Nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga
Volleyballer strecken Fühler bis nach München aus: So geht es mit dem TSV Mühldorf weiter
Souverän haben die Volleyballer des TSV Mühldorf die Saison in der 3. Liga gemeistert. Dass die Mannschaft den sofortigen Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga schaffen würde, damit hatte man nicht gerechnet. So geht es jetzt weiter.
Mühldorf – Die Volleyballer des TSV Mühldorf stehen als Aufsteiger in die 2. Bundesliga fest. Das schafft Planungssicherheit und ermöglicht der erfolgreichen Abteilung schon jetzt eine Planung für die nächste Saison. Abteilungsleiter Stefan Bartsch erklärt im aktuellen Interview, worauf es jetzt am meisten ankommt.
Die Saison läuft noch, doch die Abteilung blickt schon auf die nächste Spielzeit eine Klasse höher: Welche Arbeiten fallen denn jetzt schon an?
Bartsch: Das sind 1.000 Sachen. Man muss sich mit der Volleyball-Bundesliga zusammensetzen und konferieren. Natürlich geht es uns jetzt darum, den Standort Mühldorf strukturell zu stärken. Wir haben bewiesen, dass wir die 2. Liga sportlich drauf haben. Wer hätte denn mit so einem schnellen Comeback gerechnet? Wir müssen Sponsorengespräche führen, die Lizenzierung durchlaufen, was mit finanziellen Auflagen verbunden ist. Was den Etat betrifft werden die Aufwendungen mehr als doppelt so hoch sein. Die Fahrtkosten schlagen enorm zu Buche, die Hotelübernachtungen kosten, ebenso die Schiedsrichter. Dadurch, dass wir den Standard schon im vergangnen Jahr relativ hoch gehalten haben – mit Live-Stream und Kommentatoren, Hallensprecher und deatlliert geplantem Aufbauprozedere – tun wir uns jetzt umso leichter, weil wir auf diesen Strukturen aufbauen können.
Wie geht es denn mit der Mannschaft weiter? Gibt es schon Aussagen darüber, wer bleibt, wer geht, wer kommt?
Bartsch: Ich gehe davon aus, dass der Stamm des Teams zusammenbleibt. Mit den älteren Spielern, von denen einige Familie haben, werden wir reden, welche Wege man zukünftig gemeinsam bestreiten kann. Mittelblocker David Fecko wollte erst weniger spielen, in erster Linie Heimspiele. Ihm hatte es dann aber doch so viel Spaß gemacht, dass er auch bei den Auswärtsspielen mit dabei war. Das hat uns sehr geholfen. Auch davon, dass Flo Gschwendtner bei jedem Spieltag und Training dabei war, hat die Mannschaft profitiert. Zu Beginn hatten wir Probleme, überhaupt ein Team zusammenzustellen, es hat vor allem an Mittelblockern gefehlt. Jetzt haben wir davon fünf, gegen Regensburg siegte ein Kader mit inzwischen 14 Spielern. Nicht zuletzt ein großes Verdienst von Sportdirektor Stephan Schinko, dem es gelungen ist in vielen Gesprächen vor allem Eigengewächse zu motivieren.
Mühldorf befindet sich im Einzugsgebiet von München. Fühlen sie auch dort vor, was die Verpflichtung eines Spielers betrifft?
Bartsch: Da haben sie recht: München ist nicht weit weg und glänzt mit vielen hochklassigen Volleyballvereinen. Klar ist aber auch, dass wir zuerst mit den eigenen Leuten reden, die sich das verdient und erarbeitet haben.
Es läuft ja nicht nur bei der ersten Herrenmannschaft optimal, auch die Herren 2 und 3 wollen aufsteigen. Was bedeutet das für die Arbeit im Verein?
Bartsch: Tatsächlich sind wir unserem Plan zwei Jahre voraus. Denn nicht nur, dass die erste Mannschaft nächstes Jahr in der zweithöchsten deutschen Spielklasse aufschlagen wird. Auch die zweite Mannschaft hat am letzten Wochenende den Aufstieg, in die Regionalliga, die vierthöchste deutsche Spielklasse, realisiert. Und dann haben wir auch noch die Youngsters der Jahrgänge 2006 bis 2008 in der dritten Mannschaft, die den Aufstieg in die Bezirksliga vor Augen haben. Irre! Sportlich gesehen ein Wahnsinn und eine Super-Struktur, weil es durch die Leistungsdichte natürlich einfacher ist, junge Spieler an die erste Mannschaft heranzuführen und Talenten eine echte Perspektive zu bieten.
Der TSV Mühldorf bewegt sich damit im semiprofessionellen Bereich. Wie will die Abteilung diesem Anspruch gerecht werden? Geht das alleine auf ehrenamtlicher Basis überhaupt noch?
Bartsch: In der Tat haben wir ein Leistungszentrum geschaffen und auch bewiesen, dass wir auch längerfristig oben mitspielen können. Doch eines ist auch klar: Ohne Hauptamt ist die ganze Arbeit nicht mehr zu bewältigen. Wir müssen uns professioneller aufstellen, trotzdem die Arbeit auf viele Schultern verteilen, damit das Erfolgskonzept weitergeführt werden kann. Da muss jetzt tatsächlich etwas passieren. Und natürlich benötigen wir eine gesunde finanzielle Basis. Wir sprechen hier von einem Etat im unteren sechsstelligen Bereich. Wir sind Leuchtturm in der Region, unsere Spieler taugen zum Vorbild für viele andere Kinder und Jugendliche. Schauen Sie sich mal das Leuchten in den Augen unserer Einlaufkinder bei den Spieltagen an, wenn sie mit den „Großen“ dabei sein dürfen. Das spricht mehr als tausend Worte!
Ist Mühldorf zweitligatauglich?
Bartsch: Wir haben die Qualität bei den Spielern. Absolut. Das hat man bereits mit Platz zwei bei der Deutschen Meisterschaft der U20 gesehen. Punktuell müssen wir uns verstärken und Abgänge kompensieren. Was mir allerdings etwas Bauchschmerzen bereitet, ist die Hallensituation. Die Mittelschule ist immer noch nicht für den Turniersport freigegeben. Sie ist aber die einzige Halle mit einem farblich abgesetzten Spielfeld, wie es die 2. Bundesliga einfordert. Ich hoffe, dass die Halle wie geplant rechtzeitig in den Sommerferien saniert wird, vielleicht schon früher und nicht auf den letzten Drücker. Trainieren müssen wir ja auch noch irgendwo. Denn bereits Mitte September beginnt die Saison in der 2. Liga und wir hätten keine Ausweichmöglichkeiten.
