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Libyer feiern frenetisch Gaddafis Ende

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Die befreiten Untertanen feiern die größte Party ihres Lebens. Der Tod des Despoten setzt den Schlussstrich unter ein jahrzehntelanges Trauma.

Tripolis - Die befreiten Untertanen feiern die größte Party ihres Lebens. Der Tod des Despoten setzt den Schlussstrich unter ein jahrzehntelanges Trauma.

Freudetrunken strömten sie in Tripolis, in Bengasi und in anderen

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Zeigt dieses Foto den toten Gaddafi?

Städten Libyens auf die Straßen und Plätze. “Es stimmt wirklich, ja, er ist tot, es stimmt wirklich, alle sind auf der Straße, alle feiern“, jubelte Mohammed al-Ghannai, ein Mitglied des Kommandos der Revolutionsarmee in West-Tripolis. Am Telefon überschlägt sich seine Stimme vor Aufregung. Die Nachricht von der Tötung des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi verbreitete sich am Donnerstag wie ein Lauffeuer im ganzen Land.

Das Nebelhorn eines Frachters im Hafen von Tripolis gab der Szenerie mit seinem dunklen Klang eine ernste Untermalung. Das Stakkato der Freudenschüsse aus den Schnellfeuergewehren der Ex-Rebellen, die die Revolte gegen Gaddafi trugen, erinnerte daran, welche Unmengen von Waffen in Libyen noch unter der Bevölkerung zirkulieren.

Terror-Akte: Gaddafis Liste des Schreckens

Terror-Akte: Gaddafis Liste des Schreckens

Dem libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi wird die Verwicklung in eine ganze Reihe von blutigen Anschlägen vorgeworfen. Mit den folgenden Terroraktionen wird Gaddafi und sein Regime in Zusammenhang gebracht: © ap
Dezember 1985: Palästinenser greifen die El-Al-Schalter auf den Flughäfen Wien-Schwechat und Rom-Fiumincino mit Schusswaffen und Handgranaten an. Dabei werden 18 Menschen getötet. Das libysche Regime soll mindestens aus Sicht der US-Regierung daran mitgewirkt haben. © dpa
April 1986: Eine Bombenexplosion in der Diskothek La Belle in Berlin-Friedenau reißt drei Menschen in den Tod. 230 der rund 500 Gäste, meist Angehörige der US-Armee, erleiden zum Teil schwere Verletzungen mit bleibenden Folgen. Nach der Wiedervereinigung ergeben sich aus Akten der DDR-Staatssicherheit Hinweise, die zu den Tätern führen und auf Libyen als Drahtzieher schließen lassen. © dpa
Dezember 1988: Bei einem Anschlag auf ein Flugzeug über der schottischen Kleinstadt Lockerbie werden 270 Menschen getötet, die meisten von ihnen Amerikaner. Der Verdacht fällt schnell auf Mitarbeiter des libyschen Geheimdienstes. © dpa
September 1989: Über der Wüste in Niger explodiert ein Verkehrsflugzeug der französischen Gesellschaft UTA. Der Bombenanschlag kostet 170 Menschen das Leben. Unter den sechs libyschen Attentätern ist auch der Schwager Gaddafis. © dpa
Darüber hinaus soll Gaddafi weltweit Terrorgruppen, Befreiungsbewegungen und linke Gruppierungen unterstützt haben. Unter anderem die Polisario in der Westsahara, die Sandinisten in Nicaragua, radikale palästinensische PLO-Gruppen im Libanon, aber auch die Irisch-Republikanische Armee (IRA) in Nordirland erhielten Hilfe aus Libyen. © dpa
Zudem wird Gaddafi mit dem Attentat auf die Olympischen Spiele von München 1972 in Verbindung gebracht. Damals starben elf Mitglieder des israelischen Olympia-Teams bei einem Anschlag palästinensischer Terroristen. Ebenso soll es eine Verbindung bei der Entführung der OPEC-Minister 1975 in Wien sowie bei Attentaten auf den marokkanischen König Hassan II. (1972) und 1976 auf die Präsidenten Ägyptens (Anwar al Sadat) und des Sudans (Jaafar Mohammed al-Numeiri) geben. © dpa

Unter den Jubelnden wollte sich daran naturgemäß niemand stören. Das ruchlose Ende des Mannes, der fast 42 Jahre lang über sie und das Land geherrscht hatte, bedeutete für sie auch den endgültigen Abschluss einer traumatischen Erfahrung.

Gewiss, in Bengasi hatte der Diktator seit mehr als einem halben Jahr, in Tripolis seit zwei Monaten keine Macht mehr über sie. Doch seine grotesken Audio-Botschaften aus dem Untergrund, die ein syrisch-irakischer Fernsehsender verbreitete, hielten mit ihren Durchhalteparolen für seine letzten, schwer bewaffneten Getreuen eine gewisse Unruhe wach.

“Selbst als Tripolis befreit war, fühlten wir uns nie so frei wie jetzt“, meinte Fuad al-Mabruk, ein Bewohner von Bengasi. “Für uns war immer klar: Das Leben kann nicht zur Normalität zurückkehren, so lange Gaddafi nicht weg ist. Jetzt ist der Augenblick gekommen.“

“Gott ist groß! Gott ist groß!“, riefen die Milizionäre immer wieder, wie in Fernsehbildern zu sehen war. Andere tanzten und sangen. In Sirte, wo Gaddafi getötet wurde und wo die Ex-Rebellen erst am selben Tag die letzten Widerstandsnester der Pro-Gaddafi-Kämpfer niedergerungen hatten, verbrannten sie die letzten grünen Fahnen des Gaddafi-Staates und zerrissen die letzten Bilder des Diktators.

“Nach all dem werden wir Jerusalem und Palästina und die gesamte arabische Nation befreien“, rief ein enthusiastischer Milizionär ins Mikrofon des Fernsehsenders Al-Dschasira. Auch in Tripolis skandierte die Menge immer wieder Parolen zur Unterstützung der Menschen in Syrien, im Jemen, in Palästina. Die nun restlos befreiten Libyer vergessen nicht, dass anderswo in der Region noch mit Despotie und Besatzung gerungen wird.

dpa

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