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Chef des Skiverbands im Interview

DSV-Präsident Jörg Flechtner: „Wir sind nicht der Fußball und können uns unsere Helden kaufen“

DSV-Präsident Jörg Flechtner (rechts) im Gespräch mit Ruhpoldings OK-Chef Timo Gerhold.
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DSV-Präsident Jörg Flechtner (rechts) im Gespräch mit Ruhpoldings OK-Chef Timo Gerhold.

Jörg Flechtner war in diesem Jahr erstmals als Präsident im Deutschen Skiverband (DSV) beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding vor Ort. Im OVB-Interview spricht der Münchner über die Bedeutung des Standorts, die Zukunft im Biathlon und Olympia.

Ruhpolding – Es war der erste Besuch als „Chef“ in Ruhpolding. Seit Oktober ist Jörg Flechtner der neue Präsident im Deutschen Skiverband (DSV). In dieser Funktion war der gebürtige Münchner beim Weltcup in der Chiemgau Arena. Dabei sprach er über die Besonderheiten von Ruhpolding, aber auch über Olympische Spiele.

Sie waren erstmals in offizieller Präsidentenfunktion in Ruhpolding. Wie groß war die Vorfreude?

Jörg Flechtner: Es ist ja für mich jetzt kein neues Ereignis, denn ich war ja schon zehn Jahre Schatzmeister beim Deutschen Skiverband und letztendlich auch Vizepräsident. Das ist für mich tatsächlich schon das zehnte Mal jetzt in Ruhpolding. Es sind tolle Eindrücke. Zuvor waren wir in Oberhof, auch da waren die Eindrücke toll. Ich habe es ja auch bei der Eröffnungsfeier gesagt: Die zwei Klassiker, die wir haben, Oberhof und Ruhpolding, haben ihren Charme. Natürlich beides ein bisschen anders, aber ich bin begeistert. Auch die Zuschauerresonanz war echt klasse.

Massenstart bei den Frauen vor toller Kulisse in der Chiemgau Arena.

Was ist denn das Besondere für Sie an Ruhpolding?

Flechtner: Das ist genau das Volkstümliche. Ich bin ein großer Freund davon, dass nicht immer alles so steril ist, sondern dass es letztendlich auch ein bisschen Authentizität hat. Das hat Oberhof, das hat auch Ruhpolding, und ich finde, das macht genau diesen Charme aus. Berge, Schnee, Kälte – das ist genau das, für das Ruhpolding steht. Und die Begeisterung und Tradition der Zuschauer natürlich.

Jörg Flechtner: Biathlon in Ruhpolding ist „verdammt wichtig“

Was ist jetzt aufgrund Ihrer Funktion anders, wie Sie die letzten zehn Jahre in Ruhpolding verbracht haben und jetzt?

Flechtner: Ich sage immer ein bisschen spaßhaft: Früher war jeder mit mir per Du, jetzt muss mich jeder per Sie anreden (lacht). Nein, man kennt mich ja letztendlich, ich kenne viele der Beteiligten nur zu gut. Wenn man die Finanzen in so einem großen Verband macht, dann ist man natürlich auch tief in der Materie drin, also auch in Ruhpolding. Natürlich hat man mehr offizielle Termine, sei es jetzt OK-Abende, Siegerehrung oder Eröffnungsfeier. Aber ansonsten hat sich da nicht viel verändert.

Wie wichtig ist Biathlon in Ruhpolding für den Deutschen Skiverband?

Flechtner: Für uns extrem wichtig. Ich meine, wir leben am Ende alle von den Heldinnen und Helden und von so großen Ereignissen. Und am Ende ist der Deutsche Skiverband auch nichts anderes als ein großes Wirtschaftsunternehmen. Wir leben letztendlich auch davon, genauso wie Ruhpolding und der Tourismus und alle Hoteliers und Gaststätten davon leben. Wenn wir diese Sichtbarkeit, die ja letztendlich so ein Wettkampf dann auch im Fernsehen ausstrahlt, nicht mehr hätten, dann hätten wir ein Riesenproblem. Und wir brauchen die Erfolge, wir brauchen aber auch die OKs und die ganzen Helfer und Helferinnen, die das auch möglich machen. Ohne würden wir uns extrem schwertun, das aufrecht zu erhalten.

Biathlon als wichtige Säule

Die Heimwettbewerbe im Biathlon reihten sich zeitlich nach der Vierschanzentournee der Skispringer ein. Welchen Stellenwert nimmt Biathlon in diesem Zusammenhang im DSV?

Flechtner: Biathlon ist für uns eine ganz wichtige Säule. Generell sind wir ein Vollsortimenter. Das heißt, wir bieten die Breite des Sports letztendlich auch an und dazu stehen wir auch. Ich will da auch nicht werten und sagen, da ist jetzt Langlauf besser oder Alpin oder Skisprung. Biathlon hat für uns einen enorm hohen Stellenwert, das sehen wir auch an den Einschaltquoten. Wir sehen es auch an der Resonanz hier von den Zuschauern. Das ist eine unserer wichtigsten Säulen. Und da muss man natürlich auch langfristig schauen, dass wir diese zwei Weltcup-Standorte auch sichern.

