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An berüchtigter Nordwand

Heftiges Unwetter erschüttert Alpenregion: Ort von Außenwelt abgeschnitten – Video zeigt gewaltige Flutwelle

In der Alpenregion der Schweiz haben Wetterkatastrophen erhebliche Zerstörungen hervorgerufen. Bilder einer Geröllflut zeigen die Kraft der Natur.

Update vom 14. August 2024: Nach und nach werden die Auswirkungen des Unwetters vom Montagabend (12. August) in Brienz sichtbarer. In einem Teil der Schweizer Ferienregion am Brienzersee türmen sich nach einem schweren Unwetter teils meterhohe Schuttberge in den Straßen. Die Regenmassen hatten am Montagabend am Berg Rothorn Holz und Geröll in den Mühlebach gespült und den Abfluss verstopft. Der Bach trat über die Ufer, und mit ihm donnerten Felsbrocken und Baumstämme durch den Ort. Im Ortsteil Aenderdorf wurden Häuser von der Geröll- und Schlammlawine teils verschüttet. Fenster und Türen wurden eingedrückt und untere Geschosse liefen voll. Einige Autos wurden vom Schuttstrom fortgespült. Auch die Hauptstraße und die Bahngleise wurden teils verschüttet.

Die Anwohner des idyllischen Ortes am Brienzersee stehen unter Schock. Immerhin gab es keine Opfer. Die Behörden hatten rund 70 Bewohner vor dem großen Unwetter in Sicherheit gebracht. „Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir die Hochwasserschutzmaßnahmen, die wir in den letzten Jahren gebaut haben, nicht gehabt hätten“, sagte Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn.

Erst vor wenigen Jahren war oberhalb des Dorfes am Mühlebach ein Auffangbecken für Geschiebe vom Berg gebaut worden. Es war jedoch innerhalb kürzester Zeit voll. Nach Angaben des Wetterdienstes Meteoschweiz war in der Region innerhalb einer Stunde ein Drittel der Regenmenge gefallen, die sonst in einem ganzen August erwartet wird.

Nach tagelanger Gluthitze mit teils 35 Grad und mehr sind in der Schweiz am Montagabend mehr als 70.000 Blitze niedergegangen. Heftige Regenfälle lösten Überschwemmungen, Erdrutsche und Schlammlawinen aus. Rund um den Brienzersee entwickelten sich mehrere Gewitterzellen, die heftige Regenfälle auslösten und nur langsam weiterzogen. 

Erstmeldung vom 13. August 2024: Brienz – Das Berner Oberland (Schweiz) ist am Montagabend (12. August) von einem Unwetter mit katastrophalen Auswirkungen heimgesucht worden. Besonders traf es dabei den 3000-Einwohner-Ort Brienz, rund 75 Kilometer südöstlich von Bern. Bilder und Videos zeigen am Morgen danach geradezu apokalyptische Ausmaße, sie ähneln denen von Zermatt Ende Juni. Die Dimension dürfte um einiges größer sein als in Tirol, wo Gewitterzellen ebenfalls Schäden hinterließen.

Fluss tritt bei Unwetter über Ufer und überschwemmt Alpen-Ort Brienz

Im Berner Oberland weckt das Unwetter bei den Menschen zudem böse Erinnerungen an den August 2005. Damals trat der Glyssibach über die Ufer und verwüstete Teile des Dorfs. Zwei Menschen starben.

Dazu kam es am Montagabend glücklicherweise nicht. Dieses Mal trat gegen 18.30 Uhr der Mühlebach über die Ufer und überschwemmte Teile des Dorfes mit Felsbrocken und Treibholz. Zwei Personen wurden leicht bis mittelschwer verletzt. Vermisst werde offenbar niemand. 70 Menschen mussten allerdings in eine Turnhalle evakuiert werden.

Ein Auto liegt im verschütteten Schienenbereich der Zentralbahn Interlaken-Meiringen, oberhalb der Kirche von Brienz. Der Bahnhof von Brienz ist überschwemmt und mit Schutt und Schlamm bedeckt. Am Montag, 12.08.2024, haben heftige Gewitter einen Murgang ausgelöst und Gebäude, parkende Fahrzeuge, Straßen sowie Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs beschädigt.

Unwetter-Videos aus der Schweiz zeigen die Gewalt der Fluten

Die Bilder sind erschreckend. Ein Video zeigt, wie ein Auto von einer Schlammlawine mitgerissen wurde. Ein anderes wie das Geröll auf einen Zug aufläuft. Der Bereich der Gleise am Bahnhof ist überschwemmt und mit Schutt und Schlamm bedeckt. Am Mühlebach wurde eine Sperrzone eingerichtet. Das Gebiet Brienz Änderdorf ist bis auf Weiteres aufgrund der anhaltenden Gefahrenlage gesperrt. Die Durchfahrt durch Brienz bleibt weiter gesperrt.

