„Konnten nicht reagieren“
Hochwasser-Drama mit zwei Toten: Anwohner in Schorndorf wähnten sich vor Flutwalze in Sicherheit
Die Bewohner des baden-württembergischen Schorndorf rechneten nicht mit einer nahenden Hochwasser-Tragödie. Plötzlich verschärfte sich die Lage unerwartet.
Schorndorf – Der Dauerregen im Süden Deutschlands verwandelte den nicht einmal knietiefen kleine Fluss Tannbach im baden-württembergischen Schorndorf am Sonntagabend (2. Juni) zur reißenden Flut. Die Hochwasserlage hatte sich dort über Nacht unerwartet verschärft. Eine regelrechte Sturzflut überraschte die Menschen im Ort, wie aus Berichten von Anwohnern hervorgeht.
Anwohnerin von Schorndorf: „Um 18 Uhr dachten wir, wir sind aus dem Gröbsten raus“
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Freitagnachmittag für die östlichen Regierungsbezirke Stuttgart und Tübingen bis Sonntag um Mitternacht die höchste Warnstufe 4 ausgerufen. Ein DWD-Meteorologe warnte: „Da fällt quasi eine Monatsmenge Regen innerhalb von zwei Tagen.“ Viele Menschen in Miedelsbach, einem Stadtteil von Schorndorf im Rems-Murr-Kreis und damit im Regierungsbezirk Stuttgart, fühlten sich am frühen Sonntagabend aber offenbar bereits sicher.
Eine Anwohnerin berichtete dem Focus: „Um 18 Uhr dachten wir, wir sind aus dem Gröbsten raus.“ Doch gegen 22 Uhr erhielt sie eine Nachricht von einem Nachbarn, dass der Pegel des Tannbach schnell steige. „15 Minuten später war die Garage voll“, schilderte die Anwohnerin. Etwa 1,50 Meter hoch habe das Wasser in der Garage und im Erdgeschoss ihres Hauses gestanden. Die Schäden sind erheblich.
Ähnlich erging es auch anderen Bewohnern des Stadtteils: Eine Anwohnerin habe am Nachmittag noch im Garten gesessen und die Sonne genossen. Ihr Sohn sei später nach Hause gekommen und habe den hohen Wasserstand des Tannbach bemerkt. Kurz darauf sei eine Flutwelle vom Hang herab geschossen. „Das ging so schnell, dass wir nicht reagieren konnten“, erklärte die Betroffene aus dem rund 2.000 Einwohner zählenden Stadtteil Miedelsbach dem Focus.
Hochwasser hinterlässt Verwüstung und fordert zwei Todesopfer: Ermittlungen laufen
Die Fluten seien so schnell über die Region hereingebrochen, dass sich Feuerwehrleute teils selbst hätten retten müssen, teilte auch der Oberbürgermeister von Schorndorf, Bernd Hornikel, laut dpa mit. Teilweise seien die Einsatzkräfte wegen der schnell hereinbrechenden Wassermassen auf das Fahrzeugdach geflüchtet. Die Wassermassen, die sich durch den kleinen Ort schoben, trieben tonnenschwere Autos vor sich her und stapelten sie teils übereinander, wie nach dem Abfließen des Wassers aufgenommene Fotos zeigen. Nun herrscht totale Verwüstung im Ortskern von Schorndorf.
Hochwasser in Süddeutschland: Bilder zeigen Ausmaß und massive Schäden der Fluten




Zwei Menschen waren in Schorndorf ums Leben gekommen, die Augenzeugenberichten zufolge versucht hatten, den Keller ihres Hauses leerzupumpen. Laut Polizei handelte sich um einen 58-jährigen Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter. Feuerwehrleute hatten die Leichen im leergepumpten Keller gefunden. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, sei derzeit noch nicht bekannt, teilte die Polizei am Montag mit. Die genaue Todesursache sei bislang unklar, die kriminalpolizeilichen Ermittlungen dauern an. Deutschlandweit starben bis Dienstagnachmittag fünf Menschen beim Hochwasser.
Rubriklistenbild: © IMAGO/Simon Adomat / vmd-images
