Exklusivinterview mit der Nummer 26 der Welt
Rosenheims Nummer 1 Basilashvili: Wer ihn „gekillt“ hat und warum 1860 trotz Vorwürfen hinter ihm steht
Nikoloz Basilashvili ist ein echter Tennis-Star. Seit dieser Saison schlägt die Nummer 26 der Welt in der Bundesliga für Rosenheim auf. Das OVB-Exklusivinterview über viele spannende Themen mit dem Mann aus Tiflis - und eine Klarstellung, wie der TC 1860 Rosenheim zum gegen die Nummer 1 erhobenen Vorwurf von Spielmanipulationen steht.
Rosenheim – Über acht Millionen Dollar Preisgeld hat Nikoloz Basilashvili in seiner Tennis-Karriere bislang eingespielt. Der 30-jährige Georgier hat auf der World Tour des Weltverbandes ATP bereits fünf Turniere – 2018 in Hamburg und Peking, 2019 in Hamburg sowie 2021 in Doha und München – gewonnen, auch auf der Challenger Tour gelangen ihm fünf Turniersiege, unter anderem 2016 in Heilbronn.
Seit 2018 steht der gebürtige Tifliser ununterbrochen unter den besten 40 der Weltrangliste mit Rang 16 als höchste Platzierung. Aktuell steht Basilashvili auf Rang 26 und ist damit auch der am zweithöchsten klassierte Spieler in der laufenden Saison der Tennis-Bundesliga. Dort agierte er zuletzt als Nummer eins des TC 1860 Rosenheim, wo er sein Einzel in Düsseldorf gegen Jaume Munar Clar im Match-Tiebreak verlor und im Heimspiel gegen Aachen seinen Kontrahenten Gianluca Mager in zwei Sätzen bezwang.
„Wir stehen hinter unseren Spielern“
Just an dem Tag, an dem Nikoloz Basilashvili sein Heimdebüt für den TC 1860 Rosenheim gegeben hatte, wurde sein Name neben dem des Russen Aslan Karatsev in einem Bericht der „ZDF Sportreportage“ über Spielmanipulation im Tennis genannt. Ein Ex-Trainer des Georgiers ist dabei ins Zwielicht geraten, seinen Schützlingen Geld für verlorene Spiele und Sätze angeboten zu haben. Der Hauptanteil der zu untersuchenden Spiele soll dabei Karatsev betreffen. Basilashvili ist bislang kein Fehlverhalten nachgewiesen worden, er ist deshalb auch weiterhin weltweit spielberechtigt. „Er hat sich bei uns als völlig unkompliziert und äußerst mannschaftsdienlich präsentiert“, schildert Rosenheims Vorstand Bundesliga, Thomas Detterbeck. Deshalb gelte auch weiter: „Wir stehen hinter unseren Spielern.“
Warum Bundesliga und warum 1860 Rosenheim?
Nikoloz Basilashvili:Ich habe eigentlich schon immer in der Bundesliga gespielt, nur zuletzt aufgrund der Pandemie nicht. In diesem Jahr hatte ich mich wieder dafür entschieden, bin dann in Kontakt mit Thomas (Rosenheims Vorstand Bundesliga, Thomas Detterbeck, d. Red.) gekommen und habe mich für Rosenheim entschieden.
Haben Sie zuvor schon von Rosenheim gehört?
Basilashvili:Um ehrlich zu sein: nicht wirklich.
Wie war Ihr erster Eindruck?
Basilashvili:Wirklich gut. Es ist ein sehr gemütlicher, familiärer Club. Ich hatte schon gehört, dass die Atmosphäre hier recht laut ist – und so war es dann auch.
Sie haben aber schon mal nicht so weit weg von hier gespielt: Beim TC Bruckmühl-Feldkirchen!
Basilashvili:Ja, das müsste jetzt fünf Jahre her sein. Und ich habe gute Erinnerungen. Damals war Bernie (Rosenheims Spielerscout Bernhard Gleissner, d. Red.) dort.
Harter Schlag dank der richtigen Technik
Schon damals waren Sie durch Ihren harten Schlag bekannt!
Basilashvili:Mein Spiel ist sehr aggressiv. Das konnte ich aber in meinem ersten Match für Rosenheim nicht so zeigen, denn Jaume Munar ist ein harter Spieler auf Sand. Ich konnte meine Punkte nicht vollenden und war dann auch oft in der Defensive.
Wie haben Sie Ihren harten Schlag bekommen – durch Kraft oder mit Technik?
Basilashvili:Ich glaube, Technik, aber es spielt natürlich beides zusammen. Ich habe viel an meiner Fitness gearbeitet und die richtige Technik entwickelt.
Deutschland müsste für Sie ein guter Platz sein: Turniersiege in Heilbronn, zweimal Hamburg und München!
Basilashvili:Ja, aber nicht nur wegen der Turniersiege. Meine Freundin ist aus Deutschland, wir sind seit zweieinhalb Jahren zusammen. Auch mein früherer Trainer Jan de Witt stammt aus Deutschland. Ich habe hier viel Zeit verbracht. Mir taugen auch die Bedingungen. Ich mag es nicht, wenn es zu kalt oder zu warm ist.
Welches Ziel haben Sie für dieses Jahr für sich ausgegeben?
