„Erst Ende 2024, eher Anfang 2025“
Cannabis-Gesetz kommt – doch das erste legale Gras in Clubs gibt es erst Monate später
Wer legales Cannabis in Clubs beziehen will, muss sich noch gedulden. Und zwar weit über den eigentlichen Starttermin vom 1. Juli hinaus.
Die Bundesregierung hat das Cannabis-Gesetz am Freitag verabschiedet. Zum 1. April soll der Konsum damit legal sein; Cannabis wird aus der Liste der verbotenen Substanzen im Betäubungsmittelgesetz gestrichen. Auch der Eigenanbau soll ab April gestattet sein. Die Cannabis-Clubs müssen allerdings noch warten.
Laut Bundesregierung ist zum 1. Juli der nicht-kommerzielle Anbau in Clubs erlaubt. Heißt: Die sogenannten „Cannabis Social Clubs“ dürfen Gras an Mitglieder abgeben, damit aber keinen Gewinn machen. Ein Club darf maximal 500 Mitglieder haben. Es ist allerdings fraglich, ob direkt ab 1. Juli mit der Cannabis-Abgabe gestartet werden kann. „Das hängt sehr davon ab, wie die lokalen Behörden arbeiten“, sagt Steffen Geyer, Vorsitzender des Dachverbands deutscher Cannabis Social Clubs (CSC), im Gespräch mit IPPEN.MEDIA.
Cannabis-Clubs: Legales CSC-Gras erst Monate später
Hintergrund ist die Genehmigung der Antragsverfahren durch die Behörden. Mit den Behörden in Berlin sei man bereits in gutem Kontakt, in Bayern sehe das aber gänzlich anders aus. „Zum Beispiel in München wird es vermutlich so sein, dass die Behörden bis 1. Juli sowieso überhaupt nichts arbeiten und dann auch noch drei weitere Monate nichts tun werden“, so Geyer. „Denn wie im Gesetz vereinbart, haben die Behörden drei Monate Zeit, einen entsprechenden Genehmigungsantrag eines Clubs zu prüfen. Erst danach kann geklagt werden.“ Der Freistaat werde diese Frist voll ausnutzen. „Deshalb gehe ich davon aus, dass wir in Bayern in diesem Jahr noch kein legales CSC-Gras erleben werden.“
Denn hinzu kommt auch: Eine Hanfpflanze braucht Zeit, ehe geerntet werden kann. „Das Gras braucht zwei bis drei Monate, um zu wachsen.“ Bedeutet im Umkehrschluss auch: Läuft bei einem Club alles glatt mit der Genehmigung, kann wohl frühestens im Herbst 2024 legales Cannabis an Mitglieder weitergegeben werden. Vorausgesetzt, die Clubs halten sich an die Regeln.
„Wenn ein CSC-Betreiber möglichst schnell sein will, nutzt er ab 1. Juli die Pflanzen, die schon jetzt illegal wachsen“, sagt Geyer. „Die sind ja dann legal, wenn sie in einem Cannabis-Club drin stehen, der eine Genehmigung hat.“ Geyer spricht von Grauzonen, die er als Chef des Dachverbands seinen Mitgliedern nicht empfehle. Auch, um sich nicht angreifbar zu machen. „Gerade in Süddeutschland erwarten wir eine sehr große Kontrolldichte.“
Gras in Cannabis-Clubs: „Das würde die Grundidee der Legalisierung konterkarieren“
Die Cannabis-Branche rechnet sogar mit längeren Anbauzeiten als Geyer. Philip Schetter, Geschäftsführer des Berliner Cannabis-Unternehmens Cantourage, sagte unserer Redaktion: „Der Anbau von wirklich gutem Cannabis kann leicht zwischen sechs und neun Monate dauern, besonders, wenn man in einer neuen Umgebung damit startet.“ Heißt für den Zeitplan: „Wenn die Clubs mit ihrem ersten Anbau im Juli 2024 loslegen, wird es voraussichtlich frühestens erst Ende 2024, eher Anfang 2025 Cannabis in Clubs zur Abgabe geben.“
Das bedeute im Umkehrschluss auch, dass Clubs, die bereits im Sommer Cannabis verkaufen, „dieses mit großer Sicherheit auf nicht-regulierten Wegen bezogen haben“, so Schetter. „Dies würde die Grundidee der Legalisierung konterkarieren, weswegen es hier besonderer Aufmerksamkeit bedarf.“
Diese Auffassung teilt der Frankfurter Cannabis-Unternehmer Niklas Kouparanis, Geschäftsführer der Bloomwell Group. „Wir können nicht erwarten, dass die Clubs sofort mit dem Anbau und der Abgabe von Cannabis beginnen, sobald das Gesetz in Kraft tritt, und die Clubs den illegalen Markt in absehbarer Zeit signifikant zurückdrängen.“ Dennoch sei das Cannabis-Gesetz „ein Schritt in die richtige Richtung“. (as)
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