3:0-Erfolg gegen Kriftel
Veni, vidi, Bartschi! TSV Mühldorf verabschiedet sich mit einem Sieg aus der 2. Bundesliga
Das Kapitel 2. Bundesliga für den TSV Mühldorf ist Geschichte. Immerhin haben sich die Mühldorfer mit einem Sieg aus der Saison verabschiedet.
Mühldorf – Die Brandstetter-Brüder in den Vereinigten Staaten, Felix Schinko verletzt. Das Saisonfinale der Mühldorfer Volleyballer in der 2. Bundesliga stand unter denkbar schlechten Vorzeichen. Doch die Mühldorfer machten aus der Not eine Tugend. Gegen den Tabellenachten aus Kriftel gingen die Mühldorfer leidenschaftlich und topmotiviert auf das Spielfeld, nach dem Motto: Jetzt erst recht! Und tatsächlich bejubelten die Mühldorfer am Ende einen 3:0-Erfolg. Und das, obwohl kein einziger gelernter Zuspieler mit im Aufgebot stand. Aber der TSV hat ja Fabian Bartsch.
Bartsch wird MVP
Der hat zwar seit Jahren nicht mehr zugespielt, ließ sich aber auf die Herausforderung ein, seinen Stammplatz als Angreifer gegen die Zuspielerposition einzutauschen. Von Beginn an ging der 24-Jährige hochkonzentriert zu Werke, bediente seine fünf Angreifer mit schnellen und präzisen Bällen und spielte dabei fast fehlerfrei. Die Folge waren nicht nur drei Satzgewinne für Mühldorf (26:24/25:123/ 25:21), sondern auch die Wahl zum wertvollsten Spieler der Mühldorfer. Damit heimste Bartsch eine der wertvollen goldenen Medaillen ein, die es für den Top-Spieler eines Teams nur gibt, wenn am Ende auch ein Sieg herausgesprungen war. Davon gab es in dieser Saison lediglich vier, zwei konnte Alex Brandstetter gewinnen, eine sein Bruder Thomas und eben die letzte gab es für Fabian Bartsch.
Aufschläge als Druckmittel
Mühldorf begann verunsichert, lag mit 3:5 im Rückstand, bevor ein allgemein clever aufschlagender Lauritz Jastrow mit zwei Assen die Mühldorfer wieder auf Augenhöhe brachte (5:5). Kriftel konterte mit hohen Bällen auf ihren 2,01 Meter großen Diagonalspieler Marius Büchi, die mit seinen hoch abgeschlagenen Bällen den Mühldorfer Block immer wieder vor Probleme stellte. Doch es war wieder ein Ass der an diesem Tag stark aufschlagenden Mühldorfer, in diesem Fall von Kilian Nennhuber, der die Heimmannschaft zur ersten technischen Auszeit in Führung brachte (8:7). Teilweise waren die Annahmen auf Mühldorfer Seite zu diesem Zeitpunkt noch unpräzise, wofür sich Kriftel mit entsprechenden Angriffen bedankte.
Doch Mühldorf kam immer besser ins Spiel, vor allem die jungen Spieler agierten immer schneidiger, basierend auf ein sehr variantenreiches und vor allem schnelles Zuspiel von Fabian Bartsch hauten auch die jungen Spieler auf Mühldorfer Seite die Bälle ins gegnerische Feld. Moritz Wöls kam auf der für ihn eher ungewohnten Diagonalposition immer besser zurecht und griff clever an. „Er hat sich unglaublich gut entwickelt in den vergangenen Monaten“, lobte Trainer Michi Mayer den Youngster, der auch im Aufschlag viel Druck gemacht und in der Annahme einige Bälle rausgeholt hat. Kilian Nennhuber im Aufschlag und in der Annahme, Fritz Vähning über Außen und zwischendrin immer wieder die beiden Mittelblocker, die Punkte am Netz machen. Das alles bescherte den Mühldorfern eine 19:15-Führung, die sie zwar leichtfertig vergaben, weil zwischenzeitlich der Mut im Angriff flöten gegangen war (21:22). Doch am Ende hatte dann doch Mühldorf den längeren Atem und entschied den Satz mit 26:24 für sich.
