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Der TSV Mühldorf ist Deutscher Vize-Meister der männlichen U20-Jugend im Volleyball. Der Gastgeber aus der Innstadt hatte ein souveränes Turnier gespielt, traf im Finale auf alte Bekannte, aber auch auf seinen Meister. Und doch war das Endspiel eine ganz knappe Kiste.
Mühldorf – Souverän hatten die Mühldorfer U20-Volleyballer die Vorrunde hinter sich gelassen. Ungeschlagen und ohne Satzverlust beendete die Truppe um Trainer Jogi Tille die Gruppenphase gegen Schwerin, Freiburg und Kriftel, ließ bei 150 eroberten Punkten nur 97 Zähler bei den Gegnern zu – keine andere Mannschaft dominierte die DM zu diesem Zeitpunkt mehr als die vom Inn. Trainer Jogi Tille war hochzufrieden, wusste aber natürlich: „Davon können wir uns nichts kaufen, ausschlaggebend wird sein, wie wir uns im Viertelfinale präsentieren!“
16 Mannschaften aus ganz Deutschland waren nach Mühldorf gekommen, um in der Dreifachturnhalle an der Mittelschule sowie in der Berufschulturnhalle den Deutschen Meister zu küren. Mühldorf war gut im Rennen, hatte sich nämlich als Gruppenerster direkt für die Runde der letzten Acht qualifiziert. Und Mühldorf blieb auch am Sonntag hoch konzentriert. Das Gespann von Chefcoach Jogi Tille und Stephan Schinko vertraute weiter auf die Stammformation, sprich Moritz Wöls, Fritz Vähning und Kilian Nennhuber auf den Außenpositionen. Felix Schinko sollte weiter die Bälle zuspielen. In der Mitte blockten Alexej Kursov, James Feuchtgruber und Jakob Gilles. Und als Libero hatte sich Julius Pfeifer als alternativlos herausgestellt.
Bronze war schon mal sicher
Der Gegner aus Oldenburg stand noch gar nicht richtig auf dem Feld, da hatte Mühldorf Satz für sich entschieden (25:10), tat sich dann aber in Durchgang zwei schwerer, den der TSV nur knapp mit 25:23 gewann. Das Ticket für die Runde der letzten Vier war damit gelöst, eine Medaille sicher – der dritte Platz wird nämlich nicht extra ausgespielt.
Essen war der Publikumsliebling
Der Halbfinalgegner sollte es dann in sich haben. Das Team von Humann Essen hatte sich während des Turniers zum Publikumsliebling hochgespielt, nachdem sich der Westdeutsche Meister bereits in der Gruppenphase ein sensationelles Duell beim 2:1 gegen den Berliner TSC geliefert hatte. Über die volle Distanz ging auch das Viertelfinale gegen Ludwigsburg, einem Team, das vom ehemaligen Spitzen-Beachvolleyballer und Bronzemedaillengewinner von 2000 in Sydney, Jörg Ahmann betreut wird. Drei Sätze benötigte Essen, um den Halbfinaleinzug gegen Mühldorf zu sichern (26:24/20:25/15:9).
Das gab es noch nie: Ein rein oberbayerisches Finale
In der Runde der letzten Vier gegen Mühldorf stellte dann Essens Trainer die Taktik um, setzte auf Hinterfeldangriffe, die den Mühldorfern arg zu schaffen machten. Tatsächlich dauerte es einen Satz lang, bis sich der TSV darauf eingestellt hatte, der Satz war da aber schon futsch (21:25). Und auch im zweiten Satz liefen die Mühldorfer lange einem Rückstand hinterher (1:6), weil die beiden Hauptangreifer auf Essener Seite, Kapitän und Nationalspieler Tom Borchert sowie Diagonalangreifer Luc Lüftner knallhart angriffen.
Packendes Finale: Mühldorf ist Deutscher Vize-Meister!
Doch Mühldorf zeigte Moral. Zuspieler Felix Schinko verteilte die Bälle äußerst flexibel, den Rest erledigten Vähning, Wöls und Nennhuber sowie die starke Abwehr der Mühldorfer, die den Ausgleich schafften (25:23) und sich auch im dritten Satz nicht mehr die Butter vom Brot nehmen ließen. Nachdem der TSV Grafing das andere Halbfinale gegen den VC Dresden gewonnen hatte (26:24/25:19) und bis dato keinen Satz abgegeben hatte, kam es erstmals bei einer Deutschen Meisterschaft zu einem rein oberbayerischen Finale.
