Neue Doku des FC Bayern
„Schwerste Verletzung seit Jahrzehnten“: Dramatische Details zum Skiunfall von Manuel Neuer
In einer Doku auf YouTube spricht FC Bayern-Torhüter Manuel Neuer erstmals ausführlich über seinen schweren Skiunfall im Dezember 2022. Darin verrät er, wie die dramatischen Minuten nach dem Sturz abliefen und warum es überhaupt dazu kam – mit interessanten neuen Details.
Kurz vor Manuel Neuers erstem Champions League-Spiel seit rund einem Jahr am Mittwochabend (8. November) gegen Galatasaray Istanbul, veröffentlichte der FC Bayern die 32 Minuten lange Doku „Kampf ums Comeback – Manuel Neuers Weg zurück ins Tor“. Darin erzählt der Torhüter, wie es überhaupt zu dem Unfall bei der Skitour im Spitzingsee-Gebiet im Dezember 2022 kam.
„Negative Vibes“ nach WM in Katar
Nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft in Katar wollte Neuer zuhause das frühe Ausscheiden verarbeiten, da nach dem Tunier „sehr viel auf die Mannschaft eingeprasselt“ sei. Um die „negativen Vibes im Kopf“ loszuwerden und die freie Zeit bis zum eigentlichen Urlaubsbeginn sinnvoll zu nutzen, ging der Torhüter laufen und wandern. „Die fünfte Einheit, die ich gemacht habe, war eine Skitour mit erfahrenen Leuten, die auch auf den Berg gehen, zu Hause bei uns in der Nähe vom Tegernsee“, erzählt Neuer in der Doku.
Und eigentlich sei es für ihn „ein bisschen so wie Brötchen holen“ gewesen, da er Ski fahre seitdem er sechs Jahre alt ist und in über 30 Jahren auf Skiern noch nie etwas passiert sei. Nicht so an dem verhängnisvollen Tag im Dezember. „Da war halt leider irgendwas unterm Schnee gewesen, was mich blockiert hat. Dann bin ich gestürzt und habe mich verletzt und bin dort oben hängen geblieben“, sagt Neuer. Nach Informationen der BILD-Zeitung lagen damals nur etwa elf Zentimeter Schnee an der Unfallstelle.
Erster Anruf ging an den Mannschaftsarzt der Bayern
Sofort nach dem Sturz habe ein Bergführer die Bergwacht alarmiert. „Ich habe mit meinem Handy den Jochen angerufen“, erzählt der Bayern-Goalie. Der Mannschaftsarzt des FC Bayern und der deutschen Nationalmannschaft Dr. Jochen Hahne schildert in der Doku ebenfalls die Minuten nach dem Unfall: „Wir haben rund eine Minute über das Trauma und die Schmerzen gesprochen. Dann habe ich versucht, schnell zu denken, was die beste Option für ihn wäre.“
Der Arzt erzählt weiter: „Ich habe ihm dann gesagt: Versuche nicht ins Tal zu kommen, sondern, wenn du die Möglichkeit hast, versuch den Hubschrauber aus Murnau zu holen.“ Dort sei man auf solche Verletztungen „wirklich sehr, sehr gut spezialisiert“. Zumal dem Team-Doc der Bayern anhand Neuers Schilderungen am Telefon schnell klar war, dass „etwas Größeres passiert ist“.
Schreckliche Details aus dem Krankenhaus
Was sich wenig später im Unfallkrankenhaus Murnau bestätigen sollte. „Da kam die Hiobsbotschaft, als mir der Skischuh ausgezogen wurde. Dann war auch den Ärzten im Krankenhaus klar: Oh, es ist doch mehr. Weil ich es auch bisschen heruntergespielt hatte, trotz der Schmerzen“, sagt Neuer.
Wie schlimm der Bruch des rechten Beins des Torhüters wirklich war, verrät Bayerns Teamarzt Prof. Dr. Peter Ueblacker: „Man muss sich vorstellen, dass einmal der ganze Unterschenkel gebrochen war. Das Schienbein, aber auch das Wadenbein.“ Und weiter: „Es war eine sehr schwere Verletzung – wahrscheinlich die schwerste Verletzung, die wir in den letzten Jahren oder Jahrzehnten beim FC Bayern im Zusammenhang mit dem Profi-Fußball gesehen haben.“
Schnelle Erstversorgung entscheidend für Neuers Karriere
Deshalb sei die schnelle Rettung mit dem Hubschrauber laut Ueblacker auch wichtig gewesen. „Bei so einer Verletzung spielt die Erstversorgung eine immense Rolle.“ Denn bei der Schwere gehe es zunächst darum, die normale Funktion des Beines für den Alltag wiederherzustellen. An Spitzensport sei zu diesem Zeitpunkt gar nicht zu denken gewesen.
Dennoch hat Neuer unmittelbar nach der Not-OP an seine Mannschaftkollegen gedacht. „Ich habe direkt eine WhatsApp in die Mannschaftsgruppe geschrieben und mich auch gleich entschuldigt. Ich habe dann gesagt, dass ich wahrscheinlich bis zur nächsten Saison ausfallen werde“, erzählt der langjährige Nationaltorhüter.
Mehrere Rückschläge während der Reha
Inzwischen steht Neuer wieder zwischen den Pfosten – auch wenn der Weg dorthin nicht einfach war. Beim Heilungsverlauf gibt es laut Prof. Dr. Ueblacker verschiedene Phasen. „Die erste Phase ist die Heilungsphase des Knochens und das Schienbein braucht sehr lange zum heilen, da es ein massiver Knochen ist. In der zweiten Phase musste Manu wieder lernen zu gehen“, verrät der Teamarzt der Bayern.
Und dabei sei es normal, dass es auch zu Rückschlägen kommt: „Die sind aber auch eigentlich bei einer großen und langen Verletzung einzuplanen“, sagt Neuer. Zwischenzeitlich konnte der Torhüter keinen Pass über drei oder fünf Meter ohne Schmerzen im operierten Bein spielen. Das habe sich jedesmal wie ein Messerstich angefühlt. Anfang August wurde dem Keeper daher Metall aus der Wade entfernt.
Faserriss in der linken Wade
Allerdings machte kurz danach das andere Bein aufgrund der langen Reha Probleme. „Der Körper hat angefangen, so ein bisschen zu kompensieren. Das heißt, die Last ein bisschen mehr auf das linke, gesunde Bein zu verlagern, dadurch hatte ich einen kleinen Faserriss in der Wade“, erzählt Neuer in der Doku.
Umso größer war die Freude als der Torhüter am 28. Oktober beim 8:0-Sieg gegen Darmstadt sein Comeback feiern konnte. Neuers Gefühle nach dem Spiel: „Mit am schönsten war, dass die Operateure aus Murnau und die Leute, die mit am Berg waren und mir geholfen haben, im Stadion gesessen haben.“ Und, dass er wieder mit seinen Teamkollegen seit rund 350 Tagen auf dem Platz stehen konnte.
jb