Uneinigkeit über Verlauf
Abstimmung über Salzburger Mini-U-Bahn – „In einigen Jahrzehnten bis zum Königssee“
Die geplante Verlängerung der Salzburger Lokalbahn über Anif bis Hallein nimmt Gestalt an – doch die betroffenen Gemeinden sind sich uneins über den Verlauf der neuen Trasse. Für die Verantwortlichen geht es dabei um weitreichende Zukunftsvisionen, die sogar eine mögliche Erweiterung bis zum Königssee umfassen könnten. Entscheidend wird nun die Bürgerbefragung im November, die über die nächsten Schritte des Milliardenprojekts mitentscheiden könnte.
Salzburg/Anif/Hallein - Die S-Link Projetgesellschaft präsentierte jetzt eine neue, „angepasste“ Trasse der geplanten, verlängerten Lokalbahn vom Hauptbahnhof über Salzburg-Süd bis Anif und Hallein, allerdings sind sich die betroffenen Kommunen Oberalm und Hallein noch nicht einig, wo die Trasse verlaufen soll, „endgültig wird die Trasse im UVP-Verfahren festgelegt“, so S-Link Geschäftsführer Stefan Knittel. „Es gelte jetzt Prioritäten zu setzen“, meint Verkehrsverbund-Chef Johannes Gfrerer, „jetzt planen wir erst einmal bis Hallein, später könnte es dann auch einen Ast in Richtung Grödig und in einigen Jahrzehnten dann auch bis zum Königssee“.
Die Trasse für die Verlängerung der Lokalbahn von Oberndorf kommend als U-Bahn über den Mirabellplatz – Erste Etappe – weiter unterirdisch bis Salzburg-Süd steht soweit fest, unklar ist nur noch, wann die Lokalbahn wieder aus dem Untergrund auftaucht: Gleich zu Beginn der Alpenstraße im Stadtgebiet oder an deren Ende in Salzburg-Süd bei der Hellbrunner Brücke.
„Chance für Anif“
Relativ fix sind die Planungen für die Trasse in Anif, hier soll die Lokalbahn dann oberirdisch geführt werden, dafür soll die jetzige Bundesstraße in Richtung Grödig und Berchtesgaden im Bereich der Anifer Kreuzung in den Untergrund verlegt werden. „Jetzt haben Sie dort fünf Spuren Asphalt, danach eine völlig neu gestaltete Oberfläche, das heißt, Anif kann zusammenwachsen, es ist für die Gemeinde eine Jahrhundert-Chance“, so Verkehrsverbund-Geschäftsführer Johannes Gfrerer. Da sich die betroffenen Kommunen am Land auch nicht an den Baukosten beteiligen müssen – im Gegensatz zur Stadt Salzburg – ist die Zustimmung in Anif entsprechend groß.
Nach der Anifer Kreuzung soll die Lokalbahn dann entlang der Bundesstraße 169 – Berchtesgadener Straße - in Richtung Autobahn geführt werden, die ursprüngliche Trasse war entlang der Salzachtal-Bundesstraße in Richtung Maximarkt und Niederalm vorgesehen. Jetzt führt die Strecke erst über die Autobahn nach Neu-Anif und dann – ungefähr bei der Auffahrt auf die A10 von Berchtesgaden kommend – in Richtung Niederalm, bereits ein Ortsteil von Hallein. Nach zahlreichen Bürgerdialogen ist auch zwischen Oberalm und Hallein eine neue Trasse gefunden worden, die Bürgermeister waren sich schon einig, jetzt aber doch nicht mehr. Die Planer haben in diesem Bereich auch mit zahlreichen Vorurteilen zu kämpfen, „es hält sich zum Beispiel das Gerücht, dass die Trasse in der Nacht für Güterzüge genutzt werden soll, das ist falsch“.
Trasse im Flachgau umstritten
Bis zur Bürgerbefragung am 10. November in der Stadt, sowie im Flachgau und im Tennengau will die S-Link Gesellschaft, sowie der Verkehrsverbund eine Info-Offensive starten, wobei der S-Link weiterhin nur für die Gemeinden entlang der Trasse zuständig ist, der Verkehrsverbund für alle anderen Gemeinden im Flachgau und Tennengau.
„Es geht um die Vision, also eine durchgehende S-Bahn-Verbindung, in der Alpenstraße und in Anif wird das straßenbahnähnlich sein“, versichert Gfrerer. Fahrgäste würden dann alle 15 Minuten von Anif direkt in die Altstadt kommen, „derzeit gibt es nur die S-Bahn im Halbstundentakt, und die ist nicht an die Altstadt angebunden“.
„In einigen Jahrzehnten bis zum Königssee“
Die Weitergabe von technisch sehr komplexen Fakten an die Bevölkerung sei nicht einfach, „aber im Grunde geht es darum, mit dem S-Link, also der Durchquerung der Stadt, einen Grundstein für weitere Bahnen zu legen“, so Gfrerer. Mit „diesen weiteren Bahnen“ meint Gfrerer nicht nur den Ast zum Messezentrum und möglicherweise weiter bis zum Flughafen, sondern auch einen Ast Richtung Grödig und nach Berchtesgaden und zum Königssee.
„Jetzt müssen die Prioritäten gesetzt werden, erst die Stammstrecke, dann die Äste“, so Gfrerer, „als Priorität 2 dann in Richtung Mondsee und als Priorität 3, in einigen Jahrzehnten vielleicht, dann der Ast bis zum Königssee“, damit könne sich dann „die nächste Generation beschäftigten“. Er erinnert daran, dass eine Studie gemeinsam mit den bayerischen Nachbarn schon 2015 eine Verbindung mit einer Straßenbahn oder S-Bahn empfohlen hatte, „der jetzige S-Link ist die Grundvoraussetzung, dass man Regionalbahnen ausbaut“.
Salzburg glaubt an Kostenschätzung mit Zahlen von 2023
Die Befürworter verweisen immer wieder auf eine Zusage des Bundes, 50 Prozent der Kosten zu übernehmen, in einem Rahmenvertrag soll es auch keine Deckelung geben. „Wenn wir das Geld nicht abholen, bekommen es andere Städte wie Wien“, wird daher auch von verantwortlichen Politikern immer wieder als Argument ins Feld geführt. Dass U-Bahn- oder Bahnhöfe-Tieferlegen-Projekte fast überall finanziell aus dem Ruder laufen, wollen die Salzburger nicht sehen, sie sind überzeugt davon, dass die Kostenschätzung von rund 3 Milliarden Euro – Stand Januar 2023 – halten wird.
Stadtbürgermeister Bernhard Auinger ist nach wie vor gegen den Bau, vor allem aus finanziellen Gründen. Falls die Stadtbevölkerung am 10. November doch zustimmen sollte, will er mit dem Land die Finanzierung neu verhandeln, die Stadt Linz zahle für seinen Schienenausbau weit weniger. S-Link-Geschäftsführer Knittel sieht der Befragung gespannt entgegen, will den Sinn aber nicht erkennen, „es gibt auch keinen Bürgerentscheid für einen Hochwasserschutz oder für eine Fußgängerzone“. (hud)
