Drama an der Adria
Überschwemmungen in Italien: Acht Todesopfer, 250 Erdrutsche, Tausende ohne Dach über dem Kopf
Fluten ebnen sich ihren Weg, Schlammlawinen blockieren Straßen und Felder gleichen Seelandschaften: In Italien ist es nach heftigen Regenfällen zu teils dramatischen Überschwemmungen gekommen. Mindestens acht Menschen kamen dabei ums Leben.
Update, 15.29 Uhr - Inzwischen acht Tote nach Überschwemmungen in Italien
Nach den Unwettern und Überschwemmungen in Italien ist die Anzahl der Opfer weiter gestiegen. Mindestens acht Tote wurden bis Mittwochmittag geborgen. Das teilte Irene Priolo, die Vizepräsidentin der am heftigsten betroffenen Region Emilia-Romagna, mit. Wegen der außergewöhnlich heftigen Niederschläge seit Wochenbeginn traten 21 der insgesamt 23 Flüsse in der Region über die Ufer. 37 Gemeinden waren vom Hochwasser betroffen. Die Behörden registrierten zudem 250 Erdrutsche, 120 davon mit schweren Folgen.
Regionalpräsident Stefano Bonaccini sprach von „unglaublichen Zahlen und sehr vielen Evakuierten“. Unter anderem in der Provinz Ravenna und rund um die Hauptstadt Bologna mussten mehrere Tausend Menschen ihre Häuser verlassen und in Sicherheit gebracht werden.
Der Zivilschutz berichtete von etwa 50.000 Menschen ohne Strom und 100.000 Leuten ohne Mobilfunknetz. Der regionale Bahnverkehr in der Emilia-Romagna wurde komplett eingestellt. Unzählige Straßen sind überflutet, viele von ihnen wurden heftig beschädigt.
In 36 Stunden habe es pro Quadratmeter durchschnittlich 200 Liter Wasser geregnet, in manchen Gegenden sogar 500 Liter. Der Zivilschutz-Minister Nello Musumeci erklärte, dass es normalerweise in jenen Regionen 1000 Liter Wasser in einem ganzen Jahr regnet.
Update, 13.51 Uhr - Formel-1-Rennen in Imola wegen Unwetter-Folgen abgesagt
Wegen heftiger Regenfälle und Überschwemmungen ist das für Sonntag geplante Formel-1-Rennen in Imola abgesagt worden. Es sei nicht sicher, den Grand Prix in Italien unter den aktuellen Umständen zu veranstalten, teilte die Rennserie am Mittwoch mit. „Es wäre nicht richtig, in dieser schwierigen Zeit für weiteren Druck für die lokalen Behörden und Sicherheitskräfte zu sorgen“, hieß es nach Beratungen der Formel-1-Spitze mit den zuständigen Ministerien, der Regionalverwaltung und dem italienischen Motorsportverband.
In der Region Emilia-Romagna in Norditalien, in der die Rennstrecke von Imola liegt, gehen seit Tagen heftige Niederschläge nieder. Das Fahrerlager an der Rennstrecke wurde bereits am Dienstag aus Sicherheitsgründen geräumt, weil ein naher Fluss über die Ufer zu treten drohte. Auch am Mittwoch durfte kein Formel-1-Personal an dem Kurs arbeiten. Die Vorbereitungen auf den sechsten Saisonlauf waren damit ohnehin schon erheblich verzögert.
Der italienische Vize-Regierungschef Matteo Salvini hatte am Mittwoch mit Blick auf die Situation bereits die Absage des Formel-1-Rennens gefordert. Als Infrastruktur- und Verkehrsminister habe er mit den Behörden und Organisatoren des Grand Prix gesprochen, verlautete am Mittwoch aus Ministeriumskreisen.
In diesen Tagen müssten alle Kräfte dem Kampf gegen die Unwetter und das Hochwasser gelten, sagte Salvini von der rechtspopulistischen Lega demnach. Zudem sei zu vermeiden, dass es in den betroffenen Gebieten wegen der vielen Besucher und Autos zu einer Überbelastung komme.
