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Nagelsmann-Nominierung

Aussichtsloser EM-Kampf? Das Aufbäumen der Alphatiere

Julian Nagelsmann will sich bei seinem EM-Plan nicht beirren lassen. Doch drei allzu bekannte Namen machen es ihm schwer.

Frankfurt am Main – Für seine mutige Nominierung von sechs Neulingen strich Julian Nagelsmann nach den beiden Siegen gegen Frankreich und die Niederlande viel Lob ein. Sein EM-Plan, basierend auf dem gnadenlosen Leistungsprinzip, ging auf.

Der Bundestrainer nahm keine Rücksicht auf etablierte Namen und ließ Mats Hummels, Leon Goretzka und Nico Schlotterbeck (mittlerweile von Nagelsmann für die EM nominiert, Anm. d. Red.) zu Hause. Nun steht er vor einem Dilemma: Die Aussortierten machen mit starken Leistungen auf sich aufmerksam. Muss Nagelsmann sie am 16. Mai (Infos zur EM-Nominierung) nominieren?

Nico Schlotterbeck, Leon Goretzka und Mats Hummels machen sich noch Hoffnungen auf die EM-Teilnahme.

Nagelsmanns EM-Dilemma: Kurs halten oder reagieren?

Ein Ja würde bedeuten, dass er von seinem Kurs abweichen müsste. Eigentlich wollte er nach den erfolgreichen Testspielen größtenteils an seinem Kader festhalten: „Falls alle gesund bleiben, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei – plus Verletzte.“

Routinier Hummels eilt in der Champions League von einer „Man of the Match“-Trophäe zur nächsten, sein Abwehrpartner Nico Schlotterbeck hat sich mit zunehmendem Verlauf der Rückrunde enorm stabilisiert. Beide haben großen Anteil am Finaleinzug des BVB in der Königsklasse.