Grafing dominiert ersten Satz
Die Nutz-Arena an der Mittelschule war zum Bersten gefüllt, als am Sonntagnachmittag dann das Endspiel angepfiffen wurde. Beide Teams präsentierten sich von Beginn an absolut auf Augenhöhe. Die Führungen, meist nur ein Punkt, wechselten hin und her. Erst zum Ende des Satzes, bei 20:20, setzte sich Grafing vor knapp 700 Zuschauern etwas ab. Grafings Zuspieler Tim Aust servierte clever, die Angriffe der Mühldorfer hingegen landeten knapp im Aus. Plötzlich führte Grafing mit 23:20, dominierte am Ende mit 25:21.
Mund abwischen, weitermachen, lautete nun die Devise beim TSV Mühldorf, der in Satz zwei mutig begann und sich eine schnelle 6:1-Führung erspielt hatte. Grafing konterte mit beherzten Angriffen von Außenangreifer Michio Takano und einem überragenden Diagonalspieler Ian Schein, glich zum 9:9 aus und ging sogar mit 15:11 in Führung. Doch Mühldorf kämpfte, war schließlich beim 21:21 wieder auf Augenhöhe und nutzte den vierten Satzball zum 28:26-Erfolg und damit zum Satzausgleich.
Tom Brandstetter, Kapitän der ersten Mühldorfer Herrenmannschaft, und der Deutsche Meister Johannes Tille schwelgen in Erinnerungen. 2010 haben die beiden in der Mittelschulturnhalle mit der U16 den Titel geholt.
Im dritten Satz versuchte Mühldorf alles, setzte mit harten und auch risikoreichen Aufschlägen alles auf eine Karte, um damit den Spielaufbau der Grafinger grundlegend zu stören. Man führte bereits mit 5:3. Doch zu oft landeten die Aufschläge im Netz bis Grafing die Führung übernahm 7:6 oder Grafings Tim Aust im Zuspiel schaffte es noch, den Ball spielbar zu seinen Angreifern zu bringen. Grafing erspielte sich einen 12:10-Vorsprung, doch Mühldorf blieb dran, (12:12). Moritz Wöls wehrte mit seinem Angriff noch den ersten Matchball noch ab.
Prominente Person auf der Trainerbank von Ludwigsburg: Ex-Beachvolleyballer Jörg Ahmann gilt mit Axel Hager als Pionier des professionellen deutschen Beachvolleyballs in Deutschland. Als erster deutscher Beachvolleyballer überhaupt gewannen sie bei Olympischen Spielen eine Medaille (Bronze 2000 in Sydney).
Manuel Olliges kam für Felix Schinko ins Spiel, sein Aufschlag touchierte die Netzkante, Grafing schaffte es dennoch, Takano zu bedienen, der aber nicht verwandeln konnte, weil Olliges den Ball raustauchte. Dann ein ungenaues Zuspiel von Olliges, so dass Wöls keinen Druck hinter seinen Angriff bringen konnte. Das nutzte Grafing, Aust gibt den Ball Janik Sambale, der aus dem Hinterfeld verdächtig nahe an der Drei-Meter-Linie einen gefühlvollen Pipe in die ungedeckte Feldmitte legt. Spiel, Satz und Sieg Grafing! Wenn auch denkbar knapp mit 15:13.
Zum ganz großen Coup reicht es dann doch nicht
„Heute sind wir vielleicht etwas enttäuscht. Aber morgen können wir uns sicher auch über Platz zwei freuen“, meinte Trainer Jogi Tille nach der Partie. Die Meisterschaft hätte ihm natürlich die Krone aufgesetzt an einem ganz besonderen Tag, an dem Tille 71 Jahre alt geworden ist.
Gut gelauntes Geburtstagskind, das bei der Siegerehrung vor 700 Zuschauern das wohl größte Geburtstagsständchen Mühldorfs bekommen hat: Mühldorfs Coach Jogi Tille.
Gefeiert hatte man den Erfolgscoach der Mühldorfer dennoch. Die komplette Familie war erschienen, aus Berlin war unter anderem Sohn Johannes angereist, der erst vor wenigen Tagen souverän Deutscher Meister mit den Berlin Volleys geworden ist, mit insgesamt acht MVP-Titeln während der Saison, darunter drei während der Finalspiele gegen Friedrichshafen, mittlerweile als Deutschlands bester Volleyballer gilt.
Für Mühldorf spielten: James Feuchtgruber, Jakob Gilles, Kilian Haugg, Quentin Wöls, Maxi Himsl, Alexej Kursow, Kilian Nennhuber, Manuel Olliges, Julius Pfeifer, Felix Schinko, Moritz Schreiber, Kai Schlösser, Fabian Schroeter, Fritz Vähning und Moritz Wöls.