Nah- und Fernverkehr betroffen
Über 80 Züge fallen täglich aus: Brenner-Totalsperre in der Hauptreisezeit
Wegen umfangreicher Bauarbeiten muss die Brennerbahnstrecke im August zweieinhalb Wochen komplett gesperrt werden: Zwischen Sonntag (6. August) 22 Uhr, und Mittwoch (23. August) 5 Uhr, findet kein Personen- und Güterzugverkehr zwischen Innsbruck und dem Brenner statt. Dies betrifft mitten in der Hauptreisezeit 71 Nahverkehrs- und zehn Fernverkehrszüge täglich – und somit Tausende Bahnkunden.
Innsbruck – Die Arbeiten betreffen den gesamten, über 30 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Innsbruck (Sonnenburgtunnel) und dem Brennersee-Terminal, erklärt Manuel Kieninger, als Regionalleiter Infrastruktur bei den ÖBB für die Bauarbeiten verantwortlich: „Wir nützen die Sperre für alles, was möglich ist.“
Warum ist die Sperre nötig?
Vor allem in den Tunnels wird intensiv gewerkt – von Servicearbeiten über Entwässerung (Wasser im Tunnel beeinträchtigt die Anlagen, gerade auch durch Vereisung im Winter) bis zu Gleis-Neulagen. Der Platz in den Tunnels ist so eng, dass ohne komplette Streckensperre keine Arbeiten möglich sind: „Wenn ein Bagger im Tunnel ist, kann da kein Zug mehr fahren“, stellt Kieninger klar. Auch auf der restlichen (Berg-)Strecke, zwischen Hang und Abgrund, sei ein eingleisiger Betrieb nicht möglich – zumal die Zufahrt zu einzelnen Baustellenabschnitten nur über Schienen erfolgen kann. Neben den Hauptarbeiten finden rund 50 weitere Einzelmaßnahmen statt.
Das Wichtigste in Kürze:
- Totalsperre auf Brennerbahnstrecke von 6. August 22 Uhr bis 23. August, 5 Uhr Erneuerung von acht Weichen, Sanierung von drei Weichen
- Gleisneulage mit 2500 Metern, davon 960 Meter im Tunnel (Mühltaltunnel und Schönbergtunnel)
- 5000 Meter neue Schienen
- 4000 Stück Schwellen
- 5000 Tonnen Schotter
- In Summe werden während der Sperre neben den großen Gleis- und Tunnelbauarbeiten circa 50 Maßnahmen umgesetzt (Sanierungen von Mauern, Erneuerung Mattengleis Brennersee, Inspektionen, Hölzschlägerungen, Bahnsteigsanierung Steinach)
- Vorarbeiten (Nachtschicht) starten schon mit 17. Juli
- Die ÖBB investieren in die Arbeiten rund 15 Mio. Euro
Für Streckensperren wie diese – mehrwöchige Totalsperren auf der Brennerstrecke gab es zuletzt 2012 und 2018 – ist ein mehrjähriger Vorlauf nötig, laut ÖBB wurde alles intensiv mit den Nachbarländern wie auch der Asfinag abgestimmt. Der Termin im Sommer ergibt sich daraus, nicht unbedingt aus technischen Notwendigkeiten. Auch eine Totalsperre Bozen – Trient zwischen Sonntag, 6. August und Freitag, 11. August wurde bewusst in dieser Zeit angesetzt.
Auswirkungen auf den Nahverkehr
Von der Sperre sind Nah- wie Fernverkehr betroffen, ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet, die in Innsbruck wie gewohnt am Frachtenbahnhof starten. Im Nahverkehr wird die S-Bahn-Linie 3 mit jeweils einem bis vier Bussen pro Zuggarnitur ersetzt. Sie fahren in Innsbruck 30 Minuten früher ab, „dadurch sind in Steinach alle Anschlüsse in die Seitentäler gewahrt“, erklärt Werner Dilitz, Regionalleiter Personenverkehr bei den ÖBB. Nach St. Jodok wird der Ersatzverkehr über Kleinbusse abgewickelt. Richtung Innsbruck fahren die Busse mit eingeplanter Umsteigezeit am Brenner später ab und kommen bis zu 30 Minuten später in Innsbruck Hbf. an.
Auswirkungen im Fernverkehr
Der logistische Aufwand ist enorm: Pro ausfallendem Eurocity fahren zehn Busse (!) als Schienenersatzverkehr (Ausnahme: der Railjet 185 fällt zwischen Innsbruck und Bozen ersatzlos aus). Es verkehren Direktbusse bis Bozen und Trient sowie ein Bus nach Franzensfeste und Brixen. Von 7. bis 11. August kann der Bahnhof Brenner nicht angefahren werden. Am Brenner fahren übrigens alle Fernverkehrszüge an Bahnsteig 1 ab, um das Umsteigen zu erleichtern.
Radtransport ist in dieser Zeit nur eingeschränkt möglich (Fahrradtransporte halten nur in Innsbruck, Steinach sowie am Brenner), im Fernverkehr gar nicht.
Alle Änderungen sind bereits in die Online-Fahrpläne unter www.oebb.at eingepflegt, an den Bahnhöfen werden Ersatzfahrpläne ausgelegt, zudem wird es am Brenner, in Innsbruck, Steinach, Bozen und Trient „Reisendenlenker“ geben, die vor Ort Auskünfte erteilen.
Rollende Landstraße fällt aus
Auch der Güterverkehr ist natürlich betroffen: Die „Rollende Landstraße“ (RoLa) zwischen Wörgl und Brenner fällt aus. Dafür wird, wie berichtet, das sektorale Fahrverbot für die Zeit der Sperre ausgesetzt. Somit ist auf der Brennerautobahn mit noch stärkerem Lkw-Verkehrsaufkommen zu rechnen. Der internationale Güterverkehr wird über Villach bzw. Tarvis umgeleitet.
Dieser Artikel stammt von Michael Domanig von der „Tiroler Tageszeitung“.
