Schlechtes Gewissen?
20 Gäste verraten, wie viel Trinkgeld sie in der Gastro (nicht) geben und warum
Ich weiß nicht, ob ich mich jetzt besser oder schlechter fühlen soll.
Ich muss dir was gestehen … Ich gebe super ungern Trinkgeld. Wenn ich es tue, dann wegen des sozialen Drucks und weil ich nicht die einzige Person in der Gruppe sein will, die keins gibt. Richtig gut fühle ich mich dabei aber nie und denke mir jedes Mal, dass ich die zwei Euro lieber behalten hätte.
Für viele Leute, die in der Gastro arbeiten, ist kein Trinkgeld zu geben bestimmt ein absolutes No-Go und ich weiß, dass es in der Gastro echt wild zugehen kann, wie manche Tweets zeigen. Aber was soll ich sagen … als Studentin ist Essengehen für mich ein Luxus und dafür dann noch mehr als nötig zu zahlen, kommt mir ehrlicherweise total unsinnig vor.
Ich wollte wissen, wie andere Leute das sehen und wie viel Trinkgeld sie für angemessen halten. In einem Reddit-Thread von u/Graindelicious bin ich auf einige sehr interessante und ehrliche Antworten gestoßen, die mich durchaus zum Nachdenken über die Trinkgeld-Thematik angeregt haben. Let‘s go!
Hinweis: Einige der Antworten wurden aufgrund der Länge/Klarheit gekürzt oder bearbeitet.
1. „Ich bin Pizzafahrer in so einer ranzigen Franchise-Bude und kann bei der absolut mittelmäßigen Pizza zu überteuerten Preisen jeden verstehen, der nicht noch was extra für mich springen lässt. Freut mich trotzdem immer. Danke Leute.“
-Thisislio420
2. „Lieferboten bekommen zwei Euro, wenn ich vorab bezahlt habe, ansonsten runde ich meist auf und geb noch zwei Euro on top.“
-drdoo
3. „Ich bin selber Arbeitgeber in der Gastronomie und finde die Diskussion sehr schwierig.“
„In meinem Restaurant werden die Mitarbeiter:innen sehr überdurchschnittlich bezahlt. Mindestlohn halte ich für grundsätzlich richtig, in der Höhe jedoch eine Beleidigung für die harte Arbeit und im Kontext mit den Lebenshaltungskosten für schlicht nicht tragbar für meine Leute, denen ich sozial auch verpflichtet bin. Das Abendessen ist eine Außergewöhnlichkeit. Sollte also ein:e Kellner:in oder ein:e Köch:in eine Arbeit außergewöhnlich gut machen, also über den normalen Standard hinaus, wie es bei so einer Aktivität wie essen gehen sein sollte, dann finde ich, dass ein Trinkgeld als besonderer Dank in Ordnung ist. Grundsätzlich sollte aber gelten, dass Mitarbeiter:innen darauf nicht angewiesen sein sollten.“
-Competitive_Tart9608
4. „Ich runde bis zur nächsten sinnvollen Zahl auf. 23,55 Euro werden dann zu 25 Euro aufgerundet. Auf Prozentsätze achte ich nicht, wir sind hier doch nicht in den USA.“
-OswaldReuben
5. „Ich halte mich da immer etwas zurück, da wir meines Erachtens eine Tipping-Kultur wie in den USA um jeden Preis vermeiden müssen.“
„Mindestens runde ich aber die Beträge auf, sodass sie keine Cent-Stücke herauswühlen müssen.“
-Popular-Singer-9694
6. „Ich runde eigentlich immer auf und/oder gebe drei bis fünf Euro Trinkgeld beim Essen, wenns gut war. Bin aber jetzt auch nicht sonderlich bewandert in solchen Dingen. Also keine Ahnung.“
-Braunerton17
7. „Ich mache es auch immer abhängig vom Essen und Service. Bei schlechtem Service gebe ich so zwei bis drei Euro, bei normalem Service dann so um die fünf Euro. Bei sehr gutem Essen und Service dann auch schonmal sieben bis zehn Euro.“
-AshenTao
8. „Alles, von einem Cent bis zur Quadrillionen ist angemessen – es ist eine FREIWILLIGE Leistung deinerseits.“
-shroominglion
9. „Ich runde auch immer auf, beim Friseur bezahle ich 35 Euro und gebe immer 40 Euro. Ich komme selber aus der Gastro und bin eigentlich immer großzügig mit Trinkgeld. Es muss schon extrem scheiße sein, wenn ich mal wirklich nichts gebe.“
-TimeRevolution1894
10. „Ich finde die Diskussion immer wieder witzig. In der Regel sagt man 10 Prozent.“
„Ich persönlich (selbst Kellnerin) sage: Das, was DU für richtig hältst. Service war scheiße? Essen nicht gut? In erster Linie: Ansprechen! Aber dann braucht man auch kein Trinkgeld zu geben. Service war super? Das Essen auch? Geil, dann gib das, was Du geben möchtest. Mit aufrunden auf den nächsten Fünfer fühlst du dich wohl? Dann mach. Du willst 20 Euro Trinkgeld geben? Dann mach!
