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Sommer-European-Games mit Winter-Fliegern

Skispringen bei Sommer-Olympia? Ein Oberaudorfer Adler ist beim Testlauf dabei

Ohne Schnee: Für die Zuschauer sind solche Bilder ungewohnt, die Skispringer trainieren im Sommer aber längst selbstverständlich auf Matten wie hier in Einsiedeln in der Schweiz. Wegen des Klimawandels wird sogar schon an Ganzjahresweltcups gedacht. 
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Ohne Schnee: Für die Zuschauer sind solche Bilder ungewohnt, für die Skispringer nicht: Sie feiern jetzt ihre Premiere bei den European Games der Sommersportarten.

Kein Witz: Die Skispringer kämpfen bei den European Games der Sommersportarten in Polen (21. Juni bis 2. Juli) um Medaillen. Mittendrin ist der Oberaudorfer Flieger Constantin Schmid. Wird der Flugsport jetzt zum Sommerereignis?

Oberaudorf/Zakopane Beachfußball wird bei diesen European Games rund um Krakow gespielt, natürlich geht es in der Leichtathletik um Medaillen. Die Wasserspringer werden bei sommerlichen Temperaturen ins kühle Nass eintauchen. Und dann sind da beim größten Sommer-Multisportevent in diesem Jahr mit 29 Sportarten noch die Skispringer, die eine grandiose Flugshow bieten werden. Wie bitte? Die Helden des Winters mittendrin bei den Cracks des Sommersports? Zumindest der Oberaudorfer Flieger Constantin Schmid findet das völlig normal.

Constantin Schmid, Verein: WSV Oberaudorf, Geburtstag: 27.11.1999, Olympiakader.

„Skispringen bei den European Games ist eine sehr spannende Geschichte!“, sagt der 23-Jährige, der in Bad Aibling geboren ist und für den WSV Oberaudorf startet: „Zwangsläufig werden sich die Zuschauer in Zukunft an den Anblick grüner Schanzen gewöhnen müssen.“ Der Weltklasse-Flieger aus der Region spielt damit auf den Klimawandel an, der den gesamten Wintersport in immer größere Nöte bringt. Im vergangenen Winter wurde der Skisprung-Weltcup im polnischen Wisla ganz ohne Schnee gestartet. Die Topathleten der Welt landeten auf mit Wasser benetzten Kunststoffmatten, so wie es jetzt auch bei den insgesamt fünf Skisprung-Entscheidungen der European Games (je zwei Einzelwettbewerbe für Männer und Frauen plus ein Mixedspringen) auf den Schanzen in Zakopane der Fall sein wird.

Skispringen ist längst ein Ganzjahressport

Was die meisten Fans nicht wissen: Skispringen ist längst ein Ganzjahressport. Im Sommer gibt es mit dem Sommer-Grand-Prix schon viele Jahre eine Wettkampfserie, in der sich die besten Flieger der Welt genau wie beim Weltcup im Winter messen. Der Großteil der Sprünge wird ohnehin in den schneefreien Monaten auf Matten absolviert. „Skispringer werden im Sommer gemacht. Ich schätze, dass ich im Frühling, Sommer und Herbst mindestens 500 Sprünge auf Matten absolviere - auf Schnee sind es dagegen in einem Winter nur etwa 150“, berichtet Schmid. Es ist also gar nicht so verrückt, dass sich Skispringer in den nächsten Tagen inmitten der ganzen Sommersport-Asse in Polen tummeln werden.

Es könnte sogar so eine Art Testlauf dafür sein, ob Skispringen eines Tages tatsächlich ins Programm der Olympischen Sommerspiele wechselt. „Ich könnte mir das vorstellen. Wir springen im Sommer das exakt gleiche Material wie im Winter. Und wir haben durch die Keramikspur im Anlauf und die Kunststoffmatten im Aufsprung eine ganz andere Zukunftssicherheit als beispielsweise als die Alpinen. Die können bei einer Abfahrt nicht einen riesigen Grashang runterfahren“, sagt der Oberaudorfer. Genauso sieht das auch Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher: „Wenn es mit dem Klimawandel so weitergeht, kann es sein, dass es irgendwann kein Winter-Olympia mehr gibt. Bei den European Games können wir Werbung dafür machen, dass unsere Sportart auch im Sommer perfekt funktioniert.“

„Perfekte Vorbereitung für Olympia“

Polen ist dafür der perfekte Ort - schließlich gilt das Land von Skisprung-Stars wie dem je dreimaligen Olympiasieger und Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch oder Dawid Kubacki als Mekka des Flugsports. Tausende Zuschauer werden an den Schanzen stehen, wenn die Stars aus den Topnationen bei sommerlichen Temperaturen ins Tal fliegen. „Für Constantin Schmid und die anderen jungen Springer in unserem Team ist das eine perfekte Chance, bei so einem großen Event so etwas wie olympische Luft zu schnuppern. Das ist die perfekte Vorbereitung für Winter-Olympia 2026 in Mailand und Cortina“, sagt Horngacher. Für sein junges Quartett um Olympia-Team-Bronzegewinner Schmid gibt er deshalb auch das olympische Motto „Dabeisein ist alles“ aus.

Die absoluten deutschen Topflieger Siegsdorfer Markus Eisenbichler, Karl Geiger und Andreas Wellinger fehlen bei den European Games. Constantin Schmid sieht das als Chance: „So früh im Jahr so einen Super-Wettkampf zu haben, ist doch genial. Ich gehe das wie ein richtiges Großereignis an und wenn ich gut springe, ist vieles möglich.“ Daheim mitfiebern werden neben der Freundin vor allem seine Eltern und der jüngere Bruder Emanuel, der ebenfalls Skispringer ist. Für Constantin Schmid sollen die European Games der Startschuss für den Angriff auf die Top 10 der Welt im Winter sein. Und sie sind vielleicht für einen (Noch)-Wintersportler wie ihn auch eine Chance, mal andere Sommersportarten live als Zuschauer zu erleben: „Vor allem Klettern und Leichtathletik interessieren mich sehr.“

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