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Jahrhundert-Unwetter

Nach katastrophalem Unwetter in Spanien: Wetterexperte alarmiert – „Wahnsinn“ wird weiter passieren

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Eine Frau im Stadtviertel La Torre in Valencia (Aufnahme vom 30. Oktober 2024).

Der Auslöser des verheerenden Sturms in Spanien war ein Wetterereignis, das die Gegend regelmäßig heimsucht. Ein Wetterforscher spricht von „klimatischer Normalität“.

Valencia – Die schweren Unwetter in Spanien forderten mindestens 158 Tote – und die Gefahr ist noch nicht gebannt: Nun drohen Hochwasser auch in anderen Regionen des Landes. Ein spanischer Meteorologe erklärt die Hintergründe des Wetterphänomens „gota fría“ („Kalter Tropfen“) und warnt, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

„Zwei große Episoden pro Jahrhundert“: Die Statistik hinter Valencias Unwettern

Die Region Valencia und die spanische Mittelmeerküste erleben im Herbst regelmäßig das Wetterphänomen „gota fría“, das mit sehr heftigen Regenfällen einhergeht. Immer dann, wenn sich im Herbst die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben. Es ist auch nicht das erste Mal, dass solch schwere Überschwemmungen Valencia treffen. Schon im Jahr 1957 erlebte die Stadt starke Hochwasser, damals kamen 81 Menschen in den Fluten ums Leben. Auch 1864 und 1982 habe es Unwetter gegeben, „die größer waren als dieses“, erinnert der Meteorologe Rafael Armengot im Gespräch mit der spanischen Tageszeitung El Mundo.

So etwas gerate manchmal in Vergessenheit, „aber wir müssen sie uns immer vor Augen halten: Das kann immer wieder passieren“, mahnt der Experte. Es lässt sich demnach auch grob abschätzen, wie häufig: „Die großen Episoden im Júcar [Fluss in Valencia] wiederholen sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, und wir können etwa zwei große Episoden in dieser Größenordnung pro Jahrhundert erleben.“ Solche Wetterphänomene gehören „in Anführungszeichen, zu unserer klimatischen Normalität. Wir müssen uns damit abfinden, dass uns dieser Wahnsinn von Zeit zu Zeit widerfährt“, glaubt Armengot. Laut dem nationalen Wetterdienst Aemet war es „der schlimmste ‚Kalte Tropfen‘, den die Region Valencia in diesem Jahrhundert“ erlebt habe.

„Kalter Tropfen“ und DANA: Das steckt hinter dem Wetterphänomen in Spanien

Meteorologisch gesehen handle es sich bei dem „Kalten Tropfen“ um ein isoliertes Tiefdruckgebiet in hohen Schichten, erklärt Armengot. In der spanischen Fachsprache heißt dies abgekürzt DANA (depresión aislada en niveles altos). „Am Dienstag befand es sich ab Mitternacht über dem Gebiet von Gibraltar und verstärkte sein Potenzial, je näher es kam“, so der Experte. Gleichzeitig habe sich über dem Mittelmeer ein Tiefdruckgebiet gebildet, das starke Ostwinde verursachte und den Prozess noch anheizte. Dann habe es „sintflutartige und lang anhaltende Regenfälle“ gegeben. Normalerweise spreche man schon bei 60 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Stunde von sintflutartiger Intensität, erklärte der Wetterexperte.

Zeitweise habe es beim jetzigen Unwetter bis zu 100 Liter pro Quadratmeter pro Stunde geregnet, mancherorts sogar bis zu 150 Liter, macht der Meteorologe das Ausmaß klar. Die maximalen Niederschlagsmengen des jetzigen Unwetters seien zwar enorm gewesen, aber geringer als bei vorherigen Hochwassern. Im Oktober des Jahres 2000 sei mehr Niederschlag gefallen. „Allerdings war das Wasser stärker verteilt und weniger konzentriert. Das große Problem, das wir dieses Mal hatten, war, dass die Regenfälle sehr konzentriert waren und sich auf bestimmte Flusseinzugsgebiete beschränkten“, erklärt Armengot weiter. Was die Gesamtauswirkungen betreffe, sei das jetzige Ereignis noch schlimmer. „Vor allem wegen der Todesopfer, was das Schmerzlichste ist.“

Unwetter in Valencia entlarvt alte Strukturen: „Nicht auf den Prüfstand gestellt“

Die nationale Wetterbehörde Aemet hatte bereits am Dienstagmorgen (29. Oktober) um 7.31 Uhr Alarmstufe Rot für die Region Valencia ausgegeben, die Warnung der Zivilschutzbehörde kam erst nach 20 Uhr, in einigen Ortschaften einem Bericht von El Pais zufolge wohl noch später. Die Behörden stehen nun in der Kritik, die Bevölkerung zu spät gewarnt zu haben. Wassermassen hatten teilweise Pkws wie Spielzeugautos mitgerissen, viele Menschen starben. „Es liegt auf der Hand, dass beispielsweise die großen Gewerbegebiete, die überflutet wurden, oder die Verbindungswege, die ebenfalls vom Wasser abgeschnitten wurden, seit ihrem Bau nicht auf den Prüfstand gestellt worden sind“, kommentierte der Meteorologe im Gespräch mit El Mundo.

Wahrscheinlich habe man zu viel Vertrauen in die Planung gehabt, so der Experte weiter. Die Zeit zu reagieren, ist knapp: Klimaforschende gehen davon aus, dass extreme Wetterlagen aufgrund des Klimawandels immer häufiger werden. Valencia hatte nach dem Unwetter 1957 bereits Konsequenzen gezogen und den Fluss Turia, der früher mitten durch die Stadt führte, umgeleitet. Das alte Flussbett ist nun ein großer Park, der die ganze Stadt durchzieht. Zumindest für die Innenstadt konnte so Schlimmeres verhindert werden. Laut dem Meteorologen sei es das erste Mal gewesen, dass der neue Kanal seine Funktionalität unter Beweis stellen musste. Diese Bewährungsprobe habe er bestanden, so Armengot.

Ob man jetzt auch in der Region Valencia Arbeiten an den Straßen und anderen Schwachstellen durchführen werde, um das Risiko in Zukunft zu beseitigen? Da ist sich der Experte nicht sicher. „Ich weiß nicht, was sie tun werden, aber auf jeden Fall müssen die Notfallpläne geändert und die Gebäude angepasst werden, um zu verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert.“ Maßnahmen zum Schutz vor Überschwemmungen sind auch in Deutschland ein Thema. In Bayern wurden zahlreiche Hochwasserschutzprojekte zuletzt gestoppt.

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