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Jahrhundert-Hochwasser

Deiche gebrochen, 2000 Menschen evakuiert, eine Tote: Die verheerende Sturmflut-Bilanz an der Ostsee

Das Wasser der Ostsee stand so hoch wie seit 100 Jahren nicht, der Schaden geht in die Millionen. Eine Frau starb, 2000 mussten fliehen. Die Sturmflut-Bilanz.

Kiel – Ausnahmezustand an der Ostseeküste, vor allem in Schleswig-Holstein. Jetzt ist das Schlimmste überstanden, aber die Schäden der Sturmflut sind enorm. Der Katastrophenschutz rechnet damit, dass der Hochwasserschaden in dreistellige Millionenhöhe geht. Wie schlimm es wirklich aussieht, werde sich am Samstag zeigen, sagte Stabsleiter Ralf Kirchhoff der Nachrichtenagentur dpa.

Jahrhundertflut an der Ostsee: Schäden in Millionenhöhe – die Bilder

Die überflutete Obertrave bei den Salzspeichern. Sturmflut an der Ostseeküste, 20.10.23 Lübeck Schleswig-Holstein German
Bei der schweren Sturmflut an der Ostsee kam eine Frau ums Leben. Die Pegelstände waren so hoch wie seit 100 Jahren nicht. Die Schäden entlang der Ostseeküste sind dramatisch. © IMAGO/54° / Felix Koenig
Tief „Viktor“ breitete sich in ganz Deutschland aus und sorgte bis Samstagmorgen (21. Oktober) für regnerisches Wetter. Besonders an der Ostseeküste wurde es stürmisch. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnte aufgrund starker Böen vor einer Sturmflut.
Tief „Viktor“ breitete sich in ganz Deutschland aus und sorgte bis Samstagmorgen (21. Oktober) für regnerisches Wetter. Besonders an der Ostseeküste wurde es stürmisch. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) warnte aufgrund starker Böen vor einer Sturmflut. © Jens Büttner/dpa
Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchten bereits am Donnerstagnachmittag in Kiel-Schiksee dutzende Strandkörbe vor den Flutwellen der Ostsee zu sichern.
Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchten bereits am Donnerstagnachmittag in Kiel-Schiksee dutzende Strandkörbe vor den Flutwellen der Ostsee zu sichern.  © Axel Heimken/dpa
Auch in Dänemark sahen die Wettervorhersagen düster aus. Die Sturmflut hatte die Küsten im Süden und Osten erreicht und zu Stromausfällen und Evakuierungen geführt. Der Wasserstand könnte bis zu 2,4 Meter über den Normalwert steigen.
Auch in Dänemark sahen die Wettervorhersagen düster aus. Die Sturmflut hatte die Küsten im Süden und Osten erreicht und zu Stromausfällen und Evakuierungen geführt. Der Wasserstand könnte bis zu 2,4 Meter über den Normalwert steigen. © Pelle Rink/dpa
Das Wasser aus der Schlei überschwemmte einen Bootshafen. Wegen des Sturmtiefs sind an der Ostseeküste die ersten Straßen und Uferbereiche vom Hochwasser überschwemmt worden. So standen am Freitagmorgen sowohl in Wismar als auch in Kiel und Flensburg zahlreiche Straßen und Plätze unter Wasser. Mit Sirenen und Lautsprecherdurchsagen warnte die Feuerwehr vor Hochwasser.
Das Wasser aus der Schlei überschwemmte einen Bootshafen. Wegen des Sturmtiefs sind an der Ostseeküste die ersten Straßen und Uferbereiche vom Hochwasser überschwemmt worden. So standen am Freitagmorgen sowohl in Wismar als auch in Kiel und Flensburg zahlreiche Straßen und Plätze unter Wasser. Mit Sirenen und Lautsprecherdurchsagen warnte die Feuerwehr vor Hochwasser. © Frank Molter/dpa
Wellen der Ostsee peitschen an den Leuchtturm auf der Ostmole bei Sassnitz auf Rügen
Wellen der Ostsee peitschen an den Leuchtturm auf der Ostmole bei Sassnitz auf Rügen © Georg Moritz/dpa
Vielerorts trat das Wasser an der Ostseeküste über die Ufer. Das zeigte auch ein Blick in den überschwemmten Niendorfer Hafen am Timmendorfer Strand.
Vielerorts trat das Wasser an der Ostseeküste über die Ufer. Das zeigte auch ein Blick in den überschwemmten Niendorfer Hafen am Timmendorfer Strand. © Susanne Hübner/imago
Feuerwehrleute sicherten mit Sandsäcken einen Schutzwall gegen das ansteigende Hochwasser der Ostsee. Die Stadt Flensburg war besonders betroffen. Der Wasserpegel kletterte in der Nacht zu Samstag auf 2,27 Meter. So hoch stand das Wasser 100 Jahre nicht.
Feuerwehrleute sicherten mit Sandsäcken einen Schutzwall gegen das ansteigende Hochwasser der Ostsee. Die Stadt Flensburg war besonders betroffen. Der Wasserpegel kletterte in der Nacht zu Samstag auf 2,27 Meter. So hoch stand das Wasser 100 Jahre nicht. © Jens Büttner/dpa
Die Sturmflut forderte an der Ostsee ein Todesopfer. Eine 33-jährige Frau starb auf der Insel Fehmarn durch einen Baum, der vom Sturm umgerissen wurde und auf ihr Auto stürzte.
Die Sturmflut forderte an der Ostsee ein Todesopfer. Eine 33-jährige Frau starb auf der Insel Fehmarn durch einen Baum, der vom Sturm umgerissen wurde und auf ihr Auto stürzte. © Willi Schewski/imago
Der mächtige Sturm drückte das Ostseewasser an Land und sorgte für Überschwemmungen in Schleswig-Holstein. Die Einsatzkräfte arbeiteten mit Hochdruck im Dauereinsatz.
Der mächtige Sturm drückte das Ostseewasser an Land und sorgte für Überschwemmungen in Schleswig-Holstein. Die Einsatzkräfte arbeiteten mit Hochdruck im Dauereinsatz. © Frank Molter/dpa
Seit Samstagmorgen sind die Pegel an der Ostseeküste rückläufig. Das Wetter hat sich wieder beruhigt, doch die Sturmflut lässt zahlreiche Schäden zurück. Nun beginnen die Aufräumarbeiten.
Seit Samstagmorgen sind die Pegel an der Ostseeküste rückläufig. Das Wetter hat sich wieder beruhigt, doch die Sturmflut lässt zahlreiche Schäden zurück. Nun beginnen die Aufräumarbeiten.  © Jens Büttner/dpa

