Blockade gegen Ausbau in Bayern
Tirol nimmt Deutschland in die Pflicht: Basistunnel benötigt leistungsfähige Zulaufstrecke
Die notwendige Zulaufstrecke in Bayern für den Brennerbasistunnel zwischen München und Kufstein droht zum Fiasko zu werden. Denn die konservative CDU sowie ihre Schwesterpartei in Bayern, die CSU, lehnen die von der Deutschen Bahn vorgelegte Trasse ab. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (VP) und Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) drängen hingegen auf eine Trassenführung und auf ein konkretes Projekt.
Innsbruck/München - Am 16. Oktober findet eine Anhörung im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags statt, der 2025 eigentlich grünes Licht für die 54 Kilometer lange Strecke sowie die Finanzierung über rund 10 Milliarden Euro geben soll. CDU und die bayerische CSU haben ihn beantragt. Unterstützt werden die Oppositionsparteien im Bundestag von den Bürgerinitiativen im Landkreis Rosenheim.
CDU/CSU sprechen sich für eine neue Trasse aus. Zum einen wird ein Tunnel im sogenannten „Wildbarren“ (Bayerische Voralpen) gefordert, auf eine oberirdische Verknüpfungsstelle zwischen Flintsbach und Oberaudorf soll deshalb verzichtet werden. Außerdem plädiert die Unionsfraktion dafür, eine Unterquerung des Inns nördlich von Rosenheim zu ermöglichen. „Die betroffenen Gemeinden, Bürgerinitiativen, Landwirte und die politischen Mandatsträger fordern umweltverträgliche Lösungen“, begründen die beiden Fraktionschefs Friedrich Merz, der auch Kanzlerkandidat der CDU ist, sowie Alexander Dobrindt (CSU).
Der Landeskreis Rosenheim fordert, dass im Bereich nördlich von Rosenheim die Trasse weitestgehend in Tunneln und Trogbauwerken geführt wird. Die Befürchtung: Der Landwirtschaft wird damit die wirtschaftliche Grundlage entzogen. Dies wird zwangsläufig die Aufgabe zahlreicher landwirtschaftlicher Familienbetriebe zur Folge haben. Die betroffenen Betriebe bewirtschaften seit Generationen das größte zusammenhängende Almgebiet Deutschlands, welches dadurch wiederum in seiner Existenz gefährdet wird.
Tirol macht Druck
Zur Anhörung sind nicht nur die Mitglieder des Verkehrsausschusses geladen, sondern auch Experten wie Ingrid Felipe, Vorstandsmitglied der DB InfraGO AG für Infrastrukturplanung und -projekte. Die deutsche SPÖ hat zudem den Tiroler Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ).
Tirol macht schließlich Druck. Sollte es nämlich 2025 keinen Beschluss geben – Verkehrsexperten in Deutschland gehen jedenfalls von diesem Szenario aus –, dürfte der Brenner-Nordzulauf in Bayern wohl nicht vor dem Jahr 2050 in Betrieb gehen. Das wäre ein herber Rückschlag für die Verlagerung der Gütertransporte von der Straße auf die Schiene, weil der Brennerbasistunnel nicht seine gesamte Wirkung entfalten könnte.
Ähnlich argumentiert Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP): „Wir alle haben größtes Interesse an einer leistungsfähigen und effizienten Nord-Süd-Eisenbahnverbindung. Dieses Interesse muss sich nun aber dringend an konkreten Projekten und Umsetzungsplänen widerspiegeln. Tirol kennt die Diskussion rund um Trassenführung und Untertunnelung auf der Unterinntaltrasse nur zu gut. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Nachbarn, um gemeinsam mit der Bevölkerung die Verkehrswende voranzutreiben.“ Zumtobel will deshalb Klartext reden, wie er gegenüber der TT erklärt.
„Die Einladung in den deutschen Verkehrsausschuss gibt mir die Möglichkeit, die Transitproblematik in Tirol direkt und persönlich den politischen Verantwortungsträgern in Berlin zu erläutern und mich für den raschest möglichen Bau des Brenner-Nordzulaufs einzusetzen. Die Zulaufstrecken sind für den Brenner Basistunnel notwendig, um eine effiziente Nutzung des weltweit längsten Eisenbahntunnel sicherzustellen, die Bevölkerung zu entlasten und unsere Verkehrs- und Klimaziele zu erreichen.“ Die Entlastung des gesamten Brennerkorridors könne nur durch die Verlagerung der Güter auf die Schiene gelingen und dazu benötige es auch die politische Unterstützung Deutschlands, um dieses alpenquerende Projekt auch endlich im Zulauf auf Schiene zu bringen.
Dieser Text stammt von Peter Nindler aus unserem Partnerportal der Tiroler Tageszeitung.