Nipah-Virus löst Hirnhautentzündungen aus
Virus-Ausbruch: Indien wieder im Lockdown - in 75 Prozent der Fälle tödlich und kein Heilmittel
Wie gefährlich ein Virus sein kann, ist spätestens mit dem Coronavirus fast jedem veranschaulicht worden. In Südindien ist die Angst nun vor einem „neuen“ Virus groß. Nach zwei Todesfällen sind in einem Bundesstaat Schulen und Büros geschlossen worden. Menschen sollen Menschenansammlungen vermeiden. Den Angaben zufolge sterben schätzungsweise 40 bis 75 Prozent der an dem Nipah-Virus Erkrankten.
Nach dem Tod zweier Menschen durch das Nipah-Virus sind im südindischen Bundesstaat Kerala Schulen und Büros geschlossen worden. Wie die Behörden am Freitag mitteilten, wurde bei vier weiteren Menschen eine Infektion mit dem Erreger bestätigt. Mehrere Hundert Kontaktpersonen - die Nachrichtenagentur AFP spricht von mehr als 700 Menschen, unter ihnen seien gut 150 Mitarbeiter des Gesundheitswesens - seien ebenfalls auf das Virus getestet worden, die Resultate würden noch ausstehen, hieß es weiter. Man wolle aktiv Fälle suchen, sagte Keralas Gesundheitsministerin Veena George laut dem örtlichen Fernsehsender NDTV.
Obwohl das Nipah-Virus in Asien nur wenige bekannte Ausbrüche verursacht hat, infiziert es eine Vielzahl von Tieren und verursacht bei Menschen schwere Krankheiten und Todesfälle, was es zu einem Problem für die öffentliche Gesundheit macht.
Der Regierungschef von Kerala, Pinarayi Vijayan, wies die Bevölkerung an, öffentliche Versammlungen in dem betroffenen Distrikt Kozhikode vorerst zu meiden. In dem Distrikt gab es unter anderem 2018 einen größeren Nipah-Ausbruch, bei dem 21 Menschen starben. Nipah-Ausbrüche kamen auch schon in Singapur und Malaysia vor.
RKI zu Nipah- und Hendraviren:
Hendra- und Nipahviren sind engverwandte zoonotische Paramyxoviren aus der Gattung der Henipaviren. Beide Viren können beim Menschen eine schwere Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) auslösen, begleitet von respiratorischen Symptomen.
Das Virus kann nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Tieren wie Flughunden oder Schweinen auf Menschen übertragen werden, aber auch durch verunreinigtes Essen oder direkt zwischen Menschen.
Eine Infektion kann demnach symptomlos bleiben, aber auch zu akuten Atemwegsbeschwerden und zu lebensgefährlichen Entzündungen des Gehirns führen. Den Angaben zufolge sterben schätzungsweise 40 bis 75 Prozent der Erkrankten. Arzneimittel oder einen Impfstoff gegen das Virus gibt es bislang nicht.
Liste der gefährlichsten Krankheitserreger
Das Nipah-Virus steht auch auf der WHO-Liste der gefährlichsten Krankheitserreger, welche es seit 2017 gibt. Sie dient als Leitfaden für Forschung und Entwicklung, um die Krankheiten mit etwa Impfstoffen, Tests und Medikamenten besser bekämpfen zu können. Derzeit stehen Covid-19, das Ebola- und das Marburg-Virus, Lassa-Fieber, die Atemwegserkrankungen Mers und Sars, das Nipah- und das Zika-Virus sowie eine noch unbekannte, aber potenziell bedrohliche „Krankheit X“ auf der Liste.
Wichtige Fakten laut WHO zum Nipah-Virus
- Eine Infektion mit dem Nipah-Virus verursacht beim Menschen eine Reihe klinischer Erscheinungen, von asymptomatischer Infektion (subklinisch) bis hin zu akuter Atemwegsinfektion und tödlicher Enzephalitis.
- Die Sterblichkeitsrate wird auf 40 bis 75% geschätzt. Diese Rate kann je nach Ausbruch variieren, abhängig von den örtlichen Möglichkeiten zur epidemiologischen Überwachung und zum klinischen Management.
- Das Nipah-Virus kann von Tieren (z. B. Fledermäusen oder Schweinen) oder kontaminierten Lebensmitteln auf den Menschen übertragen werden und kann auch direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden.
- Flughunde der Familie Pteropodidae sind der natürliche Wirt des Nipah-Virus.
- Es gibt weder für Menschen noch für Tiere eine Behandlung oder einen Impfstoff. Die primäre Behandlung für den Menschen ist die unterstützende Pflege.
- Die jährliche Überprüfung der WHO-R&D-Blueprint-Liste prioritärer Krankheiten aus dem Jahr 2018 zeigt, dass ein dringender Bedarf an beschleunigter Forschung und Entwicklung für das Nipah-Virus besteht.
mz