Polizei warnt vor „Gaunerzinken“
Rätselhaftes Symbol an Gebäudewand aufgetaucht: Steht ein Einbruch bevor?
Ein merkwürdiges Symbol an einer Gebäudewand weckt die Aufmerksamkeit eines Anwohners. Schnell fällt der Verdacht auf ein „Gaunerzeichen“ professioneller Einbrecher.
Imst – Der Sommer ist die Hochsaison für Einbrecher. Viele Menschen verreisen – und genau dann werden ihre Häuser zum Ziel von Kriminellen. Erfahrene Einbrecherbanden gehen dabei strategisch vor: Sie beobachten Wohngebiete zunächst sorgfältig, bevor sie zuschlagen. Um geeignete Objekte zu identifizieren und riskante zu meiden, bedienen sich die Täter oftmals sogenannter „Gaunerzinken“. Das sind geheime Zeichen, die sie an Hauswänden hinterlassen.
Diskussion im Netz: Altes Gaunerzinken oder harmloser Streich?
In der vergangenen Woche sorgte ein möglicher Fall von sogenannten „Gaunerzinken“ auf der Plattform Reddit für Diskussionen. Ein Bild, das mit einem Stift oder Kreide an eine Hauswand in der österreichischen Stadt Imst gemalt wurde, zeigt eine Art fünfarmige Spinne. Dazu postete der Nutzer die Frage: „Bitte Hilfe, was bedeutet diese Markierung am Haus? Heute waren zwei Bettlerinnen da. Verbrechen Incoming?“ In den Kommentaren wird schnell „Gaunerzinken“ als Antwort genannt. Ein Kommentar rät: „Bedeutet, es ist Zeit für nen Wachhund.“
Bitte Hilfe, was bedeutet diese Markierung am Haus? Heute waren 2 Bettlerinnen da. Verbrechen Incoming?
byu/AfraidPossession745 inTirol
Schon seit dem 12. Jahrhundert nutzen Einbrecher und Bettler solche Zeichen zur Kommunikation. Sie finden sich häufig am Rahmen der Eingangstür, bei Briefkästen, neben Klingelschildern oder bei Gegensprechanlagen. Bis heute haben sich die Gaunerzinken gehalten, auch wenn ihre Bedeutung abnimmt. Laut Polizei steht zum Beispiel eine Zickzack-Linie für „bissiger Hund“, während eine doppelte Raute „Hier gibt es Geld“ signalisiert. Das auf Reddit geteilte Symbol ist in den bekannten Listen zwar nicht exakt enthalten, erinnert aber am ehesten an einen Kreis mit fünf Strichen. Die Bedeutung: „Achtung Gefahr“. Ob es sich bei dem in Österreich entdeckten Zeichen tatsächlich um einen Gaunerzinken handelt, blieb jedoch zunächst unklar.
Moderne Tricks der Kriminellen: Vom WarChalking bis zum Plastikstreifen
Die Polizei ist mit solchen Symbolen vertraut. Doch das Verbrechen schläft nie und Kriminelle nutzen längst auch moderne Technologien. Heutzutage setzen Einbrecherbanden kaum noch auf Gaunerzinken, sondern meist auf digitale Kommunikationsmittel, wie die Kriminalpolizei erklärt. So verwenden Einbrecher heute beispielsweise auch internetbasierte Nachrichtendienste, um sich abzustimmen und ihre Pläne zu koordinieren. Ein modernes Pendant zum antiquierten Gaunerzinken ist das sogenannte WarChalking, das Informationen über WLAN-Netzwerke oder sogar Passwörter preisgibt.
Fortschrittlichere Methoden umfassen hauchdünne Klebestreifen oder unsichtbare Plastikstreifen, die an Türen angebracht werden. Damit lässt sich leicht feststellen, ob eine Tür geöffnet wurde – ob also jemand zu Hause ist oder nicht. Ähnlich funktionieren „schmale Papier- oder Plastikstreifen, zerschnittene Trinkhalme oder ähnliches, die unauffällig zwischen Tür und Türrahmen platziert werden“, wie das österreichische Kriminalamt informiert. Auch Steine, Blätter oder Zweige, die zwischen Rollläden oder Türen eingeklemmt werden, können als Hinweis dienen, warnt die Polizei.
Das Zuhause vor Einbrüchen schützen: Das rät die Polizei
Gaunerzinken entdeckt: So gehen Sie vor
- Aufmerksam sein
- Zeichen entdeckt? „Gaunerzinken“ fotografieren
- Zeichen entfernen
- Vorfall an die Polizei melden
- Nachbarn informieren, denn auch sie könnten Ziel der Einbrecher sein
Um Einbrüche zu verhindern, rät die Polizei zu einbruchssicheren Türen und Fenstern sowie dem Einsatz einer Alarmanlage. Verdächtige Personen sollten sofort gemeldet werden. Fenster sollten niemals gekippt bleiben. Ebenso ist es nicht empfehlenswert, Urlaubspläne in den sozialen Medien anzukündigen. Wer längere Zeit verreist, sollte Freunde oder Nachbarn bitten, den Briefkasten zu leeren und regelmäßig nach dem Rechten zu sehen.