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Wiener Virologe im Interview

Lockdown für Ungeimpfte „politisch motiviert“ - Doch drohen weitere Verschärfungen in Österreich?

Virologe Norbert Nowotny Lockdown für Ungeimpfte Österreich corona Maßnahmen Beschränkung
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Virologe Prof. Dr. Norbert Nowotny im Gespräch über den „Lockdown für Ungeimpfte“, der seit 15. November in Österreich gilt.

Seit 15. November gilt der „Lockdown für Ungeimpfte“ in Österreich. Doch die Maßnahmen werden wohl nicht reichen, um die Corona-Infektionszahlen sinken zu lassen. Weitere Verschärfungen könnten auch Geimpfte treffen. Der Wiener Virologe Professor Dr. Norbert Nowotny im Exklusiv-Interview:

Herr Dr. Nowotny, in Österreich gilt seit Montag ein „Lockdown für Ungeimpfte“. Ist diese Maßnahme, bei der nur ein Teil der Bevölkerung beschränkt wird, Augenwischerei?

Es ist keine Frage, dass das politisch motivierte Maßnahmen sind, um die noch Ungeimpften zur Impfung zu bringen. Das hat überraschenderweise bei der Einführung der 2G Regel sehr gut funktioniert. Es gab da sofort einen Ansturm auf die Impfzentren. Und jetzt hat man noch einmal nachgelegt mit dem sogenannten „Lockdown der Ungeimpften“. Wahnsinnig viel ist da ja nicht mehr dazugekommen. Denn bei der 2G Regel für den gesamten Freizeitbereich war ja sowieso für die Ungeimpften schon jeglicher Spaß verboten.

Zusätzlich ist eigentlich nur, dass ungeimpfte Personen auch zum Beispiel kein Bekleidungsgeschäft, keine Baumärkte mehr besuchen dürfen. Das ist effektiv ein Lockdown für diese Personengruppe und zwar in dem Sinne, dass diese Personen nur zur Arbeit gehen dürfen. Dann natürlich noch zum Arzt, ins Spital, zur Postbank, Apotheken und Supermärkte, also für den täglichen Bedarf notwendige Waren. Aber darüber hinaus müssten sie eigentlich zu Hause bleiben. Das was sie noch dürfen, ist zur physischen und psychischen Gesundheit das Haus verlassen, also das berühmte Beine vertreten.

Lässt der „Lockdown für Ungeimpfte“ die Zahlen wieder sinken?

Wir haben in Österreich ausgerechnet, dass wir im Moment um circa 30 Prozent eine Reduktion der Kontakte bräuchten. Und diese Maßnahmen für die Ungeimpften, das wird keine 30 Prozent bringen, bei weitem nicht. Die Intention, zuerst die 2G Regel und jetzt die noch etwas strengere Regel des sogenannten Lockdowns für Ungeimpfte hat vor allem den Sinn, die Menschen noch vermehrt zur Impfung zu bringen und das scheint eben ganz gut zu funktionieren.

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Aber natürlich ist auch allen klar: Die Leute, die wir jetzt zum Ersten Mal impfen, die brauchen dann die zweite Impfung in drei bis vier Wochen und sind für sich selber und für die Umwelt erst nach zirka sechs Wochen nach der ersten Impfung geschützt. Das heißt, das ist eine mittel- und langfristige Investition. Natürlich wollen wir die Durchimpfungsrate erhöhen. Müssen wir auch, weil in Österreich haben wir eine verdammt niedrige und dafür ist das mittel- und langfristig eine sehr gute Sache. Aber wie es im Moment ausschaut, brauchen wir, eine kurzfristige Lösung. Und die wird nicht nur die Ungeimpften betreffen, sondern da kommen verstärkt restriktive Maßnahmen auf alle zu. 

Oberösterreich sperrt auch die Nachtgastronomie zu. In Salzburg wird man nur noch im Sitzen bedient. Eine nächtliche Ausgangssperre für ganz Österreich steht auch im Raum. Werden diese Maßnahmen helfen, die Zahlen nach unten zu drücken?

Die zwei negativen Schlusslichter in Österreich, die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg, haben die höchsten Infektionszahlen. Das heißt, sie mussten etwas machen. Die Politik hat sich lange gewehrt, aber inzwischen haben sie eingesehen, dass es nicht anders geht, weil sonst kriegen sie wirklich ein Problem mit der Belegung in den Spitälern und auf den Intensivstationen. Das heißt, da gibt es jetzt strengere, restriktivere Maßnahmen als im Rest Österreichs und das ist auch gut und notwendig.

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Natürlich werden diese Maßnahmen nicht „Lockdown für alle“ genannt, weil das die Politik mehr oder weniger gesagt hat, dass wir so etwas nicht mehr haben werden. Aber ich würde mal sagen, es sind Maßnahmen, die in diese Richtung gehen. Es gibt eben keine Nachtgastronomie, dafür Absagen vieler Veranstaltungen, beim Wirt wird nur mehr im Sitzen serviert und Tische müssen mindestens einen Meter Abstand haben. Nachdem nur im Sitzen serviert wird und die Ausgangsbeschränkungen am Abend sind, ist es automatisch das Aus der Nachtgastronomie. Und natürlich werden diese Maßnahmen etwas bringen, weil wir wissen, die Nachtgastronomie war natürlich ein gewisser Gefahrenherd. Wenn da ein Infizierter dabei war und wenn viel Alkohol fließt, dann ist es so, dass die Leute nicht mehr an einen Baby-Elefanten Abstand denken. Also ich könnte es mir gut vorstellen, aber wir werden das in etwa einer Woche bis zehn Tage sehen, ob diese Maßnahmen in Oberösterreich und Salzburg was bringen. 

Aber zwischenzeitlich, weil auch in den anderen Bundesländern die Zahlen steigen, wird es österreichweite Regelungen geben. Der Gesundheitsminister will restriktivere Maßnahmen. Der Bundeskanzler noch nicht, die Länder schon gar nicht. Der Gesundheitsminister hat in der ZIB 2 im ORF angedeutet, dass am Mittwochabend möglicherweise neue Maßnahmen verkündet werden. Und dann hat der Bundeskanzler gleich mal abgeblockt. Aber ich glaube, es wird in den nächsten Tagen was kommen. Es wird einige weitere Maßnahmen geben, die dann natürlich auch Geimpfte betreffen, genauso wie jetzt in Oberösterreich und Salzburg. Wenn kulturelle Veranstaltungen oder so was abgesagt werden, dann trifft das alle, nicht nur die Ungeimpften.  Amateurfußball-Spiele in Oberösterreich zum Beispiel müssen schon ohne Publikum ablaufen. 

Im zweiten Teil des Interviews spricht Prof. Dr. Norbert Nowotny über Booster-Impfungen, was Deutschland und Österreich verschlafen hat und welche Maßnahmen jetzt noch Schlimmeres verhindern könnten.

ce

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