„Salzburg darf nicht Hallstadt werden“
Nach dem Vorbild von Venedig: 5-Euro-Eintritt auch in Salzburg?
Seit einigen Tagen verlangt Venedig Eintritt, damit die Besucher in die Stadt können. Doch wäre diese Maßnahme auch etwas für die Stadt Salzburg? Der Tourismus-Stadtrat Florian Kreibich äußert sich.
Salzburg - Venedig verlangt ab sofort an ausgewählten Tagen fünf Euro Eintritt und will damit den Massenansturm an Tagestouristen eindämmen. Für die Stadt Salzburg ist das keine Option, das bekräftigt der designierte Tourismus-Stadtrat Florian Kreibich. Er will vielmehr im Sommer, sowie im Dezember Busgäste nur mehr in die Stadt lassen, wenn Sie eine Reservierung für ein Hotel oder ein Lokal haben.
Dass man für den Eintritt in die Stadt bezahlen muss, ähnlich wie in ein Museum, kann sich Kreibich nicht vorstellen, „das geht in Salzburg schon deshalb nicht, weil wir ja unzählige Möglichkeiten haben, in die Innenstadt und in die Altstadt zu kommen“.
Der ab 8. Mai für den Stadt-Tourismus zuständige ÖVP-Politiker will vielmehr in ausgesuchten Monaten den Andrang auf eine andere Weise begrenzen, „in den Monaten Juli und August, sowie im Dezember sollen Reisebusse mit ihren Tagesgästen nur mehr in die Stadt fahren dürfen, wenn sie eine entsprechende Reservierung für ein Hotel oder einen gastronomischen Betrieb haben“. Man wolle die Touristen in Salzburg, aber mit einer entsprechenden Wertschöpfung.
Reisebusse können jetzt schon nur mit Reservierung kommen
Kreibich denkt also in erster Linie an die Reisebusse, Tagesgäste, zum Beispiel aus Bayern, sind von seinem Vorschlag nicht betroffen. Allerdings können schon jetzt Reisebusse nicht einfach in die Stadt fahren, wann sie wollen. Sie müssen sich für zwei festgelegte Terminals vorher online anmelden und einen freien Slot buchen, zum Parken müssen sie die Innenstadt wieder verlassen.
Auch das Abholen der Reisenden ist dann nur zu einem festgelegten Zeitraum möglich. Durch dieses System und die Gebühr von 70 Euro pro Bus habe man die Zahl der Reisebusse von 50.000 pro Jahr vor Corona bereits auf 38.000 Busse im Jahr 2022 reduzieren können.
„Salzburg darf nicht Hallstatt werden“
Das Thema Tagestourismus war auch schon in den Regierungsverhandlungen für die neue Stadtregierung. Beschwerden und Proteste gegen den Massentourismus wie vereinzelt vor der Corona-Pandemie sind derzeit nicht erkennbar, von einem „Overtourismus“ will Kreibich ohnehin nicht sprechen, denn auch wenn „phasenweise zu viele Touristen in der Stadt sind, beträgt die Bettenauslastung nur knapp 60 Prozent über das ganze Jahr gesehen“.
Auch Kreibich will die Besucherströme besser lenken, also dass nicht alle Besucher nur in den Mirabellgarten und in die Getreidegasse strömen, genau dafür kommen aber asiatische Bustouristen, die meist nur wenige Stunden Zeit haben. Aber könnte man dann nicht zum Beispiel für den Mirabellgarten oder die Getreidegasse einen Eintritt verlangen wie zum Beispiel beim Besuch der Festung Hohensalzburg? Auch das kann sich Kreibich nicht vorstellen. In einer Pressekonferenz zu Tourismuszahlen hatte Noch-Bürgermeister Harald Preuner gemeint, „Salzburg darf nicht Hallstatt werden“, Kreibich kann diese Aussage unterschreiben, „aber Hallstatt ist derzeit auch nicht mehr so überlaufen wie es schon einmal war.“
Hallstatt will kein Museum sein
Die 740 Einwohner zählende Salzkammergut-Gemeinde Hallstatt wird immer als Negativ-Beispiel herangezogen, wenn es um die Überlastung durch Tagestouristen geht, immerhin kommen dort an Spitzentagen bis zu 10.000 Bustouristen an, hauptsächlich Chinesen und Inder, die den Ort am gleichnamigen See als Pflichtprogramm auf ihrer Europareise sehen. Trotzdem kann sich Bürgermeister Alexander Scheutz keinen Eintritt nach dem Vorbild Venedig vorstellen.
„Die fünf Euro würden auch niemanden abschrecken, denn die Gäste, die aus aller Welt zu uns kommen, haben die entsprechenden, finanziellen Mittel, und, wenn sie Eintritt bezahlen müssen, glauben die Gäste erst recht, sie besuchen ein Museum“. Das Einheben einer Strafgebühr beim Nichtbezahlen des Eintrittstickets wäre auch schwer umsetzbar, „wie will ich das einem Chinesen oder Inder erklären, der kennt sich ja mit den Verkehrszeichen schon nicht aus“.
hud