Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

„Fragiler Zustand“

Haben wir nichts gelernt? Welt wäre auf neue Pandemie nicht vorbereitet

Trotz der Corona-Erfahrung schlagen Experten mit Blick auf eine neue mögliche Pandemie Alarm – und fordern Regierungen zum Handeln auf.

Genf – Die endlosen Monate der Lockdowns, der Restriktionen und des Lebens mit dem Coronavirus haben alles andere als Freude gemacht und wirken bis heute nach. Aber eins haben sie uns sicher gebracht: Souveränität im Umgang mit einer Pandemie. Sollte man meinen. Ein am Montag (30. Oktober) veröffentlichter Bericht der unabhängigen Beobachtungsstelle Gesundheits-Krisenvorsorge (GPMB) kommt zu einem ganz anderen Schluss. Die Welt wäre auch auf die nächste Pandemie immer noch nicht genügend vorbereitet, so die bittere Erkenntnis der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Die Welt ist nach wie vor schlecht auf eine mögliche neue Pandemie vorbereitet, warnen Expertinnen und Experten in einem Bericht. Die Corona-Pandemie war für das pflegerische und das ärztliche Personal eine große Belastung. Dennoch hätten wenige den Wechsel in die Zeitarbeit gesucht, sagt Susanne Grube.

Welt ist laut Fachleuten auf neue Pandemie nicht ausreichend vorbereitet

Ein heute in Genf vorgestellte Bericht des Gremiums mit dem Titel ‚A Fragile State of Preparedness‘ (etwa: „Ein fragiler Zustand der Vorbereitung“) zeigt, dass die Welt offenbar keine ausreichenden Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen hat. In dem Papier werden „erhebliche Schwächen oder abnehmende Kapazitäten in mehreren kritischen Bereichen“ festgestellt. Dort, wo es Anzeichen für eine Verbesserung gibt, seien diese „fragil“ und bedürfen dringend einer Aufarbeitung.

Was ist die GPMB?

Die Global Preparedness Monitoring Board (GPMB) ist eine unabhängige Beobachtungsstelle für die Gesundheits-Krisenvorsorge. Sie wurde 2018 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Weltbank gegründet, als Reaktion auf den verheerenden Ebola-Ausbruch in Westafrika. Die GPMB hat den Auftrag, die Vorbereitungen weltweit zu analysieren und Empfehlungen zur Verbesserung der Krisenvorsorge zu machen. Sie überwacht die globalen Fortschritte bei der Vorbereitung auf Gesundheitskrisen und betont die Bedeutung einer starken Vorbereitung, um die Auswirkungen von Pandemien und anderen Gesundheitskrisen zu minimieren.

Quelle: WHO

Gremium fordert finanzielle Unterstützung und Schuldenaufschub für ärmere Länder

Trotz einiger Fortschritte während der Corona-Pandemie, wie die GPMB feststellt, hätten einige Länder ihre Vorsorgemaßnahmen für ähnliche Krisen wieder zurückgefahren. In anderen Ländern gebe es hingegen kaum Fortschritte in Bezug auf die Bereitschaft, schnell und effektiv auf solche Krisen zu reagieren.

Im Forschungssektor wird besonders kritisiert, dass die Entwicklungskapazitäten für Impfstoffe und andere medizinische Güter ungleich verteilt sind. Impfstoffe werden hauptsächlich in Südostasien, Europa und Nordamerika entwickelt, so die Expertinnen und Experten, während auf dem afrikanischen Kontinent, in Lateinamerika und im Nahen Osten kaum Möglichkeiten zur Herstellung lebensrettender Impfstoffe bestehen.

Neue Wege zur Pandemiebekämpfung einschlagen: Expertinnen und Experten appellieren an Regierungen

Zusätzlich wird bemängelt, dass wohlhabende Staaten während der Corona-Pandemie ihren Reichtum genutzt haben, um lebenswichtige medizinische Güter wie Impfstoffe oder Masken zu horten. Dies habe der Pandemie ermöglicht, sich ungehindert über den Rest des Globus auszubreiten, heißt es in dem Bericht. „Die Finanzierung der Pandemievorsorge muss aufgestockt werden, und der WHO-Notfallfonds für Notfälle sollte auf 500 Millionen US-Dollar für den Tag Null hochgefahren werden“.

Kolinda Grabar-Kitarović, Vorsitzende des GPMB und ehemalige Präsidentin Kroatiens, kommentierte die Veröffentlichung des Berichts mit den Worten: „Es ist klar, dass mangelndes Vertrauen auf allen Ebenen, sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der Länder, nach wie vor ein großes Hindernis für die Bereitschaft darstellt. Wir appellieren an die Staats- und Regierungschefs, diese Spaltungen zu überwinden und einen neuen Weg einzuschlagen, der auf der gemeinsamen Erkenntnis beruht, dass unsere künftige Sicherheit von sinnvollen Reformen und höchstem politischen Engagement für die gesundheitliche Notfallvorsorge abhängt.“ 