Das Gebiet an der Adriaküste wird seit Dienstag von schweren Unwettern heimgesucht. Mindestens fünf Menschen kamen dabei ums Leben, wie Italiens Minister für Zivilschutz, Nello Musumeci, am Mittwoch bestätigte. Es wird demnach weiter nach einem vermissten Menschen gesucht.
team message following the violent rain storm that hit the city of Faenza and the Emilia-Romagna region. pic.twitter.com/CKre5kGLj3
— Scuderia AlphaTauri (@AlphaTauriF1) May 4, 2023
Die Formel 1 und die Teams sprachen den Betroffenen der Unwetter ihr Mitgefühl aus. In der Nähe der Rennstrecke liegen auch die Rennfabriken der Teams Ferrari und Alpha Tauri.
Update, 13.04 Uhr - Fünf Tote, Tausende aus Häusern evakuiert
Mindestens fünf Menschen kamen bei den schweren Überschwemmungen ums Leben, wie Italiens Minister für Zivilschutz, Nello Musumeci, nun bestätigte. Es wird demnach weiter nach einem vermissten Menschen gesucht.
Per i #negazionisti del cambiamento climatico ... questa è una via centrale della mia città, la città di #Cesena. In 62 anni non ho mai visto una cosa simile 😱 ... e le previsioni per la notte sono disastrose 😪🙏🏻 #ClimateEmergency #Clima #EmiliaRomagna #maltempo #WINTER pic.twitter.com/NMD3rRFjsR
— Andrea Montani 🐧NAFO (@AndyMontany) May 16, 2023
Am stärksten betroffen sind die Provinzen Ravenna, Forlì-Cesena, Rimini und Bologna - und dort insbesondere die Städte Faenza, Cesena und Forlì, wie die italienische Feuerwehr mitteilte. Die Feuerwehr rückte demnach seit Dienstagmorgen zu mehr als 600 Einsätzen aus und war dort mit rund 400 Feuerwehrleuten vor Ort. Sie retteten etwa Menschen, die in ihren Häusern vom Wasser eingeschlossen waren, oder in den Wassermassen gestrandete Autofahrer. In der Stadt Cesena, wo der Fluss Savio über die Ufer getreten ist, haben die Einsatzkräfte Dutzende von Menschen gerettet, die auf den Dächern ihrer Häuser festsaßen.
Auf Bildern und Videos der Feuerwehr war zu sehen, wie ganze Straßenzüge unter Wasser stehen, Schlammlawinen Straßen blockieren und Felder wegen der Wassermassen Seelandschaften gleichen. Laut Zivilschutz sind allein in der Emilia-Romagna 14 Flüsse über ihre Ufer getreten.
Update, 11.40 Uhr - Überschwemmungen fordern drei Tote
Nach heftigen Regenfällen ist es in den italienischen Regionen Emilia-Romagna und den Marken zu teils dramatischen Überschwemmungen gekommen. Das Gebiet an der Adriaküste wird seit Dienstag von schweren Unwettern heimgesucht. Drei Menschen kamen dabei ums Leben, wie die Nachrichtenagentur Adnkronos und andere italienische Medien am Mittwoch berichteten. Ein Mann hielt sich demnach während der Überschwemmung im Erdgeschoss seines Hauses auf und ertrank. Bei einem Todesopfer soll es sich um eine Frau aus Deutschland handeln. Sie sei von den Wassermassen an den Strand gespült worden, heißt es nach übereinstimmenden Berichten aus Italien. Es gibt zudem Berichte über Vermisste.
Eine Frau in Faenza berichtete, wie schnell sich die Wassermassen ihren Weg ebneten - innerhalb von zehn Minuten stieg das Wasser nach ihren Worten fast bis zum ersten Stock ihres Hauses. „Eine Nachbarin von mir war allein mit vier kleinen Kindern im Haus, sie rief um Hilfe und niemand kam. Wir blieben die ganze Nacht bei ihnen, im Schlafanzug. Die Kinder weinten. Eine Katastrophe“, wird sie von Ansa zitiert.
