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Lewandowski & Co. haben Großes vor

Polen sind heiß auf "Adrenalin"-Kick gegen Nordiren

Robert Lewandowski (M.) und seine Polen hoffen auf einen guten Start.
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Robert Lewandowski (M.) und seine Polen hoffen auf einen guten Start.

Paris - Robert Lewandowski und seine Polen haben bei der EM Historisches vor. Endlich wollen sie ein Spiel bei der Endrunde gewinnen - und dann auch in die K.o.-Phase kommen. Die Nordiren möchten ihnen diesen Wunsch nicht erfüllen. Auch personell hat Polen Probleme.

Update vom 11. Juni 2016: Nach langer Wartezeit geht es los. Am Sonntag starten die Polen ins EM-Turnier. Wir haben für Sie zusammengefasst, wo und wie Sie das EM-Spiel Polen gegen Nordirland live im TV und Live-Stream verfolgen können.

Bericht

Auf dem Golfplatz konnte Robert Lewandowski noch einmal abschalten. Vor dem Stresstest gegen EM-Neuling Nordirland im Auftaktspiel suchte der Torjäger des FC Bayern München mit seinen Teamkollegen Grzegorz Krychowiak und Wojciech Szczesny die Ablenkung vom Fußball. Voller Gier wollen die Polen dann am Sonntag (18.00 Uhr/ARD) in Nizza endlich ihren EM-Premierensieg und damit Selbstvertrauen für das Duell mit Weltmeister Deutschland holen. „Die Form wird bei mir und der ganzen Mannschaft immer besser“, erklärte Lewandowski. „Wir freuen uns auf die Atmosphäre und das Adrenalin.“

Ausfall von Grosicki trübt Polens Stimmung

Aufregung scheint sonst im verschlafenen Stammquartier der Polen in dem Küstenstädtchen La Baule ein Fremdwort zu sein. „Jetzt haben wir noch keinen Stress, der kommt vielleicht in Nizza“, sagte Kapitän Lewandowski vor dem Kräftemessen mit den seit zwölf Spielen ungeschlagenen Nordiren. „Wir müssen die Ruhe bewahren. Das wichtigste ist, dass das Team unbeirrt seinen Weg geht.“ Das klingt ganz nach der Marschroute von Nationalcoach Adam Nawalka. „Ich vertraue meiner Mannschaft, ihren Fähigkeiten. Jeder verschreibt sich dem Weg, so weit wie möglich zu kommen“, sagte der 58-Jährige.

Es gibt allerdings Störfaktoren. Das Umfeld erwartet viel von dieser polnischen Mannschaft, die Lewandowski als das „beste polnische Team, in dem ich je gespielt habe“, bezeichnet hatte. Warum auch nicht? Mit 33 Toren war keine andere Nation in der Qualifikation offensiv erfolgreicher, sogar Deutschland wurde 2:0 besiegt.

Doch der mögliche Ausfall von Kamil Grosicki trübt die Stimmung. Der Legionär von Stade Rennes ist mit seinem Tempo auf der linken Seite wichtig für den polnischen Angriff. Eine Sprunggelenkverletzung erlaubt aber keine gezielte Vorbereitung. Seine Genesung ist ein Wettlauf gegen die Zeit. „Ich werde nur spielen, wenn ich zu 100 Prozent fit bin“, beteuerte der 28-Jährige, der sonst von dem talentierten Youngster Bartosz Kapustka ersetzt werden könnte.