Die Bahn- und Schiffsverbindungen von und nach Brienz BE ist im Moment unterbrochen. Ersatzbusse sind im Einsatz. Die Zentralbahn erwartet massive Schäden. Wie hoch diese sein werden, steht zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht fest.

Der ehemalige Brienzer Gemeinderatspräsident Kurt Schild sagte der Berner Zeitung: „Niemand hier im Dorf konnte dies voraussehen.“ Der aktuelle Brienzer Gemeinderatspräsident Peter Zumbrunn informierte mit Reto Filli, Chef des Regionalen Führungsorgans, am Dienstagmorgen zum aktuellen Stand. Gebäude, Fahrzeuge, das Bahntrasse und weite Teile des Änderdorf nahmen ihren Angaben zufolge große Schaden. Die große Hochwassersperre im oberen Bereich des Mühlibaches sei randvoll. Das Gebiet Brienz Änderdorf sei „absolut rote Zone“, das Betreten für Unbefugte verboten, ließ man verlauten. Auch Geologen waren am Dienstagmorgen im Gebiet unterwegs. 

Bilder vom Alpen-Unwetter im Juni:

Überflutungen, Erdrutsche, kaputte Häuser: Unwetter verwüsten Alpenraum – Bilder zeigen Ausmaß

Seit Donnerstag (22. Juni) zieht eine Regen- und Gewitterfront über den Alpenraum. Zudem sind die Böden wegen der Schneeschmelze mit Wasser gesättigt. Das führte zu starken Überflutungen und Erdrutschen.
Seit Donnerstag (22. Juni) zieht eine Regen- und Gewitterfront über den Alpenraum. Zudem sind die Böden wegen der Schneeschmelze mit Wasser gesättigt. Das führte zu starken Überflutungen und Erdrutschen. © Kanton Wallis
Der Pegel der Rhône erreichte am Freitag (21. Juli) seinen Höchststand. Das Wallis war von den Alpen-Unwettern am stärksten betroffen. Vor allem der bekannte Ferienort Zermatt.
Der Pegel der Rhône erreichte am Freitag (21. Juli) seinen Höchststand. Das Wallis war von den Alpen-Unwettern am stärksten betroffen. Vor allem der bekannte Ferienort Zermatt. © Kanton Wallis
Zermatt in Trümmern: „Hunderte Häuser wurde praktisch zerstört“, schreibt ein Twitter-User. Laut Zivilschutz mussten im Wallis rund 230 Menschen ihr Häuser verlassen.
Zermatt in Trümmern: „Hunderte Häuser wurde praktisch zerstört“, schreibt ein Twitter-User. Laut Zivilschutz mussten im Wallis rund 230 Menschen ihr Häuser verlassen. © Screenshot/X
Dramatische Szenen mitten in Zermatt. Im Ortskern der Schweizer Gemeinde entwickelte sich die Mattervispa zur reißenden Flut. Mit einem Bagger versuchen Einsatzkräfte, den Schaden zu begrenzen.
Dramatische Szenen mitten in Zermatt. Im Ortskern der Schweizer Gemeinde entwickelte sich die Mattervispa zur reißenden Flut. Mit einem Bagger versuchen Einsatzkräfte, den Schaden zu begrenzen. © Screenshot/X
Braune Flut im Ferienort. Die Mattervispa überschwemmte Straßen und Fußgängerwege in Zermatt. Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun, die Wassermassen in Grenzen zu halten.
Braune Flut im Ferienort. Die Mattervispa überschwemmte Straßen und Fußgängerwege in Zermatt. Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun, die Wassermassen in Grenzen zu halten. © Screenshot/X
Bei Gewitter und Starkregen traten Flüsse im Wallis über die Ufer und richteten Zerstörung an. Hier hängt ein Auto in Zermatt gerade noch so an der in Teilen weggebrochenen Straßen.
Bei Gewitter und Starkregen traten Flüsse im Wallis über die Ufer und richteten Zerstörung an. Hier hängt ein Auto in Zermatt gerade noch so an der in Teilen weggebrochenen Straßen. © Screenshot/X
Mit provisorischen Sperren und Sandsäcken stoppte die Kantonsverwaltungen die Fluten im Wallis etwas. Dennoch kam es zu großen Schäden. Und im Bündner Südtal Misoux sogar zu vier Vermissten.
Mit provisorischen Sperren und Sandsäcken stoppte die Kantonsverwaltungen die Fluten im Wallis etwas. Dennoch kam es zu großen Schäden. Und im Bündner Südtal Misoux sogar zu vier Vermissten. © Screenshot/X
Auch in Südtirol richteten die Unwetter große Schäden an. Der Landesfeuerwehrverband berichtet von über 200 Einsätzen in der Nacht auf Samstag (22. Juni).
Auch in Südtirol richteten die Unwetter große Schäden an. Der Landesfeuerwehrverband berichtet von über 200 Einsätzen in der Nacht auf Samstag (22. Juni).  © Landesfeuerwehrverband Südtirol
Dauereinsatz für die Feuerwehr in Südtirol. Bäume wurden entwurzelt, Äste auf die Straßen geschleudert und etliche Verkehrswege musste befreit werden.
Dauereinsatz für die Feuerwehr in Südtirol. Bäume wurden entwurzelt, Äste auf die Straßen geschleudert und etliche Verkehrswege musste befreit werden. © Landesfeuerwehrverband Südtirol
Die Alpen-Unwetter zerrissen in Südtirol auch ganze Häuser, deckten Dächer ab und überfluteten Keller. Dazu ging teils großer Hagel nieder.
Die Alpen-Unwetter zerrissen in Südtirol auch ganze Häuser, deckten Dächer ab und überfluteten Keller. Dazu ging teils großer Hagel nieder. © Landesfeuerwehrverband Südtirol
Im strömenden Regen erlebt die Feuerwehr eine schlaflose Nacht. Immerhin scheint sich die Unwetter-Lage am Samstag (22. Juni) zumindest vormittags etwas beruhigt zu haben.
Im strömenden Regen erlebt die Feuerwehr eine schlaflose Nacht. Immerhin scheint sich die Unwetter-Lage am Samstag (22. Juni) zumindest vormittags etwas beruhigt zu haben.  © Landesfeuerwehrverband Südtirol
Häuser in der Gemeinde Lostallo nach einem Erdrutsch, der durch das schlechte Wetter und den starken Regen im Misox-Tal verursacht wurde.
Häuser in der Gemeinde Lostallo nach einem Erdrutsch, der durch das schlechte Wetter und den starken Regen im Misox-Tal verursacht wurde. © Samuel Golay/dpa
Massive Schäden nach Unwetter in der Schweiz: Bei einem Erdrutsch sind 200 Meter Autobahn eingestürzt.
Massive Schäden nach Unwetter in der Schweiz: Bei einem Erdrutsch sind 200 Meter Autobahn eingestürzt.  © Samuel Golay/KEYSTONE/dpa
Nach Unwettern in Schweiz ist die A13 zwischen San Vittore und dem San Bernardino Tunnel Nordportal gesperrt.
Nach Unwettern in Schweiz ist die A13 zwischen San Vittore und dem San Bernardino Tunnel Nordportal gesperrt.  © Graubünden Polizei