Laut Zivilschutz-Minister Nello Musumeci werden etwa 5000 Menschen in den Gegenden evakuiert. „Aber es könnten noch mehr werden. Wir sind bereit einzugreifen als Regierung“, sagte er am Mittwochmorgen im italienischen Radio. Die Regierung habe bereits 10 Millionen Euro für die ersten Ausgaben und Notfälle infolge der Überschwemmungen bewilligt. Der Zivilschutz rief die Menschen auch in den kommenden Stunden zu großer Vorsicht auf. Menschen, die nicht evakuiert wurden, sollten sich etwa in höheren Stockwerken von Gebäuden in Sicherheit bringen.
Erstmeldung
In den italienischen Regionen Emilia-Romagna und den Marken ist es nach heftigen Regenfällen teils zu Überschwemmungen gekommen. In einigen Gegenden in den Regionen an der Adriaküste mussten am Dienstag Menschen evakuiert werden, da Flüsse oder Bäche wegen des starken Regens über die Ufer traten oder zumindest drohten, überzutreten. Insgesamt rund 900 Menschen wurden in dem ganzen Gebiet sicherheitshalber evakuiert, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. In der Stadt Senigallia in der Nähe von Ancona musste etwa auch die Notaufnahme des Krankenhauses wegen einer Überschwemmung geräumt werden. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
🔴 #Maltempo #EmiliaRomagna, esondato il fiume Savio a #Cesena nella zona di via Roversano e via dei Mulini: segnalate persone bloccate sui tetti per l'alto livello dell'acqua, in atto sull'area operazioni di soccorso con l'elicottero dei #vigilidelfuoco [#16maggio 17:45] pic.twitter.com/UiRZ8CGU2r
— Vigili del Fuoco (@vigilidelfuoco) May 16, 2023
Umgestürzte Bäume, Erdrutsche, Schulschließungen
Die italienische Feuerwehr berichtete zudem von umgestürzten Bäumen, Erdrutschen sowie Rettungen von Autofahrern in Not. Bis zum Nachmittag rückten die Einsatzkräfte zu mehr als 120 Einsätzen aus, hieß es. Insbesondere der Fluss Savio sei überschwemmt - Menschen harrten auf Dächern aus, um bei Helikoptereinsätzen gerettet zu werden. Auch die Bahnverbindungen zwischen einigen Städten in der Gegend mussten gesperrt werden. In manchen Städten wurden sicherheitshalber zudem die Schulen geschlossen. Wegen des starken Windes und der Gefahr vor hohen Wellen haben Gemeinden an der Adria ein Zugangsverbot zu ihren Stränden erlassen. Überschwemmungen und Erdrutsche gab es auch in der Provinz Pesaro Urbino in den Marken.
Maltempo diffuso su tutta la provincia di #Rimini: disposto invio di squadre in rinforzo da Forlì-Cesena, Ferrara e Bologna, svolti 40 interventi dai #vigilidelfuoco. Nella clip il soccorso ad un operaio bloccato in un'azienda a Riccione, zona Circonvallazione [#16maggio 13:30] pic.twitter.com/RdJW4oBWpM
— Vigili del Fuoco (@vigilidelfuoco) May 16, 2023
Der Zivilschutz hatte bereits am Montag eine Warnung der höchsten Stufe vor Überschwemmungen und Erdrutschen für die Region Emilia-Romagna herausgegeben. Die Bewohner einiger Provinzen wurden aufgefordert, unnötige Reisen zu vermeiden und wenn möglich von zuhause zu arbeiten. Die Region in Norditalien war bereits Anfang Mai von heftigen Niederschlägen und daraufhin über die Ufer tretenden Flüssen heimgesucht worden. Dabei kam es auch zu Todesopfern, Hunderte Menschen wurden evakuiert.
Cesena, la strada è un fiume: un uomo nuota tra le auto #cesena #alluvione #savio #localteam pic.twitter.com/SHeUwy76Fr
— Local Team (@localteamtv) May 16, 2023
Auch auf der Mittelmeerinsel Sizilien kam es in der Nacht zu Dienstag zu starkem Regen. Die Feuerwehr musste nach eigenen Angaben zu rund 115 Einsätzen ausrücken, um etwa Autofahrern zu helfen sowie umgefallene Bäume zu entfernen.
mh/dpa

