DFB-Frauen wie Männer nur noch Kreisliga
Tränen der Enttäuschung: Historisches WM-Aus, Blamage und abfälliger Wurst-Vergleich
Nach dem blamablen WM-Aus der Männer retten auch die so lange erfolgsverwöhnten Fußballerinnen die Stimmung beim DFB nicht. Nach einer weiteren schwachen Vorstellung gegen Südkorea ist das historische Aus nach der Gruppenphase für Popp & Co. besiegelt. Im Vorfeld sorgte bereits eine Bundesliga-Legende für ein Ärgernis.
Brisbane - Fassungslos blickte Alexandra Popp ins Leere und schüttelte immer wieder den Kopf. Die deutschen Fußballerinnen haben in Australien die größte Blamage ihrer Historie erlebt und sind ein gutes halbes Jahr nach den DFB-Männern in Katar ebenfalls schon in der Vorrunde einer Weltmeisterschaft ausgeschieden. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg legte am Donnerstag gegen Südkorea einen völlig fahrigen Auftritt hin und kam nur zu einem 1:1 (1:1). Damit musste die DFB-Auswahl Marokko (1:0 gegen Kolumbien) in der Gruppe H vorbeiziehen lassen und flog als Tabellendritter aus dem Turnier. Es ist das bisher schlechteste Abschneiden bei neun WM-Turnieren.
Bereits bei der 2:1-Niederlage gegen Kolumbien war das Frauenteam kaum mehr wiederzuerkennen. „Um ehrlich zu sein, ist es noch gar nicht zu begreifen“, sagte die sichtlich geschockte Popp im ZDF. „Ich kann noch gar nicht so ganz verstehen, was hier gerade abgeht.“ Auch der vierte Turniertreffer der Kapitänin war vor 38.945 Zuschauern in Brisbane zu wenig. Die 32-Jährige, die 2010 im DFB-Trikot debütierte, ließ ihre Zukunft offen.
Jule Brand: „Mir fehlen die Worte“
Auch Offensivfrau Jule Brand (20) zeigte sich tief enttäuscht, konnte die Interview-Fragen nicht wirklich beantworten: „Mir fehlen die Worte. Ich bin gerade einfach sehr enttäuscht, es hat nicht gereicht.“
Nach dem furiosen 6:0-Auftaktsieg gegen Marokko fiel den deutschen Frauen gegen die Außenseiter aus Südamerika am Sonntag und Asien am Donnerstag wenig ein und schieden am Ende zurecht aus dem Turnier aus.
Bundesliga-Legende sorgt für Eklat
Kurz bevor die DFB-Frauen um den Einzug ins Achtelfinale kämpften, äußerte sich mit Dieter Schatzschneider (65) eine Bundesliga-Legende noch abfällig über den Frauen-Fußball. Auf die Frage beim „NP-Anstoß – Der 96-Talk“, ob der Nachwuchs-Scout von Hannover 96 denn Frauenfußball-Fan sei, antwortete dieser nur trocken mit: „Nein!“
Im Anschluss versuchte er sich noch an einer Erklärung: „Ich gönne es den Damen wirklich von Herzen. Die können spielen und machen, was sie wollen – alles gut“ - Aber: „Ich weigere mich immer noch. Es ist genauso, als ob du von einer veganen Wurst redest.“ Dieser Vergleich dürfte dem gebürtigen Hannoveraner viel Kritik einbringen.
Nach dem bitteren Aus gegen Südkorea, die das Unentschieden trotz Turnier-Aus ausgiebig feierten, flossen bei den deutschen Frauen die Tränen. „Am Ende muss man sagen, hat unsere Leistung nicht ausgereicht. Es ist im Endeffekt zu wenig gewesen“, resümierte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg. Statt im Achtelfinale gegen Frankreich oder Jamaika zu spielen, muss das Team nach Hause fliegen. Vor vier Jahren in Frankreich scheiterte Deutschland im Viertelfinale an Schweden. 2003 und 2007 holten die DFB-Teams den Titel, was auch dieses Mal das Ziel war.
Was passiert mit Voss-Tecklenburg?
„Was für ein Drama! Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Kopf hoch“, schrieb Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) auf Twitter. Voss-Tecklenburg versuchte, ihr geknicktes Team in einer ersten Ansprache direkt nach dem Schlusspfiff aufzubauen. Anschließend saß die Bundestrainerin ganz alleine fassungslos auf der Trainerbank. „Dem müssen wir uns stellen, in erster Linie mit meiner Person“, sagte sie über das blamable frühe Aus. Schnelle Konsequenzen zog Voss-Tecklenburg, die im April ihren Vertrag bis 2025 verlängert hatte, jedoch nicht.
mz/dpa