Experten verärgert
„Gewaltiger Rückschritt“ – Neuseeland will Anti-Tabak-Gesetz kippen
Kurz nach der Vereidigung will Neuseelands neue Regierung das geplante Rauch-Verbot kippen. Vor allem Gesundheitsexperten sind empört.
Wellington – Wer ab dem Jahr 2009 geboren wurde, soll in Neuseeland künftig eigentlich keinen Tabak mehr kaufen können. Das hatte im vergangenen Jahr Labour-Chefin Jacinda Ardern auf den Weg gebracht. Inzwischen wurde aber die neue, konservative Regierung vereidigt. Diese will das Anti-Tabak-Gesetz so nicht umsetzen.
Neue Regierung in Neuseeland: Aufschrei bei Gesundheitsexperten
Das kündigte der neue Ministerpräsident Christopher Luxon der National Party am Montag (27. November) an. Damit will die Koalition, der auch die populistische Partei NZ First angehört, Steuersenkungen finanzieren. Das von der linken Vorgängerregierung anvisierte Ziel, ab 2025 rauchfrei zu werden, rutscht damit in weite Ferne.
Die geplante Abschwächung des Gesetzes führte vor allem bei Gesundheitsexperten zu einem Aufschrei. Deshalb forderte die nationale Maori-Gesundheitsorganisation Hāpai Te Hauora, die Aufhebung zu überdenken. Neuseeland gelte wegen seiner bahnbrechenden Bemühungen bei der Eindämmung des Tabakkonsums international als Musterbeispiel, sagte Interims-Geschäftsführer Jason Alexander. „Wir können nicht zulassen, dass unsere Schwächsten den Preis für Steuersenkungen zahlen, um die Reichsten unseres Landes zu befriedigen und ihre Taschen aufzufüllen.“
Neuseeland will Anti-Tabak-Gesetz kippen: „Katastrophaler, schrecklicher Schritt“
Die neuseeländischen Ureinwohner weisen eine höhere Raucherquote als der Rest der Bevölkerung auf und leiden besonders häufig unter tabakbedingten Krankheiten. „Damit hätten wir nicht gerechnet, wir hätten nicht gedacht, dass eine Regierung so rückständig sein könnte“, erklärte Richard Edwards, Experte für Tabak-Kontrolle von der Universität von Otago, der Nachrichtenagentur AFP. „Es ist ein katastrophaler, schrecklicher Schritt.“
Der neue Premier kippte das geplante Rauch-Verbot direkt am ersten Tag im Amt, obwohl Rauchen ein Thema im Wahlkampf war. Geplant sind stattdessen jetzt Aufklärungsprogramme, wie die Tagesschau berichtete. Luxon will damit einen Tabak-Schwarzmarkt vermeiden. Zudem sollen Raucher animiert werden, aufs Vaping umzusteigen. Dabei sind Einweg-E-Zigaretten nicht ganz ungefährlich. Auch Großbritannien wollte Neuseelands Vorbild folgen und langfristig Zigaretten verbieten.
„Gewaltiger Rückschritt“: Neuseeland will geplantes Rauch-Verbot stoppen
Sollte die neue Regierung mit der Aufhebung fortfahren, wäre dies „ein gewaltiger Rückschritt für die Gesundheit der Atemwege“, hieß es seitens der neuseeländischen Asthma and Respiratory Foundation. Zudem stelle die Änderung eine große „Belastung für unser Gesundheitssystem“ dar.
Auch in den sozialen Medien wurde über die geplante Aufhebung des Rauch-Verbots diskutiert. „Menschen vor Profit“, forderte ein Nutzer beim Kurznachrichtendienst X. „Das ist enttäuschend, aber nicht überraschend“, meinte ein anderer. „Die Tabaksteuer macht mehr süchtig als Nikotin“, kommentierte ein weiterer.
Wer mit dem Rauchen aufhört, minimiert gesundheitliche Folgen. Dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge schädigt Tabakkonsum nahezu jedes Organ im Körper. Raucher haben häufig mit chronischen Erkrankungen der Atemwege, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs zu kämpfen. Weltweit ist Rauchen für etwa acht Millionen vorzeitige Todesfälle im Jahr verantwortlich. Inzwischen wurde das Aus für Einweg-E-Zigarette bis Ende 2026 beschlossen. (kas/dpa/AFP)
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