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Umfrage und Experten-Meinung

„Darüber wird viel zu wenig gesprochen“ – Umgang von Kindern mit Medien

Fast jedes Kind kommt über die Medien in Kontakt mit verstörenden Inhalten. Oft fehlt Eltern der Überblick oder sie sind selbst zu viel am Handy und Co.

Von den Net-Kids über Millennials bis zur Gen Z – Kinder haben ihr Verhalten zur Technik und Medien in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Aber auch Eltern haben ein anderes Medienverhalten als früher, viele sind mittlerweile selbst in einer Welt voller Technik aufgewachsen. Da kann der Medienkonsum der Kinder schonmal aus den Augen verloren werden.

Die Krankenkasse Pronova BKK hat zu dem Thema eine Umfrage durchgeführt und die Ergebnisse veröffentlicht – Eltern sollten in der Erziehung vor allem offen sein und mit gutem Beispiel vorangehen.

Umgang von Kindern und Eltern mit Medien: „Für dich lege ich gern mein Handy weg“

In der Umfrage gaben 78 Prozent der Eltern an, sich selbst bei der Nutzung von Medien für gute Vorbilder zu halten. Gleichzeitig geben aber auch 62 Prozent der Eltern an, selbst zu viel Zeit an Smartphone, Laptop und Co. zu verbringen. Trotzdem ist Sozialpädagoge Clemens Beisel von den Ergebnissen der Umfrage nicht überrascht, da Eltern die Medien anders nutzen als ihre Kinder, zum Beispiel zum Mails beantworten und Online-Banking. „Das heißt, wir dürfen nicht nur auf die Zeit schauen, sondern auch auf das, was wir am Bildschirm tun“, sagt der Experte.

Laut der Umfrage haben etwa die Hälfte der Eltern schonmal das eigene Kind überhört, weil sie selbst mit einem Medium beschäftigt waren, zum Beispiel Chatten am Smartphone. Damit Kinder genug Aufmerksamkeit bekommen und ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln ist es aber wichtig, dass Eltern sich nicht zu viel ablenken lassen. Doch die Mediennutzung ist längst nicht das Einzige, was in der Erziehung problematisch werden kann.

Um ein gutes Vorbild zu sein, sollten Eltern ihren Kindern vermitteln, dass in manchen Situationen die Nutzung von Medien – wie dem Handy – stört, zum Beispiel beim gemeinsamen Essen. „Mütter und Väter sollten deshalb mit gutem Beispiel vorangehen. Nach dem Motto: „Du bist mir wichtig. Für dich lege ich gern mein Handy weg““, erklärt Beisel.

Folgen von hohem Medienkonsum bei Kindern – Wo Gefahren lauern

Wenn der Medienkonsum der Kinder besonders hoch ist, kann das laut dem Experten zu schlechteren Leistungen in der Schule führen. Die Ergebnisse der Forschung sind allerdings noch nicht besonders aussagekräftig, weil die Nutzung von Smartphones bei Kindern erst seit einigen Jahren weit verbreitet ist. Es gibt Hinweise darauf, dass psychische Krankheiten wie Depressionen von Social Media gefördert werden. Eine Pädagogin findet es trotzdem „nicht schlimm“, dass ein Autor seinem 18 Monate alten Sohn ein Smartphone schenkt.

Viele Eltern befürchten eine Gefahr durch die starke Nutzung von Medien, zum Beispiel durch Challenges auf TikTok. Denn die können problematisch sein und sogar den Körper verändern. Laut Beisel nicht ohne Grund: Fast jedes Kind kommt mit potenziell schädlichen Inhalten über die Medien mindestens einmal in Berührung. Das könne zum Beispiel der Druck sein, in Gruppenchats akzeptiert zu werden. Häufig werden aber auch verstörende Inhalte wie Beleidigungen medial unter Kindern verbreitet.

„Ich sehe die Gefahren bei Rassismus, der getarnt als Humor rüberkommt, bei Videos aus Kriegsgebieten, bei Adolf-Hitler-Stickern, bei gewaltverherrlichenden Kurzfilmen, in denen Tiere abgeschlachtet werden. Darüber wird viel zu wenig gesprochen“, sagt Beisel.

Kinder nicht für Mediennutzung bestrafen: „Danke, dass du mit mir darüber gesprochen hast“

Viele Eltern haben Probleme damit, die Kontrolle über das Nutzungsverhalten ihrer Kinder zu behalten. Laut der BKK haben sogar 52 Prozent der Elten schonmal ihren Kindern mehr Zeit an den Medien erlaubt, „damit sie ruhiggestellt sind“ und hätten deshalb sogar ein schlechtes Gewissen.

Viele Eltern verbringen selbst viel Zeit mit Medien, da verlieren viele den Überblick darüber, was die Kinder online machen. (Symbolbild)

Wenn ein Kind über die Medien schlechte Erfahrungen gemacht hat – zum Beispiel über verstörende Videos in einer Gruppe – und damit auf die Eltern zukommt, sollten Eltern offen sein. Am besten sollte sie „das Kind nicht bestrafen oder ihm das Handy wegnehmen, sondern sagen: ‚Danke, dass du mit mir darüber gesprochen hast‘“, erklärt Beisel. Anschließend sollte gemeinsam nach einer Lösung gesucht werden. Im Fall eines unangebrachten Videos könnte man einen Screenshot machen und den Absender Melden.

Damit die Mediennutzung von Kindern nicht ausufert: Alternativen ermöglichen

Damit die Zeit am Handy erst gar nicht ausufert, empfiehlt der Experte den Kindern schon früh Hobbies zu ermöglichen. So haben die Kinder eine Alternative zur Nutzung von Medien. Sport kann zum Beispiel beim Stressabbau helfen, auch mit Büchern oder Instrumenten können sich Kinder die Zeit vertreiben, statt Medien zu verwenden. Das gilt übrigens nur für die starke Nutzung von Medien – eine „zu geringe“ Mediennutzung gibt es nicht. Doch die Medien sind nicht das einzige, was heutige Generationen von früheren unterschiedet, in der Erziehung machen Millennials so einiges anders als Boomer-Eltern.

(Mit Material der dpa)

Rubriklistenbild: © Imago/Pond5 Images

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