Sturmflut trifft Ostseeküste: 2000 Menschen evakuiert – Dammbruch in Arnis

Rund 2000 Menschen hat der Katastrophenschutz aus den Hochwassergebieten evakuiert, schätzt Kirchhoff. Orte wie Eckernförde, Schleswig und Brodersby waren betroffen. Auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde hatten Einwohner ihre Häuser verlassen müssen.

In der Schleistadt Arnis waren zwei Deiche gebrochen. 700 Rettungskräfte waren im Kreis Schleswig-Flensburg im Einsatz und kämpften gegen die Flut, schreibt die Schleswig-Holsteinische Zeitung. Verletzt wurde dabei niemand. „Die Anwohner in den betroffenen Gebieten wurden informiert. Es besteht keine unmittelbare Gefahr. Die Parkstraße und der Lindenweg werden aktuell evakuiert. Betroffen sind rund 40 Personen, die jetzt nach Grödersby gebracht werden“, teilte der Kreis mit.

Einen Deich in Maasholm hatten die Einsatzkräfte am Freitagabend aufgeben müssen. Die 600-Einwohner-Gemeinde wurde ebenfalls evakuiert.

Wohl keine Ertrunkenen bei Ostsee-Sturmflut – Frau auf Fehmarn von Baum erschlagen

Am Samstag sollen sich immer noch Personen auf Sportbooten befinden. Die gute Nachricht: „Wir haben nach jetzigem Kenntnisstand keine Ertrinkenden“, sagt Kirchhoff. Eine Frau starb allerdings auf Fehmarn, sie wurde von einem Baum erschlagen. Die 33-Jährige aus dem Kreis Ostholstein lebte auf der Insel und saß in ihrem Auto, als der Baum auf sie herabfiel. Genauere Angaben machte die Polizei zum Unglück nicht. Mehrere Urlauber wurden von der Seenotrettung in Sicherheit gebracht.

Sturmflut trifft Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern: Küsten-Promenaden wie hier am Kieler Tiessenkai wurden komplett überschwemmt.

Schon am Mittag war das Wasser in Küstenstädten wie Kiel, Lübeck und Flensburg über die Straßen getreten. Dazu kamen umgekippte Bäume und lose Gegenstände. Außerdem haben es viele Autobesitzer offenbar nicht geschafft, ihre geparkten Pkw rechtzeitig aus den gefährdeten Gebieten zu fahren.

Höhepunkt der Sturmflut überstanden: Wetter bessert sich aber wohl erst am Montag

In Mecklenburg-Vorpommern erreichte die Sturmflut ihren Höhepunkt gegen 22 Uhr, berichtet der NDR. Die Pegelstände stiegen nicht mehr, blieben aber auf hohem Niveau konstant. Wegen starker Winde stellte die Reederei Scandlines am Freitag den Fährbetrieb auf den Strecken Rostock-Gedser und Puttgarden-Rodby ein. Am Samstagvormittag soll er wieder hochgefahren werden. Der Bahnverkehr war am Freitagabend auf mehreren Strecken um Kiel eingestellt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet damit, dass sich die Lage an der Ostseeküste erst am Montag maßgeblich verbessert. Der Wind lässt zwar nach, aber der Niederschlag bleibt. Immerhin die Temperaturen bleiben mit 14 bis 16 Grad mild. Im nördlichen Niedersachsen könnte hingegen sogar der erste Schnee fallen. (moe)

Rubriklistenbild: © Axel Heimken/picture alliance/dpa

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