Alle EM-Trikots des DFB seit 1972 in der Übersicht

Gerd Müller erzielte im klassischen Schwarz und Weiß gehalten im Finale der EM 1972 in Belgien einen Doppelpack – die BR Deutschland gewann mit 3:0 gegen die Sowjetunion. Uli Hoeneß trägt hier das Auswärtsdress, grün mit weißem Kragen, weißer Hose und grünen Stutzen.
Gerd Müller erzielte im klassischen Schwarz und Weiß im Finale der EM 1972 in Belgien einen Doppelpack – die BR Deutschland gewann mit 3:0 gegen die Sowjetunion. Uli Hoeneß trägt hier das Auswärtsdress, grün mit weißem Kragen, weißer Hose und grünen Stutzen. © Bildmontage IMAGO / Colorsport + IMAGO / Colorsport
Die EM 1976 im ehemaligen Jugoslawien hatte die DFB-Stars wieder im schlichten Schwarz-Weiß empfangen. Gegen die Tschechoslowakei verlor man im Final-Elfmeterschießen 3:5.
Die EM 1976 im ehemaligen Jugoslawien hatte die DFB-Stars wieder im schlichten Weiß-Schwarz empfangen. Gegen die Tschechoslowakei verlor man im Final-Elfmeterschießen 3:5. © imago sportfotodienst
Farblich blieben die Akzente weiterhin aus: Bei der EM 1980 in Italien sorgte aber immerhin der Kragen für Aufsehen. Sportliches Resümee: Europameister.
Farblich blieben die Akzente weiterhin aus: Bei der EM 1980 in Italien sorgte aber immerhin der Kragen für Aufsehen. Sportliches Resümee: Europameister. © Pressefoto Rudel/Herbert Rudel via www.imago-images.de
Jetzt aber: Auf dem DFB-Trikot zeichneten sich leichte Querstreifen ab, die modische Revolution hat begonnen. Tatort: EM 1984 in Frankreich.
Jetzt aber: Auf dem DFB-Trikot zeichneten sich leichte Querstreifen ab, die modische Revolution hat begonnen. Tatort: EM 1984 in Frankreich. Sportlich lief es überhaupt nicht, Aus bereits in der Gruppenphase. © Pressefoto Rudel/Herbert Rudel via www.imago-images.de
Deutschland erstrahlte bei der EM 1988 im eigenen Land erstmals in Schwarz-Rot-Gold. Aus im Halbfinale gegen die Niederlande.
Deutschland erstrahlte bei der EM 1988 im eigenen Land erstmals in Schwarz-Rot-Gold. Brachte fast den ganz großen Erfolg, Aus im Halbfinale gegen die Niederlande. © imago sportfotodienst
EM 1992 in Schweden: Schwarz-Rot-Gold auf den Schultern und ansatzweise im Kragen. Finalniederlage gegen Dänemark.
EM 1992 in Schweden: Schwarz-Rot-Gold auf den Schultern und ansatzweise im Kragen. Finalniederlage gegen Dänemark. © IMAGO/Pressefoto Rudel/Herbert Rudel
Mehmet Scholl und Co. trugen bei der EM 1996 in England wieder eher schlicht, aber mit landesfarblichem Touch am Ärmelende sowie im Kragen. Finalsieg über Tschechien durch Golden Goal.
Mehmet Scholl und Co. trugen bei der EM 1996 in England wieder eher schlicht, aber mit landesfarblichem Touch am Ärmelende sowie im Kragen. Finalsieg über Tschechien durch Golden Goal. © Laci Perenyi via www.imago-images.de
Aus bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlagen als Letzter der Gruppenphase – und auch die Trikots waren eher weniger der Hingucker. Das Heimtrikot war schlicht gehalten, auswärts lief das DFB-Team wieder mal in Grün auf.
Aus bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlagen als Letzter der Gruppenphase. Das Heimtrikot war schlicht gehalten, auswärts lief das DFB-Team wieder mal in Grün auf. © Bildmontage Rolf Kosecki/Imago + IMAGO / Horstmüller
Sportlich glich auch die EM 2004 in Portugal einem Horrorszenario – Aus in der Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge. Das Auswärtsgrün wich einem Auswärtsschwarz, das Heimtrikot war dem zur vorherigen Europameisterschaft ziemlich ähnlich.
Sportlich glich auch die EM 2004 in Portugal einem Horrorszenario – Aus in der Gruppenphase zum zweiten Mal in Folge. Das Auswärtsgrün wich einem Auswärtsschwarz, das Heimtrikot war dem der vorherigen Europameisterschaft ziemlich ähnlich. © Bildmontage IMAGO / Camera 4 + IMAGO / Pixsell
Schwarz-Rot-Gold war in Österreich und der Schweiz bei der EM 2008 wieder mitten auf der Brust zu sehen – erst dick in Schwarz, dann in Rot und Gold schmal darunter. Beim Auswärtstrikot setzte der DFB auf ein ungewohnt schrilles Rot, garniert mit einem schwarzen Balken in der Mitte. Finalniederlage gegen Spanien.
Schwarz-Rot-Gold war in Österreich und der Schweiz bei der EM 2008 wieder mitten auf der Brust zu sehen – erst dick in Schwarz, dann in Rot und Gold schmal darunter. Beim Auswärtstrikot setzte der DFB auf ein ungewohnt schrilles Rot, garniert mit einem schwarzen Balken in der Mitte. Finalniederlage gegen Spanien. © Bildmontage IMAGO / Bernd König + IMAGO / Sven Simon
Polen und die Ukraine waren Gastgeber der EM 2012, bei der die DFB-Elf wieder auf eher schlichte Trikots setzte. Das Heimjersey war fast komplett in Weiß gehalten, hatte dazu leichte schwarze Streifen. Auswärts war ein knalliges Grün ziemlich auffällig. Fast wie die Leistungen: Halbfinalniederlage gegen Italien.
Polen und die Ukraine waren Gastgeber der EM 2012, bei der die DFB-Elf wieder auf eher schlichte Trikots setzte. Das Heimjersey war fast komplett in Weiß gehalten, hatte dazu leichte schwarze Streifen. Auswärts war ein knalliges Grün ziemlich auffällig. Fast wie die Leistungen: Halbfinalniederlage gegen Italien. © Bildmontage IMAGO / Sportimage + IMAGO / DeFodi
Der zwei Jahre zuvor geholte WM-Pokal zierte beim Heimtrikot die deutsche Brust, das Auswärtsleibchen wurde bei der EM 2016 in Frankreich in Grau und Grün gehalten. Grau für die Hinterhöfe und Bolzplätze, Grün für die Rasenplätze der Vereinsmannschaften. Wieder Niederlage im Halbfinale, diesmal gegen Frankreich.
Der zwei Jahre zuvor geholte WM-Pokal zierte beim Heimtrikot die deutsche Brust, das Auswärtsleibchen wurde bei der EM 2016 in Frankreich in Grau und Grün gehalten. Grau für die Hinterhöfe und Bolzplätze, Grün für die Rasenplätze der Vereinsmannschaften. Wieder Niederlage im Halbfinale, diesmal gegen Frankreich. © Bildmontage IMAGO / Fotostand + IMAGO / Fotoarena
Das Grün im Auswärtstrikot wich bei der kontinental ausgetragenen EM 2021 wieder dem schwarzen Grund. Ansonsten spielte das DFB-Team in Weiß mit länglichen schwarzen Streifen. Die Ära Jogi Löw endete, Deutschland schied im Achtelfinale gegen England aus.
Das Grün im Auswärtstrikot wich bei der kontinental ausgetragenen EM 2021 wieder dem schwarzen Grund. Ansonsten spielte das DFB-Team in Weiß mit länglichen schwarzen Streifen. Die Ära Jogi Löw endete, Deutschland schied im Achtelfinale gegen England aus. © Bildmontage IMAGO / Sven Simon + IMAGO / ULMER Pressebildagentur