Wie schwer ist das?

Flechtner: Da müssen Sie die IBU (Biathlon-Weltverband, d. Red.) fragen. Aber wir sind ja auch dort vertreten und tun da unser Möglichstes. Und ich denke, auch aus Sicht der IBU ist Deutschland der wichtigste Markt.

Es hängt ja immer von Helden ab, die diese Sportart auch erschaffen hat. Das deutsche Team ist derzeit im Umbruch. Wann entstehen wieder solche Helden?

Flechtner: Wir sind halt nicht der Fußball und können uns unsere Helden kaufen, sondern wir müssen die Helden selber ausbilden. Und ich glaube, das haben wir ganz gut gemacht. Man sieht ja, dass jetzt gerade bei den Damen die nächste Generation heranwächst, wo wir eine Vielzahl von wirklich guten und vielversprechenden Talenten haben, die jetzt langsam Fuß fassen im Weltcup. Es wird vielleicht noch ein bisschen dauern, aber ich hoffe, dass wir das auch bei den Herren schaffen. Die Zuschauer und wir alle, wir wollen ja Heldinnen und Helden sehen, wollen Erfolge sehen. Man hat es ja auch im negativen Beispiel gesehen: Wenn die Erfolge ausbleiben, dann wird es halt auch schwierig, die Leute dafür zu begeistern. Aber da ist mir überhaupt nicht bange, weil ich glaube, da schwingt jetzt auch sehr viel Sympathie mit bei den jungen Athleten.

In wenigen Tagen ist die Weltmeisterschaft in der Schweiz. Gibt es denn für Sie eine Medaillenerwartung?

Flechtner: Ich denke, das werden wir zur rechten Zeit auch auf der sportlichen Ebene mit Felix Bitterling (Sportdirektor Biathlon, d. Red.) nochmal abstimmen. Aber natürlich fahren wir nicht in die Lenzerheide, um dort nichts zu reißen. Wir wollen natürlich auch erfolgreich sein.

Olympia in Deutschland? „Das ist extrem wichtig“

Es gibt ja in der Region nicht nur die Chiemgau Arena, sondern auch die Max Aicher Arena in Inzell, die Bahn am Königssee wird wieder aufgebaut. Diese Region ist ein ganz wichtiger Bestandteil für den deutschen Sport!

Flechtner: Sicherlich. Eisschnelllauf, Inzell und Berchtesgaden, die Bobbahn, sind ja jetzt per se nicht in unserem Einflussbereich als Deutscher Skiverband. Wir sind ja über die AG Wintersportverein, die Arbeitsgemeinschaft der Wintersportverbände, verbunden, da sind ja auch der Bob- und Schlittenverband und Eisschnelllauf mit dabei. Insofern sind wir da bei all diesen Themen abgestimmt. Wir haben ja auch ein gewisses Gewicht innerhalb des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund, d. Red.). Insofern ist die Region da für uns extrem wichtig. Und mich freut es auch für die Kollegen, gerade jetzt von der Bob- und Schlittenfraktion, dass es tatsächlich gelingt, die Bobbahn wieder aufzubauen. Das ist eine tolle Infrastruktur. Ich könnte mir Königssee und Berchtesgaden ohne die Bobbahn auch gar nicht vorstellen.

Jetzt redet ja jeder über Olympische Spiele in Deutschland, die Bewerbung läuft aber für den Sommer. Sagen Sie da nicht: Hallo, wir hätten auch gute Wintersport-Voraussetzungen?

Flechtner: Ich wäre nicht Wintersport-Präsident, wenn ich nicht eine Leidenschaft für Olympia und Winterspiele in München oder in Deutschland hätte. Aber man muss halt ein bisschen schauen, wo die politische Strömung hingeht. Und man hat sich ja innerhalb des DOSB jetzt tatsächlich für Olympische Spiele im Sommer ausgesprochen. Das ist für uns auch absolut in Ordnung. Ich glaube, letztendlich zählt auch mal wieder die Strahlkraft, dass es uns gelingt, ein Großsportereignis wie Olympia nach Deutschland zu holen. Das ist extrem wichtig. Natürlich würde ich lieber Winter sehen, aber wir können auch mit Sommer gut leben. Als Verband unterstützen wir das vollends, denn letztendlich können wir alle nur davon profitieren. Denn es geht ja auch darum, junge Menschen wieder in Bewegung zu bringen, auch beim Thema Schulsport mal wieder ein bisschen vorwärtszukommen. Und davon profitiert dann der Wintersport genauso wie der Sommersport.

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