Sein Hund heißt Rudi! Diese Spieler könnten bei der EM voll durchstarten

EM besondere Spieler
UNGARN - Gabor Kiraly (40, Tor, Szombathelyi Haladas) - Mitunter doppelt so alt wie seine Mitspieler. Könnte Lothar Matthäus als ältesten Spieler der EM-Geschichte ablösen. Wird wieder seine tief hängende Jogginghose schlabbern lassen, die schon manchen Beinschuss verhindert hat. "Ich trage sie immer eine Nummer zu groß", sagt er: "Ich bin kein Supermodel. Mein Job ist es, Bälle zu halten." Das kann er auch mit 40 noch. © dpa
EM besondere Spieler
ENGLAND - Jamie Vardy (29, Sturm, Leicester City) - Die Geschichte eines wundersamen, blitzschnellen Aufstiegs von der 8. Liga zu den Three Lions. Musste einst mit Fußfessel spielen, fesselt jetzt seine Fans. Als Torschützenkönig eine Hauptfigur des Märchens von Leicester City, eines Sammelbeckens für Talente und Gescheiterte, die aus dem Nichts Meister wurden. Kaum jemand außerhalb Englands hat Vardy spielen sehen. Das ändert sich jetzt. Es wird Zeit. © dpa
EM besondere Spieler
WALES - Joe Allen (26, Mittelfeld, FC Liverpool) - Andrea Pirlo fehlt. Als Passgenie, als italienische Stil-Ikone, die morgens nur einmal schnell mit den Fingern durchs Haar schüttelt und schon perfekt aussieht. Immerhin: Es gibt Joe Allen! "The Welsh Pirlo" nennen sie den Mann. "Großartiger Bart, großartiger Haarschnitt, großartiger Typ", sagt sein Kapitän Ashley Williams. Damit ist alles gesagt. Der echte Pirlo fehlt trotzdem. © AFP
EM besondere Spieler
SPANIEN - Nolito (29, Sturm, Celta Vigo) - Ein Phänomen. Manuel Agudo Durán, so der echte Name, bringt den "Rock'n'Roll zwischen die Violinen", sagt der frühere Nationalspieler Kiko Narváez. Wuchs bei seinen Großeltern auf, weil seine Mutter im Gefängnis saß. Bietet neben den "falschen Neunern" und Pass-Maschinen den Instinkt, Straßenfußball, Kampf. Ist 29 und spielt in der Provinz bei Celta Vigo. Spätstarter gegen alle Widerstände. Vier Tore in neun Länderspielen. © AFP
EM besondere Spieler
BELGIEN - Radja Nainggolan (28, Mittelfeld, AS Rom) - Blondierter Irokesen-Schnitt, Gesicht eines Kriegers, und: Tattoos, Tattoos, Tattoos. Eine riesige Rose vorne und Flügel mit Herz hinten auf dem Hals (für die verstorbene Mama), eine Schlange über den gesamten Bauch, Sinnsprüche, Verschnörkeltes, Geheimnisvolles, Namen, überall. Sieht auch mit nacktem Oberkörper aus, als trage er ein buntes T-Shirt. Spielt übrigens in Italien bei AS Rom. Und: Sein Hund heißt Rudi. © AFP
EM besondere Spieler
PORTUGAL - Renato Sanches (18, Mittelfeld, Benfica Lissabon, bald Bayern München) -Rastalocken, beeindruckend muskulöser Körper, jetzt schon ein Fels. Eines der größten Talente Europas. Bayern München zahlt für den 18-Jährigen mindestens 35 Millionen Euro. Trank auf der Meisterfeier von Benfica Lissabon eine Dose Bier vor laufenden Kameras aus, ohne abzusetzen. Feierte dann mit Hut, aber ohne Hose weiter. © AFP
EM besondere Spieler
RUSSLAND - Roman Neustädter (28, Abwehr, Schalke 04) - Heißt Roman Petrowitsch Neustädter. Geboren in Dnjepropetrowsk (heute Ukraine). Bis 2016 deutscher Staatsbürger, wurde am 30. Mai offiziell Russe, um bei der EM spielen zu können. Musste daraufhin unverhofft seinen deutschen Pass abgeben. Spricht fließend russisch. Schrieb vor kurzem bei Instagram: "Falls du ein Rassist oder homophob bist, verpiss dich von meinem Account!" Spielt jetzt dennoch für das Land Wladimir Putins. Sagt dazu: "Das ändert nichts an meiner privaten Meinung." © dpa
EM besondere Spieler
ALBANIEN - Taulant Xhaka (28, Mittelfeld, FC Basel) - Das Duell mit der Schweiz wird ohnehin ein Spiel von Albanien gegen Albanien II, doch Xhaka verleiht ihm noch eine besondere Note. Taulant, 25, geboren in Basel, spielt gegen seinen Bruder Granit, 23, geboren in Basel. Taulant spielt für Albanien, Granit Xhaka, der von Borussia Mönchengladbach zum FC Arsenal wechselt, entschied sich für die Schweiz. Er spielt am 11. Juni gegen seinen Bruder - und das Heimatland seiner Eltern. © AFP
EM besondere Spieler
NORDIRLAND - Will Grigg (24, Sturm, Wigan Athletic) - Es gibt kein Entkommen. "Der Song ist überall", sagt Grigg, wenn er von "seinem" Lied spricht. Seit Sean Kennedy, Fan von Wigan Athletic, den Hit "Freed from desire" der italienischen Sängerin Gala auf ihn umgeschrieben hat, gibt es kein Halten mehr. In den britischen Download-Charts stand "Will Grigg's on fire" sogar auf Platz sechs - vor Adele, Justin Bieber oder Coldplay. © AFP
EM besondere Spieler
UKRAINE - Andrej Jarmolenko (26, Mittelfeld, Dynamo Kiew) - Verlor Anfang Mai vollkommen die Nerven. Mit einem üblen Tritt gegen Taras Stepanenko, Schachtjor Donezk, löste er eine Massenschlägerei auf dem Platz aus. Die Atmosphäre zwischen den Klubs ist nun vergiftet - aber zusammen stellen die Rivalen nicht weniger als 11 EM-Spieler. Darunter, im Mittelfeld, selbstverständlich: Jarmolenko und Stepanenko.
EM besondere Spieler
ISLAND - Kolbeinn Sigthorsson (26, Sturm, FC Nantes) -  Siegtor durch Sigthorsson! Ein Fest für Journalisten, Twitterer, Wortspielfreunde in Deutschland. Erzielte tatsächlich schon anständige 19 Tore in 38 Länderspielen. Spielt in Frankreich beim FC Nantes, auch deshalb interessant. Von Ausgleichsson, Führungsthorsson oder Eigenthorsson ist bisher nichts bekannt.