Ich finde es falsch, dass man sich ‚gezwungen‘ fühlt Trinkgeld zu geben. Wir machen unseren Job, so wie der Postbote auch und auch wie die nette Zahnarzthelferin, aber denen geben wir in der Regel auch kein Trinkgeld.“
-Strong-Mom
11. „Hier verdient jede Servicekraft (anders als in den USA) den Mindestlohn. Ich sehe es nicht als die Aufgabe des Gastes, die Löhne zu zahlen.“
„Ich runde immer nur auf den übernächsten Euro auf, wenn der Service gepasst hat, also 25,30 Euro werden zu 27 Euro. Wenn der Service nur durchschnittlich oder schlecht war, ich mal wieder 20 Minuten warten musste, bis jemand die Rechnung gebracht hat und so etwas, dann gibts gar nichts.“
-Flaky_Monk_8565
12. „Ich versuche immer etwas großzügiger zu sein, ohne zu übertreiben. Mir ist es egal, ob ich am Ende 40 Euro oder 50 Euro bezahle, für die Bedienung ist es aber toll, wenn das Trinkgeld großzügig ist und es wertet den Stundenlohn enorm auf.“
-Temporary_Bag_4638
13. „Null Prozent. Der Arbeitgeber hat die Angestellten zu bezahlen, nicht der Kunde.“
-InterestingMacaron68
14. „Aufrunden auf vollen Euro oder den nächsthöheren Euro und je nach Service und Essen gibt es bis zu maximal 15 Prozent.“
-PixelsAndIron
15. „Stark abhängig von der Qualität der erbrachten Serviceleistung.“
„Am wichtigsten ist mir die Freundlichkeit. Danach halt Zuverlässigkeit, Tempo, Professionalität. Mit einer netten Begrüßung, einem Lächeln oder einem kleinen Joke gibt‘s bei mir immer noch mal was on top. Wenn ich schon Geld dafür ausgebe, dass mich jemand bekocht und bedient, dann möchte ich das in einer freundlichen Atmosphäre tun.
Zehn Prozent sind bei mir auch ungefähr der Regelsatz, wenn ich restlos zufrieden bin auch mehr. In ‚Kaffeekassenbecher‘ oder so was werfe ich meist 10 Prozent.“
-Dash_ROW
16. „Fünf bis zehn Prozent Trinkgeld gebe ich so in der Gastro. Kommt bei mir tatsächlich viel auf den konkreten Betrag an und die Frage, welche nächsthöhere ‚hübsche‘ Zahl sich mir zum Aufrunden anbietet.“
-nessii31
17. „Da ich neben dem Studium fast durchgehend in der Gastro gearbeitet habe, gebe ich immer zehn Prozent oder mehr, auch bei einer Rechnung von 100 Euro und mehr. Bevor ich weniger als zehn Prozent gebe, muss da schon echt was passieren.“
-jobish1993
18. „Ich runde maximal auf oder gebe gar nichts.“
-ClubMate91
19. „Ich gebe aus sozialem Druck meist zehn Prozent, aber am liebsten würde ich gar nichts geben. Ich hoffe, dass wir in Deutschland irgendwann davon wegkommen fürs reine Essen zum Tisch Bringen Trinkgeld zu geben.“
-Famous_Appearance217
20. „Wenn ich drei Stunden auf meine Pizza warten musste, gibt‘s nichts. Wenn die Pizza in den erwarteten 30 bis 60 Minuten da ist, gibt‘s zwei Euro Trinkgeld, wenn früher auch mal gerne mehr. Wenn das Wetter scheiße ist, gebe ich auch gerne noch einen oder zwei Euro mehr.“
-Prudentia350
Wie sieht‘s bei dir aus – gibst du Trinkgeld oder nicht? Und wenn ja, wie viel? Schreib‘s uns gerne in die Kommentare!
Sieh dir doch auch mal diese 15 Gastro-Tweets an, bei denen du dich über den Tisch gezogen fühlst. Und für noch mehr Gastro-Content mach einen Abstecher auf die Facebook-Seiten BuzzFeed DE und BuzzFeed DE Trending.
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