Von Pest bis Cholera und Corona: Das waren die schlimmsten Pandemien

Die Attische Seuche (430 bis 426 v. Chr.): Die erste dokumentierte Pandemie der Geschichte entwickelte sich in Äthiopien, bevor sie über Ägypten und Libyen nach Athen kam. Rund 200.000 Einwohner der griechischen Stadt kamen durch die Seuche ums Leben – dabei handelte es sich um knapp ein Drittel der Stadtbewohner.
Die Attische Seuche (430 bis 426 v. Chr.): Die erste dokumentierte Pandemie der Geschichte entwickelte sich in Äthiopien, bevor sie über Ägypten und Libyen nach Athen kam. Rund 200.000 Einwohner der griechischen Stadt kamen durch die Seuche ums Leben – dabei handelte es sich um knapp ein Drittel der Stadtbewohner. © IMAGO
Die Antoninische Pest (165-180)
Die Antoninische Pest (165-180): Die Römer führten viele erfolgreiche Kriege, doch die Antoninische Pest schwächte das Reich erheblich. Schätzungsweise kamen innerhalb von 15 Jahren rund zehn Millionen Menschen ums Leben. Der Auslöser sollen Pocken gewesen sein. © IMAGO/Matthias Oesterle
Der Schwarze Tod (1347-1352)
Der Schwarze Tod (1347-1352): Die Pest galt als der schlimmste Feind im Mittelalter. Zwischen ein Drittel und die Hälfte der damaligen europäischen Bevölkerung kam durch den Schwarzen Tod ums Leben. Die Pandemie trat zunächst in Zentralasien auf und gelangte unter anderem über die Seidenstraße nach Europa. © IMAGO
Die Pocken (18. bis 20. Jh.)
Die Pocken (18. bis 20. Jh.): Friedrich der Große, Johann Wolfgang von Goethe und Wolfgang Amadeus Mozart gehörten zu den unzähligen Menschen, die an Pocken erkrankten. Etwa 500.000 Todesopfer gab es zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert aufgrund der Pocken-Pandemie.  © IMAGO
Cholera (1817-1990)
Cholera (1817-1990): Insgesamt gab es sieben Cholera-Pandemien in der Weltgeschichte. Zu Beginn waren Teile Asiens und Ostafrikas betroffen, später traf es auch Europa. 1892 erwischte es Hamburg schwer, mit 8.600 Toten. © IMAGO
Spanische Grippe (1918-1920)
Spanische Grippe (1918-1920): Weltweit raffte die Spanische Grippe um die 50 Millionen Menschen dahin. Auslöser war ein besonders ansteckendes Virus vom Typ A H1N1. Rund ein Drittel der Weltbevölkerung soll infiziert gewesen sein. © dpa
Asiatische Grippe (1957-1958)
Asiatische Grippe (1957-1958): Die Asiatische Grippe breitete sich von China nach Hongkong, Singapur und Borneo aus und fand ihren Weg anschließend nach Australien, Amerika und Europa. Zwei Jahre lang hielt sie die Welt in Atem. © IMAGO
Hongkong-Grippe (1968-1969)
Hongkong-Grippe (1968-1969): Als Nachläufer der Asiatischen Grippe verbreitete sich auch die Hongkong-Grippe in den späten 1960er Jahren rasend schnell auf der Welt. In Deutschland starben ca. 30.000 Menschen. © IMAGO
AIDS (1981 bis heute)
AIDS (1981 bis heute): Infolge einer HIV-Infektion kommt es bei Menschen mit AIDS zu einer Zerstörung des Immunsystems. Der Höhepunkt der Pandemie ereignete sich in den 2000er Jahren, als zwei Millionen Menschen pro Jahr an dem Virus starben. © IMAGO
SARS (2002 – 2003)
SARS (2002–2003): Die SARS-Pandemie markierte nicht nur die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts, sondern auch das erste Auftreten eines SARS-Coronavirus. Betroffen waren vor allem China, Taiwan, Vietnam, Singapur und Kanada. © dpa
Schweinegrippe (2009 – 2010)
Schweinegrippe (2009 – 2010): Verantwortlich für die im Volksmund als Schweinegrippe bezeichnete Pandemie war das Influenza-Virus A/H1N1. In Deutschland gab es 258 Todesfälle. © IMAGO
Ebola (2014 – 2016)
Ebola (2014 – 2016): Der Name des Ebolafiebers geht auf den gleichnamigen Fluss in der Demokratischen Republik Kongo zurück, wo sich 1976 der erste bekannte Ausbruch ereignete. 2014 bis 2016 kam es zu der bislang schwersten Ebola-Epidemie in Westafrika. © IMAGO
Covid-19-Pandemie (seit November 2019)
Covid-19-Pandemie (seit November 2019): Am 11. März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Ausbreitung des Coronavirus offiziell zu einer Pandemie. Das Virus trat erstmals in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auf und verbreitete sich anschließend rasend schnell auf der ganzen Welt. © IMAGO

Fachleute warnen: Welt immer noch nicht auf eine mögliche neue Pandemie vorbereitet

Joy Phumaphi, ebenfalls im Vorsitz der GPMB und ehemalige Gesundheitsministerin von Botswana, fügte hinzu: „Unser Bericht zeigt, dass der Stand der weltweiten Bereitschaft zwar fragil, aber nicht ohne Hoffnung ist. Es gibt viele Bemühungen, die Bereitschaft zu verbessern – aber ohne die richtigen Ressourcen und Unterstützung werden sie scheitern. Die Staats- und Regierungschefs müssen sich noch stärker dafür einsetzen, aus den Lehren der Vergangenheit zu lernen und eine Welt zu schaffen, in der wir alle vor Pandemien sicher sind.“ (ulha/dpa)

Rubriklistenbild: © Archiv Klee/AWK

Kommentare