„Besucher wollen nach Behandlung sofort weiterfeiern“
Was Rettungskräfte aus dem Berchtesgadener Land und Salzburg am Electric Love Festival leisten
Rund 47.000 Besucher sind derzeit pro Tag am Salzburgring beim Electric Love Festival. Darunter nicht nur viele bayerische Fans von 160 DJs auf vier Bühnen, sondern auch Ehrenamtliche des Bayerischen Roten Kreuzes mit ihrem speziellen Einsatzfahrzeug.
Koppl/Plainfeld bei Salzburg – Die medizinische Versorgung des Salzburger Roten Kreuzes mit 180 Mitarbeitern und des BRK gleicht einem kleinen Krankenhaus. Im vergangenen Jahr zählte das Rote Kreuz über 1000 Sanitätsversorgungen, von Kreislaufschwäche bis Unterkühlung, vom Alkohol- bis zum Drogenmissbrauch.
Das Electric Love ist seit 2013 die größte Veranstaltung, die das Rote Kreuz betreut, das ist in den behördlichen Auflagen so vorgeschrieben. Von verschiedenen Versorgungsstationen bis zu speziellen Bergetrupps und einem Medical Center, das fast einem kleinen Krankenhaus gleichkommt, ist alles vertreten. Was normalerweise in einem Rettungswagen oder spätestens in einem Krankenhaus geschieht, die Erfassung der Patientendaten, ist am Festivalgelände die Aufgabe des Einsatz-Leitfahrzeuges des BRK. Es wurde 2015 vom BRK angeschafft, mitfinanziert vom Salzburger Roten Kreuz und der EU, der Hauptzweck: bei grenzüberschreitenden Katastrophen-Einsätzen ist das Fahrzeug die Schnittstelle zwischen dem österreichischen und dem deutschen Funksystem, die immer noch auf unterschiedliche Frequenzen funken. „Die BRK-Mitarbeiter sind mit dem Fahrzeug und dem Innenleben bestens vertraut, wir arbeiten hier im Mischsystem, also im Fahrzeug sind immer ein bayerischer und ein Salzburger Rotkreuzler“, so Dominik Linder vom Landesrettungskommando.
„Besucher wollen nach Behandlung sofort weiterfeiern“
Benjamin Mittermeier vom BRK Berchtesgadener Land war seit Mittwochnachmittag dabei, nach dem Warm-up und der ersten Partynacht von Donnerstag auf Freitag ist der Einsatz für ihn „schon“ vorbei, „am Wochenende sollen sich das jüngere Kollegen gönnen, auch wegen der Musik“, so der 36-Jährige. Die beiden Mitarbeiter im Einsatzleiter-Bus wickeln nicht nur den Funkverkehr zwischen der Rot-Kreuz-Leitstelle in Salzburg-Schallmoos und dem Festival-Gelände am Salzburg-Ring ab, sondern auch innerhalb des Areals und des angeschlossenen Campingplatzes.
Besucher mit einem medizinischen Problem kommen entweder selbstständig zu Rot-Kreuz-Mitarbeitern oder den Versorgungsstellen oder alarmieren den Notruf, in Österreich die 144 oder den internationalen Notruf 112. Dieser landet dann in der Leitstelle in der Stadt Salzburg, von wo aus die Rot-Kreuz-Mitarbeiter am Festival disponiert werden. „Das Finden eines Patienten bei zigtausenden Leuten vor einer Bühne ist natürlich eine Sucharbeit, aber die Kameraden sind da bestens geschult und haben entsprechende Erfahrung“, so Mittermeier. Ab der Behandlung müssen die Daten des Patienten erfasst werden, wie beim Arzt oder in einer Klinik muss dokumentiert werden, was festgestellt wurde und wie der Patient behandelt wurde. „Meistens sind es kleine Verletzungen, die meisten wollen danach sofort wieder weiterfeiern“, so der BRK-Mitarbeiter.
Die BRK-Abteilung IuK – Information und Kommunikation – ist seit drei Jahren auf dem Festival vertreten und unterstützt das Salzburger Rote Kreuz. „Am Mittwoch und Donnerstag war es noch einigermaßen ‚ruhig‘“, also wenig Einsätze, aber in der Nacht auf Samstag und Sonntag werde sich das erfahrungsgemäß steigern. „Wir sind stolz, dass wir dieses grenzüberschreitende Projekt auf die Füße gestellt haben, die Grenze ist zwar theoretisch da, aber im Alltag doch kaum vorhanden, vor allem nicht bei den beiden Rettungsorganisationen“, so Mittermeier.
„Elektrische Musik gefällt mir teilweise“
Unter den 180 Freiwilligen Helfern des Rotes Kreuzes sind viele Jugendliche aus dem gesamten Bundesland, die naturgemäß die Musik und die Festival-Atmosphäre genießen. Beim 37-jährigen Dominik Lindner spielt die Musik nicht mehr die Rolle, „obwohl, teilweise gefällt sie mir auch“. Für ihn steht der reibungslose Ablauf im Vordergrund, „und die Zusammenarbeit mit den Bayern im Einsatz-Leitfahrzeug ist sehr gut“. Beim BRK gebe es zum Teil aber andere Fachausdrücke, auch die Einstufung in Verletzungsgraden sei unterschiedlich, beim BRK gebe es drei Stufen – grün, gelb, rot – in Österreich gibt es vier Stufen.
Bis Sonntagmittag wird das Line-up des Festivals in der Regel die Nacht zum Tag machen, „bis 12 Uhr ist es meist sehr ruhig und alle schlafen am Campingplatz, ab 15 Uhr wird das Infield geöffnet, und dann geht es rund bis 3 Uhr in der Nacht“. Das Einsatz-Leitfahrzeug aus Bayern kann aber jederzeit innerhalb von zehn Minuten abgebaut werden, falls es im Landkreis Berchtesgadener Land oder auch in Salzburg einen Katastropheneinsatz gebe.
hud
