Burghardt kratzt an „Sprint-Schallmauer“
Olympia-Starterin aus Töging läuft die zweitschnellste 100-m-Zeit des Jahres in Europa
Drei Hundertstel fehlen auf die europäische Bestzeit: In 11,01 Sekunden ist die Tögingerin Olympia-Teilnehmerin Alexandra Burghardt die 100 Meter gesprintet und hat damit am Rekord gekratzt.
Bulle – Am 23. Juli beginnen die Olympischen Spiele und Alexandra Burghardt wird immer schneller. Mit 11,01 Sekunden hämmerte die Sprinterin von der LG Gendorf/Wacker Burghausen beim letzten Formtest vor dem Großereignis in Tokio in Bulle (Schweiz) eine neue fantastische Bestzeit auf die Bahn und kratzte dabei sogar an der „100-m-Schallmauer“.
Die deutsche Doppel-Meisterin über 100 und 200 Meter steigerte bei optimalen Bedingungen beim Meeting de la Gruyère ihren Rekord um 13 Hundertstel auf 11,01 Sekunden – bei einem zulässigen Rückenwind von +1,8 m/Sekunde. Schon im Vorlauf war sie mit 11,13 und ohne Windunterstützung knapp unter ihrer bei der „Deutschen“ in Braunschweig aufgestellten Bestmarke geblieben. „Oh mein Gott, was ist gerade passiert“, schrieb Burghardt nach ihrem Sieg vor der Australierin Hana Basic (11,16) und Zoe Hobbs (Neuseeland/11,41) als erste Reaktion in den sozialen Medien.
„Das war der Plan“
Eigentlich sei dieser Coup für sie gar keine so große Überraschung gewesen, sagte die Tögingerin, die in Altötting wohnt: „Das war der Plan. Ich wollte ein Rennen bei mehr als 20 Grad und leichtem Rückenwind.“ Trotz Müdigkeit nach dem anstrengenden Training der letzten Tage, die sie wieder bei ihrem Coach Patrick Saile (betreut seit einigen Monaten das Nationalteam der Schweiz) in Zürich verbracht hatte, lief die 27-Jährige munter drauflos. Sehr geholfen habe ihr auch, dass der Trainer vor Ort war. „So konnten wir das erste Rennen analysieren und Korrekturen vornehmen.“
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Burghardt ist unter den ewigen Top Ten
Schneller als Burghardt war im europäischen Vergleich heuer nur die Dreifach-Europameisterin Dina Asher-Smith (Großbritannien). Gleichzeitig ist es die beste Zeit einer deutschen Sprinterin seit drei Jahren. Bei der EM 2018 in Berlin war Gina Lückenkemper (SCC Berlin) sowohl im Halbfinale als auch im Finale mit 10,98 unter der Elf-Sekunden-Marke geblieben. Doch damit nicht genug: Burghardt reihte sich mit diesem Ergebnis in die ewige Top Ten der Sprint-Königinnen des Landes ein. Die 11,01 ist die neunte Marke, die je eine deutsche 100-m-Läuferin erzielt hat.
Die Reihung führen mit Marlies Göhr (SC Motor Jena/10,81), Marita Koch (10,83) und Silke Gladisch (beide SC Empor Rostock/10,86) drei Sportlerinnen aus der ehemaligen DDR an. Hier vorne dabei zu sein, mache sie schon stolz, so die Wahl-Altöttingerin, „schließlich sind da sehr bekannte Namen dabei“. Vor ihr liegt mit Gina Lückenkemper (10,95) und Tatjana Pinto (LC Paderborn/11,00) nur ein Duo aus Westdeutschland. Der Rest kommt aus der damaligen DDR – ausschließlich mit Zeiten aus den 80er-Jahren.
Burghardt hat überraschend Pause
Nach der Generalprobe für Olympia über 100 Meter hat Burghardt nun überraschend frei, denn der finale Probelauf mit der 4x100-Meter-Staffel wurde abgesagt. Der DLV trat am Dienstag nicht in Gateshead beim Wettbewerb der Diamond-League-Serie an – wegen der in England grassierenden Delta-Variante des Corona-Virus. Vor gut drei Wochen hatte Burghardt als Startläuferin zusammen mit Lisa Mayer, Rebekka Haase (beide Sprintteam Wetzlar) und Tatjana Pinto bei der Sparkassen-Gala in Regensburg mit 42,38 Sekunden eine Weltjahres-Bestleistung aufgestellt.
„Das sollte eigentlich reichen“
„Dann müssen wir eben in Japan vor Ort verschärft trainieren. Das sollte eigentlich reichen“, erklärt die aktuell schnellste Frau Deutschlands. Am kommenden Montag hebt sie Richtung Fernost ab – mit großen Zielen im Gepäck: Neben einer Medaille mit der Staffel möchte die Starterin der oberbayerischen LG im Einzel die Elf-Sekunden-Schallmauer durchbrechen und damit ins olympische Finale einziehen.fa