Diesen Schwung nahm Mühldorf in Abschnitt zwei. Zwei starke Aufschläge von Fabian Bartsch ließen die Mühldorfer in Führung gehen (2:0). Doch Kriftel egalisierte (4:4) und konnte sogar in Führung gehen (8:5). Dann aber brachte Wöls sein Team wieder ins Spiel, als er mit extrem harten Aufschlägen gleich drei Fehler der Krifteler in Folge provozierte (9:8). Ein ausgeglichener Spielverlauf schloss sich an mit Vorteilen auf Mühldorfer Seite (22:19). Ein starker Angriff von Wöls bescherte den Mühldorfern den Satzball. Den Rest erledigte nach einem wiederum druckvollen Aufschlag von Jastrow David Fecko mit einem starken Angriff über die Mitte (25:23).
Wöls setzt die Krone auf
Ein, zwei Punkte Führung – so ging es in Durchgang drei weiter für Mühldorf. Bei einer 5:4-Führung für Kriftel war es dann wieder Wöls, der am Aufschlag und im Angriff über Diagonal Mühldorf in Führung brachte (7:5). Der TSV schaffte es nun, diesen Vorsprung bis zur Crunchtime zu verwalten, wobei immer wieder die Jastrow und Fecko Punktegaranten waren. Mit 18:15 führte Mühldorf bereits, auch weil Libero Paul Koch mit guten Annahmen die Basis für Mühldorfs variantenreiche Angriffe schuf. Bartsch hielt mit einem Ass diesen Vorsprung aufrecht (21:18), bevor es Kriftel noch einmal spannend machte und auf 21:22 verkürzte. Dann donnerte Kriftels Diagonaler Marius Büchi den Ball ins Aus. Die Messe war damit gelesen. Denn wieder war es Jastrow, der mit seinem Aufschlag erst Sebastian Bock abschoss (24:21) und dann einen Kurzen hinterherschob, mit dem Nils Kreitling überfordert war. Seine Annahme ging direkt ins Feld der Mühldorfer. Der Dankeball kam zu Bartsch, dieser legte auf Moritz Wöls auf. Und der 17-Jährige setzte dem 3:0-Sieg die Krone auf (25:21).
Jugend gehört die Zukunft
Jubel in der ganzen Nutz-Arena und auch der verletzte Felix Schinko am Kommentatoreneck war außer sich: „Wenn wir mehrere solche Spiele in der Saison gehabt hätten, dann wäre mehr drin gewesen. Vor allem nicht der vorletzte Platz“, so Schinko. Auch für Trainer Michi Mayer war der Sieg Balsam am Ende einer verkorksten Saison. „Der Fabian Bartsch ist ein unglaublich guter Volleyballer. Den kannst du auf jeder Position spielen lassen. Das hat er heute bewiesen.“ Zwar habe ihm mit Bartsch als Zuspieler ein guter und routinierter Angreifer gefehlt. „Aber dadurch haben die die Youngsters mit Wöls, Vähning und Nennhuber Spielpraxis bekommen. Das ist wichtig für die Deutsche Meisterschaft der U20, die Mitte Mai in Mühldorf stattfindet“ so Mayer, der sich sicher ist: „Was wir da auf dem Spielfeld gesehen haben, könnte die Mannschaft des nächsten Jahres sein.“
Dann nicht mehr in der 2. Bundesliga – und auch nicht mehr mit Michi Mayer. Denn der hat bereits eingekündigt, dass er seinen Trainerposten frei macht. „Ich würde gerne weitermachen, aber ich habe die Zeit und die Energie nicht. Ich halte es auch für wichtig, dass ein neuer Trainer kommt, der neue Impulse setzt.“ Also begibt sich der TSV Mühdorf nun auf Trainersuche, wie Abteilungsleiter Stefan Bartsch bestätigt. Fest steht zudem, dass David Fecko nicht mehr so hochklassig spielen möchte. Ob es im nächsten Jahr die zweite oder dritte Liga sein wird, in der Mühldorf aufschlagen wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Mühldorf hat den Lizenzantrag gestellt, hofft, als Nachrücker in Deutschlands zweithöchster Spielklasse aufschlagen zu dürfen. Die Chancen dafür schätzt Stefan Bartsch mit „deutlich unter 50 Prozent“ ein.
enk