Motorsport ist das Leben vom Obinger Markus Reiterberger
Ziel ist der WM-Titel: Welche Stephanskirchener Firma die Karriere von „Reiti“ gerettet hat
Fast wäre seine Karriere beendet gewesen, bevor sie gestartet ist: Der Obinger Motorrad-Profi Markus Reiterberger verrät im Interview mit der OVB-Sportredaktion sein großes Ziel und welche Stephanskirchener Firma seine Karriere gerettet hat.
Stephanskirchen/Obing – Gleich doppelten Grund zum Feiern gab es für die Stephanskirchener Motorradspezialisten von Alpha Technik (30 Jahre) und Alpha Racing (15 Jahre) und mit dabei war der Obinger Motorrad-Profi Markus Reiterberger, aktuell Führender der IDM Superbike Meisterschaft. Der OVB-Sportredaktion verriet der 28-jährige Reiterberger sein großes Ziel und warum er bei Positionskämpfen auf der Strecke auch mal zurückziehen muss.
Herr Reiterberger, Sie sind hier bei der Jubiläumsveranstaltung von Alpha Racing in Stephanskirchen zu Gast. Welche Verbindung haben Sie zu Alpha Racing?
Markus Reiterberger: Ich werde praktisch schon meine ganze Karriere hindurch von Sepp Hofmann und Alpha Racing unterstützt und begleitet. Letztendlich hat Alpha Racing 2010 meine Karriere mehr oder weniger gerettet.
Warum gerettet?
Reiterberger: Ich habe 2010 den ältesten Markencup der Welt – den Yamaha-R6-Cup gewonnen. Weil der Gewinner nicht mehr bei diesem Cup starten darf und aufsteigen muss, konnten wir, also mein kleines Team und ich, uns das aus finanziellen Gründen nicht leisten. Da ist Sepp Hoffmann mit Alpha Racing eingesprungen, auch durch die Verbindung durch den viel zu früh verstorbenen Vize-Weltmeister der 250er-Klasse Ralf Waldmann. 2013 bin ich dann in die deutsche Meisterschaft transferiert worden, hab den Titel geholt und seitdem ist es steil bergauf gegangen. Höhepunkte waren der Superstock 1000-Europameistertitel 2018 und die Vizeweltmeisterschaft in der Endurance-Klasse.
Und davon haben Sie schon als kleiner Bub geträumt, oder? Wann wussten Sie, dass Sie Motorradrennen fahren wollen?
Reiterberger: Tatsächlich seit ich ein kleiner Bua bin. Motorrad fahre ich seit meinem vierten Lebensjahr und ich wollte eigentlich immer Sandbahn- oder Speedway-Fahrer werden wie mein Papa, der mein großes Vorbild war. Aber dann hab ich zum Glück den Weg zu den Straßenrennen eingeschlagen. Für mich war immer klar, dass ich Rennfahrer und Mechaniker werden will. Beides habe ich zum Glück geschafft. Als Profi fahre ich seit 2015.
Was macht für Sie die Faszination vom Motorradrennsport aus? In den Kurven gibt es ja teilweise Positionskämpfe da wird einem als Zuschauer Angst und Bange.
Reiterberger: Für mich ist das normal, ich bin damit aufgewachsen und ich glaube, dass es auf der Rennstrecke sicherer ist als im normalen Straßenverkehr. Motorsport ist einfach mein Leben und mich fasziniert auch ganz besonders die Technik, die manchmal sogar interessanter als das Fahren ist. Aber wenn ich dann auf dem Motorrad sitze bin ich in meinem Element. Das Thema Motorrad wird bei uns in der Familie einfach gelebt.
Wenn man die Positionskämpfe sieht, muss man da manchmal zurückziehen oder gibt es dann nur Attacke?
Reiterberger: Man muss schon auch manchmal zurückstecken und auf die Situation reagieren, aber es gibt natürlich auch Fahrer, die mit wenig Verstand fahren. Dann gibt es unnötige Unfälle, die man vermeiden kann. Man muss ein gutes Verhältnis zwischen Aggressivität und Zurückhaltung haben.
Was steht für Sie in den nächsten Wochen und Monaten an und was sind Ihre großen Ziele?
Reiterberger: Es geht jetzt dann weiter mit der Deutschen Meisterschaft und dann fliegen wir nach Japan für das Acht-Stunden-Rennen in Suzuka, einem Rennen der Langstrecken-WM. Dazwischen gibt es auch immer wieder Tests mit meinem Reifen- Partner Dunlop und natürlich auch Veranstaltungen von Sponsoren und Teams.
Und das große Ziel?
Reiterberger: Ich will auf alle Fälle noch ein paar Jahre fahren, denn ich bin jetzt in einem sehr guten Alter. Mein großes Ziel – und das war es schon immer – ist der Weltmeistertitel. Am Ende der Saison 2022 wäre ich gerne Langstrecken-Weltmeister und Deutscher Meister.
Sie haben es gerade gesagt sie sind in einem guten Alter, aber irgendwann wird die Karriere auch vorbei sein. Gibt es einen Plan B?
Reiterberger: Natürlich, den habe ich schon. Wenn man einmal im Motorsport erfolgreich ist, kann man auf dieser Schiene auch weiter etwas machen. Wie gesagt mir gefällt die Technik und ich bin auch ein bisschen ,Oldtimer-narrisch‘. Ich habe zu Hause eine eigene Werkstatt aufgebaut. Das ist ein schöner Nebenverdienst und macht mir riesig Spaß. Ich habe auch eine Lehre abgeschlossen – also da gibt es einige Möglichkeiten für mich.
Sie haben auch einen Fanclub. Wie kam es dazu?
Reiterberger: Den haben meine engsten Freunde gegründet und die fahren auch zu den Rennen in der näheren Umgebung. Da werden Busse organisiert und das funktioniert ganz gut. Es gibt aber auch viele Fans, die nicht im Fanclub dabei sind und darauf bin ich auch sehr stolz.
Gibt es einen speziellen „Fanmoment“ an den Sie sich gerne erinnern?
Reiterberger: Das war eine spezielle Szene nach dem IDM-Finale in Hockenheim. Ein kleines Mädchen war sehr traurig, als sie ein paar Handschuhe nicht gefangen hatte, die in die Zuschauer geworfen wurden. Sie hat geweint. Da hat sie mein Kumpel an der Hand genommen, in meine Box eingeladen und ich habe ihr ein paar Knieschützer von meiner Lederkombi abgemacht. Auf mein Motorrad durfte sie sich dann auch noch setzen. Die Kleine hat über das ganze Gesicht gestrahlt.