Grindelwald von der Außenwelt abgeschnitten – Urlauber müssen ausharren

Doch nicht nur Brienz traf es. Nach einem Murgang bleiben auch die Verkehrswege zwischen Zweilütschinen BE und Grindelwald BE – am Fuße der berüchtigten Eiger-Nordwand – gesperrt. 150 Touristen verharren in einem Eissportzentrum, in Autos oder in einer Zivilschutzanlage. Sie kommen nicht aus dem Ort heraus. Gemeindepräsident Beat Bucher sagte Nau.ch, ein Baum sei umgestürzt und habe eine Zug-Fahrleitung getroffen. Bis Dienstagabend fallen alle Zugverbindungen zwischen Grindelwald und Interlaken aus. „In der Nacht konnten wir noch nicht räumen, es war zu gefährlich“, sagte Bucher. Die Personen, die festsitzen, habe man mit Essen versorgt.

Auch die Kantone Zug und Luzern meldeten Unwetter-Folgen. In der Stadt Zug sank ein Boot, Passagiere konnten in Sicherheit gebracht werden und blieben unverletzt. Das Boot wurde durch die Seerettung geborgen, berichtet Nau.ch. Am Flughafen Zürich mussten fast zwei Dutzend Flüge umgeleitet werden. 

Obwohl am Dienstag bereits neue Unwetter drohen, wird den Brienzern das Horrorszenario wohl erspart bleiben. Die Gefahr eines Dammbruchs bestehe nicht, erklärten die Verantwortlichen. Doch die Bilder der Zerstörungen im schweizerischen Urlaubsidyll werden wohl noch lange in Erinnerung bleiben. (mke)

Rubriklistenbild: © Alessandro Della Valle/KEYSTONE/dpa

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