„Selbst Schwierigkeiten werden uns nicht aufhalten, sie sind eine Prüfung für uns“, sagte Lewandowski, der mit 13 Toren in der Qualifikation bester Torschütze überhaupt war und in Arkadiusz Milik von Ajax Amsterdam einen starken Nebenmann besitzt. „Nordirland ist ein Team von Kämpfern. Wir haben Respekt vor ihnen, aber ein guter Start würde vieles einfacher machen.“

Die Nordiren wollen erbittert kämpfen. „Wir sind in Frankreich, um unsere Landsleute stolz zu machen und als Team in Erinnerung zu bleiben, das einen weiten Weg gegangen ist“, sagte Goalgetter Kyle Lafferty. Mit sieben Toren war er der beste Angreifer seines Teams in der Qualifikation, wegen einer leichten Verletzung an der Leiste konnte er jedoch nicht voll trainieren.

Vollgas verspricht Trainer Michael O'Neill. Sein Team ist lauf- und zweikampfstark, mit ihrer aggressiven Spielweise wollen die Nordiren ihren Auftaktkontrahenten empfindlich treffen. „Mit einem Spieler wie Robert Lewandowski müssen wir natürlich zurechtkommen“, räumte O'Neill ein, ein Remis oder Sieg sei aber keineswegs ausgeschlossen. Ein Pluspunkt: Die große Euphorie im und um die Nordiren. Zu verlieren haben sie nichts. Die Polen müssen sich auf einiges gefasst machen.

dpa

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