Goretzka kämpft um EM-Platz – Chancen sind gering

Und auch bei den Bayern bäumte sich Leon Goretzka – auch wenn er den beiden Spielen gegen Real Madrid nicht seinen Stempel aufdrücken konnte – nach der Nichtnominierung im März auf. Sein Problem: Im zentralen Mittelfeld der DFB-Elf ist für ihn eigentlich kein Platz.

Mit Toni Kroos und Robert Andrich scheint Nagelsmann seine Wunsch-Doppel-Sechs gefunden zu haben. Zudem nährte sich auch gegen Real Madrid der Vorwurf, Goretzka könne nicht besonders gut mit Trainerentscheidungen gegen ihn umgehen.

Mit Hummels und Schlotterbeck hat er eins gemein: Er ist absolut von sich überzeugt. Und davon, dass er dem DFB-Team bei der EM helfen kann. Kürzlich betonte Goretzka nochmal, er sei bereit, „jede Rolle“ anzunehmen. Alle drei gehören aber auch aufgrund ihrer Vergangenheit als Stammspieler eher zu denjenigen, die vorangehen wollen – und sich wohl nur schwer unterordnen würden.

Zieht Julian Nagelsmann seinen EM-Plan durch? Hummels, Schlotterbeck und Goretzka hoffen

Nagelsmanns Prämisse für die EM lautet jedoch: „Es ist wichtig, dass wir nicht die talentiertesten Einzelspieler mit den größten Namen finden. Wir hoffen, dass die Mannschaft gut zusammenpasst, jeder das Verständnis seiner Rolle hat und wir so bessere Ergebnisse auf eine bessere Art und Weise erzielen.“ Der Bundestrainer betonte mehrfach, wie wichtig ihm Spieler sind, die sich mit ihrer Rolle voll und ganz abfinden.

Ist der EM-Kampf der drei Alphatiere Hummels, Schlotterbeck und Goretzka also aussichtslos? Die beiden BVB-Stars dürfen sich noch am ehesten Hoffnung auf eine Nominierung machen. Einfacher ist es für Julian Nagelsmann jedenfalls nicht geworden. (epp)

Rubriklistenbild: © Imago/Ewert/von der Laage

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