Basilashvili:Ich hatte bislang kein großartiges Jahr. Ich hatte zu Beginn des Jahres eine Covid-Erkrankung und hatte danach für mehrere Monate Atemprobleme. Der Beginn in Doha war noch gut, aber auch da war ich wegen einer Erkrankung nicht bei 100 Prozent. Es wird nun aber wieder besser und ich freue mich auf die weiteren Spiele.
Spüren Sie, dass es wieder besser wird?
Basilashvili:Ja, eindeutig. Ich habe mir jetzt kein bestimmtes Ziel für dieses Jahr ausgegeben, ich will einfach mein bestes Tennis spielen und dann geht es auch in der Weltrangliste wieder nach oben. Ich will in die Top-Ten, die sind nicht so weit entfernt. Ich muss dafür aber meinen Aufschlag verbessern.
Konstanz ist der Schlüssel
Was ist der große Unterschied zwischen einem Top-Ten-Spieler und den Spielern dahinter?
Basilashvili:Konstanz. Die Top-Ten-Spieler sind in den Turnieren einfach viel konstanter. Das fehlt den Spielern auf den Plätzen rund um 30 oder 40, die spielen ein Turnier gut und in den nächsten drei Turnieren wieder nicht so gut. Auch die Top-Ten-Spieler können nicht immer gewinnen. Aber sie kommen mit ihrer Konstanz immer bis ins Halbfinale oder weiter. Und das ist der große Unterschied.
Es gibt drei Top-Spieler, die die letzten Jahre die Tennis-Welt beherrscht haben. Welcher ist Ihr Favorit unter Novak Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal?
Basilashvili:Alle. Roger war zuletzt wegen seiner Verletzungen raus, Rafa hat auch immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. In meinen Augen hat Novak nun die Chance, dieser Allzeit-Top-Spieler zu werden.
Nadal „hat mich gekillt“
Federer und Nadal gehörten zu Ihren Idolen. Wie war es, als junger Spieler gegen sie zu spielen – und zu gewinnen?
Basilashvili:Es war eine tolle Erfahrung! Gegen Federer habe ich vor Jahren erstmals bei den Australian Open gespielt und habe deutlich verloren. Nun hatte ich in Doha gegen ihn gewonnen und das war ein großer Moment für mich. Obwohl er nun älter ist spielt er in meinen Augen noch immer auf einem sehr hohen Niveau. Mit Rafa hatte ich einige Male zu tun. Auf Sand habe ich zwei Mal gegen ihn gespielt und er hat mich gekillt. Bei den US Open auf Hardcourt habe ich in vier Sätzen verloren – da hatte ich eine kleine Chance, ihn zu besiegen.
Sie hatten kürzlich noch in Wimbledon auf Gras gespielt, in der Bundesliga mussten sie dann auf Sand ran. Wie schwer fiel die Umstellung?
Basilashvili:Dieser Wechsel ist in der Tat schwierig. In Wimbledon war ich nicht ganz glücklich, bin aber immerhin bis in die dritte Runde gekommen. Die Umstellung auf Sand dauert dann ein paar Tage.
Sie sind 2008 auf die Tour gekommen. Was hat sich seitdem verändert?
Basilashvili:Sehr viel. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und gerade wegen dieser Erfahrung in den letzten Jahren auch Spiele gewonnen. Ich hatte mit 15 Jahren Talent, dann lief es aber nicht mehr so gut. Erst mit 22 Jahren habe ich dann angefangen, gut zu spielen. In den letzten sechs, sieben Jahren habe ich viel Erfahrung hinzugewonnen und freue mich, diese nun einsetzen zu können. Ich bin zwar schon 30, fühle mich aber noch nicht alt und habe noch einige Jahre vor mir.
„Tanzen hat mir viel geholfen“
Ihr Vater war Tänzer. Haben Sie sich Bewegungen von ihm abgeschaut?
Basilashvili:Oh ja, das hat mir viel geholfen. Er war im georgischen Nationalballett und es war physisch anstrengend, was er gemacht hat. Mir hat das sehr geholfen.
Sie haben einen Sohn, Lukas. Was lernen Sie ihm?
Basilashvili:Durch meine vielen Reisen habe ich kaum Möglichkeiten, Zeit mit ihm zu verbringen. Ich würde mir wünschen, dass er Tennis spielt.
Was würden Sie sagen, wenn er Profispieler werden will?
Basilashvili:Das liegt dann ganz an ihm. Tennis ist ein schwieriger Sport und Profi zu sein und damit Geld zu verdienen ist ebenfalls schwer. Aber wenn er es will, dann gerne.
Sie mögen die Luftfahrt. Werden Sie nach Ihrer Karriere vielleicht noch Pilot?
Basilashvili:Das könnte gut sein. Meine Tenniskarriere wird nicht mit 43 enden, sondern etwas früher. Und dann ist da noch ganz viel Zeit. Momentan habe ich noch keine Ideen, was danach kommt.
Ein weiteres Hobby von Ihnen ist Kochen. Welches Menü gibt es, wenn Sie Leute einladen?
Basilashvili:Ich koche alles. Das mache ich schon seit längerer Zeit. Wenn ich auf Turnieren bin, dann miete ich mir meist ein Appartement und koche dort selbst. Ich liebe italienisches und japanisches Essen. Vielleicht mache ich später ein kleines Restaurant auf.
„Die Lederhose ist in Buxtehude“
Als Sie in München gewonnen haben, gab es eine Lederhose für Sie. Wo ist die?
Basilashvili:Die ist bei meiner Freundin in Buxtehude. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die Hose seit der Siegerehrung damals nicht mehr getragen habe.
