Neue Regel ab Sommer 2024
„Dolce Vita“ für Touristen in Gefahr? Warum es ein massives Problem an Italiens Stränden gibt
Rom – An den Urlaubsstränden von Sizilien bis Venetien herrscht Alarmstimmung: Weil die Politik eine Regel massiv verschärft hat, hat sich daraus ein Problem entwickelt, das auch unseren Urlaub in „Bella Italia“ gefährlicher machen könnte.
In Italien herrscht ein akuter Mangel an Rettungsschwimmern und Bademeistern, die jedes Jahr während der Sommersaison an den Stränden des beliebten Urlaubslandes für die Sicherheit von Millionen von Touristen sorgen. Schätzungsweise sind im Land inzwischen über 4000 Stellen unbesetzt – auch weil die italienische Regierung in Rom den Strandbetreibern Daumenschrauben angelegt hat. „Früher genügte einer alle 600 Meter, heute schreiben die neuen Regeln einen alle 180 Meter vor“, sagte Roberto Dal Cin aus Jesolo, Präsident von Confapi Turismo, der italienischen Zeitung La Repubblica.
Der Beruf des Rettungsschwimmers – in Italien werden die Jungs mit ihren roten T-Shirts einfach nur „Bagnini“ genannt – scheint zudem auch deutlich an Attraktivität eingebüßt zu haben. Heute seien, so hieß es, einfach deutlich weniger Menschen bereit, den (Saison-)Job bei Arbeitszeiten von bis zu zwölf Stunden täglich für ein Monatsgehalt zwischen 1400 und 1800 Euro auszuüben – zumal die Ausbildung inzwischen 500 Euro kostet. Hinzu kommt: Die Ausbildungsdauer wurde von 30 auf 100 Stunden verlängert. Am Ende muss eine Prüfung abgelegt werden, die nun außerdem alle fünf Jahre erneuert werden muss. Bis dato genügte die Vorlage eines ärztlichen Attestes. Deswegen wird jetzt auch noch befürchtet, dass altgediente Rettungsschwimmer den Dienst quittieren könnten – und das Problem somit zusätzlich verschärfen.
Betreiber suchen händeringend nach Personal
Während die Strandbetreiber händeringend in Italien und außerhalb des Landes nach Personal suchen, schildert einer von ihnen eine weitere Ursache des Problems – die Unterbringung der Bademeister in den Touristenorten. Früher gab es kostenlose Schlafplätze und ein garantiertes Mittag- und Abendessen, aber dies ist heutzutage nicht mehr der Fall. Zudem sind die Preise für Unterkünfte in den meisten Urlaubsorten massiv angestiegen. „Die Situation ist aus Sicht der Personalrekrutierung kritisch. (...) In den letzten sechs Monaten gab es eine leichte Verbesserung, aber wir sind immer noch gefragt, insbesondere im Hinblick auf die nächste Badesaison“, sagte Massimiliano Schiavon, Präsident von Federalberghi Veneto.
Für Touristen wird es am Strand gefährlicher
Wenn die Betreiber das Problem bis zum Start der Badesaison nicht in den Griff bekommen, könnte es auch für Urlauber gefährlich(er) werden. Denn um die Vorgaben der Politik einzuhalten, wird dann an vielen Stränden unerfahrenes oder sogar unzureichend ausgebildetes Personal zum Einsatz kommen. In Caorle (Venetien) hat das Arenili-Konsortium inzwischen auch normale Wartungsarbeiter zertifiziert, berichtet La Repubblica weiter.
„Wenn diejenigen, die uns die Dienstleistung erbringen, Schwierigkeiten haben, decken wir die Lücken mit unseren Mitarbeitern. Es ist klar, dass es sich dabei um Leute handelt, die für andere Aufgaben eingestellt wurden“, sagte der Präsident des Konsortiums, Alberto Borin. Statt Gartenarbeit, Wartung von Strandausrüstung oder dem Aufstellen von Liegestühlen müssten dann diese Menschen das rote T-Shirt und die Trillerpfeife tragen, um ggf. dann Urlauber aus einer womöglich lebensgefährlichen Situation zu retten...
mw