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Für die Liebe ins Nachbarland

10.000 PS unterm Hintern: Österreichs jüngster Lehr-Lokführer (26) kommt aus Oberbayern

Der Liebe wegen kam Martin Reisaus zu den ÖBB nach Salzburg, mittlerweile ist er Lehr-Lokführer.
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Der Liebe wegen kam Martin Reisaus zu den ÖBB nach Salzburg, mittlerweile ist er Lehr-Lokführer.

Mit 10.000 PS starken Lokomotiven fahren und mit bis 230 km/h Züge ans Ziel bringen, diese Vorstellung lockte jüngst rund 100 Interessierte zu einem speziellen Karrieretag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), „die ersten Bewerbungen sind unmittelbar danach eingelangt“, so ÖBB-Pressesprecher Robert Mosser.  

Salzburg - Auch der einstige Traumberuf „Lokführer“ muss sich mittlerweile am ausgedünnten Arbeitsmarkt behaupten, aktuell suchen die ÖBB für 2024 noch 20 Lokführer alleine für das Bundesland Salzburg. Einer der Ausbilder ist erst 26 Jahre und selbst erst seit kurzem bei den ÖBB: Martin Reisaus aus Fürstenfeldbruck. Wie bei vielen Lokführern begann seine „Karriere“ eigentlich schon in Kindheitstagen, „für mich war immer klar, dass ich Lokführer werden will“, nach der mittleren Reife startete er bei der Deutschen Bahn eine Ausbildung zum Lokführer, die es im Unterschied zu Österreich in Deutschland noch gibt, offiziell „Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer und Transport“. Die Lehre dauerte zweieinhalb Jahre, neben der Theorie in der Berufsschule für Fahrzeug und Luftfahrttechnik in München absolvierte Reisaus seine Praxisstunden bei der Münchner S-Bahn, zum DB-Konzern gehörend. Am Simulator werden dabei auch der richtige Umgang mit Gefahrensituationen wie zum Beispiel Bäume im Gleis trainiert.

„Die erste Praxisschicht in einem Triebwagen hatte ich dann nach rund vier Monaten“, erinnert sich Reisaus. Im Gegensatz zu Österreich, wo es eben keine Lehre gibt, war die Ausbildungsvergütung in Bayern mit 600 bis 900 Euro eher mager. Als Lokführer bei der S-Bahn hat man naturgemäß nicht nur mit angenehmen Passagieren zu tun, „die Leute werden ungeduldiger, früher waren es oft Beleidigungen, heute kann es schon auch zu körperlichen Übergriffen kommen“. Aber es gebe auch positive Überraschungen, „an einem Heiligen Abend hat mir eine ältere Dame eine Tafel Schokolade durch das Fenster gegeben, ihr Mann sei auch Lokführer gewesen“. 

Nach Salzburg der Liebe wegen

Nach fünf Jahren bei der S-Bahn kam dann der Wechsel zu den ÖBB, aus privaten Gründen. „Meine Frau hatte an der Fachhochschule Kuchl studiert und wollte dann auch in Salzburg einen entsprechenden Job annehmen, also in Salzburg bleiben“, sagt Reisaus, für den sofort klar war, dann auch nach Österreich zu wechseln. Nach einem Bewerbungsgespräch bei den ÖBB in Salzburg ging alles sehr schnell, schon Tage danach kam die Einladung zu einem medizinischen Eignungstest bei den ÖBB in Wien. 

„Grün ist nicht gleich grün“

Die Umstellung auf ÖBB-Züge fiel dem 26-Jährigen nicht sehr schwer, „die Triebzüge sind alle sehr ähnlich, die größere Umstellung war dann vom Triebwagen auf eine Lok“. Auch die Signale auf den österreichischen Bahnstrecken seien zum Teil anders, „grün ist nicht gleich grün, grün und gelb gleichzeitig bedeutet zum Beispiel 40 km/h fahren, grün und grün 60 km/h und grün blinkend heißt ‚anfahren erlaubt‘“.

Seinen Dienstplan kennt Reisaus zwei Monate im Voraus, in seinen maximal 12-Stunden-Schichten, mit entsprechenden Pausen versteht sich, fährt er jetzt unterschiedliche Züge, „zum Beispiel eine S-Bahn nach Golling und zurück, nach einer Pause dann einen Güterzug nach Linz und anschließend einen Regionalzug wieder zurück nach Salzburg“. Der Verdienst in Österreich sei in etwa gleich wie in Deutschland, die Zulagen würden anders berechnet. 

Beim Karrieretag der ÖBB machte er jungen Interessierten den Beruf Lokführer am Simulator schmackhaft.

Jüngster Lehr-Lokführer in Österreich

Obwohl seine eigene Lehrzeit zum Lokführer noch nicht so lange her ist, hat Reisaus das interne Stellenangebot „Lehr-Lokführer“ neugierig gemacht, jetzt ist er nicht nur im österreichischen Streckennetz unterwegs, sondern auch wieder in Klassenzimmern in der Nähe des Salzburger Hauptbahnhofes, dieses Mal auf der Lehrer-Seite, und das mit gerade einmal 26 Jahren. 

In Österreich ist Lokführer kein Lehrberuf, es gibt eine ÖBB-eigene, einjährige Ausbildung zum Triebfahrzeugführer und Lokführer, die Praxis erlernt man, wie bei der DB auch, erst in Fahrsimulatoren und später im echten Eisenbahnverkehr. Das Gehalt eines Lokführers liegt in Österreich zwischen rund 2800 Euro brutto im Monat und knapp 3900 Euro brutto. 

Michael Hudelist

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