösen Sekreten aus Nase und Rachen. Weil auch diese Krankheit schwere Verläufe nehmen kann, empfiehlt die Stiko zwei Schutzimpfungen im Säuglings- und Kindesalter. Erwachsene, die nach 1970 geboren sind und nicht wissen, ob sie geimpft wurden, empfiehlt die Stiko eine Standardimpfung. Dasselbe gilt für Erwachsene, die nie eine Masern-Impfung erhalten haben oder nur eine Impfung in der Kindheit hatten.  © Tom Weller/dpa
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung mit Diagnose „Herpes zoster“
Gürtelrose (auch Herpes zoster) ist eine Virusinfektion, gegen die man sich impfen lassen kann. Die Stiko empfiehlt die Schutzimpfung allen Ü-60-Jährigen, um schweren Verläufen vorzubeugen.  © Sascha Steinach/Imago
Frau sitzt krank auf dem Sofa.
Eine Infektion mit Influenzaviren kann für vorerkrankte und immunschwache Menschen gefährlich sein. Wo gesunde Erwachsene die Grippe meist ohne Komplikationen auskurieren, steigt bei älteren Menschen das Risiko, schwer zu erkranken. Deshalb rät die Stiko Menschen, die älter als 60 sind, zu einer jährlichen Influenza-Impfung.  © Imago
Ein positiver Corona-Schnelltest im November 2023
Um schweren Covid-19-Krankheitsverläufen und Long Covid vorzubeugen und das Gesundheitssystem zu entlasten, empfiehlt die Stiko allen Personen ab 18 Jahren eine Basisimmunität bestehend aus drei Antigenkontakten. Dazu zählen Impfungen (mindestens zwei Impfstoffdosen) und Infektionen. Menschen mit erhöhtem Risiko für schweres Covid-19 wie Ü-60-Jährige sollten sich der Stiko zufolge für eine jährliche Auffrischimpfung entscheiden. Diese wird einmal im Jahr im Abstand von etwa zwölf Monaten zum letzten Antigenkontakt verabreicht.  © Imago

Nerz- oder Vogelfarmen bergen ein höheres Risiko, dass sich der Vogelgrippevirus H5N1 schnell verbreitet. Die Tiere leben dort oft eng aneinander und der Virus kann so einfacher von einem Lebewesen zum nächsten springen. Da Nerzen ähnliche Atemwege wie Menschen haben, können sie sowohl Vogel- als auch Menschengrippeviren aufnehmen. Dies kann zur Entstehung neuer Virusvarianten führen, die besser auf Menschen übertragbar sind.

Noch keine Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Risiko für Vogelgripp bei Allgemeinbevölkerung gering

Wie das RKI mitteilt, wurden seit 2003 weltweit über 2600 humane Erkrankungen und 1100 Todesfälle auf eine Ansteckung mit der Vogelgrippe zurückgeführt. Dabei erfolgte keine Infektion von einem Menschen zum anderen, sondern durch infizierte Tiere. In Deutschland habe sich noch kein Mensch infiziert. Trotz Warnungen von Fachleuten und Impfungen in Finnland für Risikogruppen, wird die Gefahr, an der Vogelgrippe zu erkranken, für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering eingestuft. (nbe/dpa)

Rubriklistenbild: © IMAGO / Bihlmayerfotografie & picture alliance/dpa | Robert Michael

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