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Über Derbys und Mo Müller

„Da sind alle Dämme gebrochen“: Manuel Kofler blickt zurück auf ein Jahr bei den Kölner Haien

Job und Leidenschaft: Manuel Kofler als Co-Trainer der Kölner Haie während einer DEL-Begegnung.
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Job und Leidenschaft: Manuel Kofler als Co-Trainer der Kölner Haie während einer DEL-Begegnung.

Ganz hat es für Manuel Kofler nicht zum Meistertitel in der DEL gereicht. Trotz der Finalniederlage gegen Berlin erlebte der Kolbermoorer aber ein tolles erstes Jahr bei den Kölner Haien. Im Interview blickt er zurück – und schaut voraus.

Kolbermoor – Manuel Kofler ist mittlerweile schon wieder in Köln. Bei den Haien ist der Trainingsbetrieb wieder gestartet und es gilt, die starke vergangene Saison mit dem DEL-Finale zu bestätigen. Kofler selbst geht in seine zweite Saison als Co-Trainer in der Domstadt. Die OVB-Sportredaktion hat mit dem 45-jährigen Kolbermoor über sein erstes Jahr in Köln gesprochen – und natürlich auf die neue Spielzeit in der höchsten deutschen Eishockeyliga vorausgeblickt.

Freizeit und Heimat: Manuel Kofler beim Interviewtermin in Kolbermoor.

Eishockey: Manuel Kofler blickt auf ein Jahr bei den Kölner Haien

Vor einem Jahr stand der Wechsel nach Köln bevor, beim Gespräch damals war die Spannung groß. Wie ist denn Köln nun für Sie?
Manuel Kofler: Das ist, Stand jetzt, das Beste, was mir bisher passiert ist! Es ist genauso gekommen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich wollte zu einem großen Verein, ich wollte mit ihm erfolgreich spielen. Beim Interview letztes Jahr bin ich gefragt worden, wann es denn eine erfolgreiche Saison wird. Und ich habe darauf geantwortet: Wenn wir Ende April noch spielen – und das haben wir geschafft! Zum großen Titel hat es leider nicht ganz gelangt. Aber mit dieser Silbermedaille bin ich mehr als glücklich.
Was hat die Saison ausgemacht? Und was waren denn die Highlights für Sie?
Kofler: Es ist alles noch einmal viel größer als in Nürnberg. Wir haben einen Schnitt von über 18000 Zuschauern gehabt, in der Pressekonferenz sitzen nicht sechs, sieben Reporter, sondern 20, 25. Du hast es durchgehend mit Top-Spielern zu tun, was für den Trainer auch super ist. Und es ist halt alles von Vereinsseite aus sehr professionell organisiert. Der Spieler braucht sich wirklich nur aufs Eishockey zu konzentrieren, es gibt eigentlich keine Ausreden. Und das schönste Erlebnis war für mich zu 100 Prozent das Overtime-Tor von Justin Schütz im sechsten Halbfinale-Spiel gegen Ingolstadt. Wie der das Tor geschossen hat, da sind alle Dämme gebrochen. Da haben wir uns nur in den Armen gelegen. Das war auch noch ein Heimspiel, und dann sind die Leute komplett durchgedreht. Wir sind in die Kabine und haben sofort wieder das Arbeiten angefangen...
Das Finale gegen die Eisbären Berlin verlief relativ eindeutig!
Kofler: Berlin ist ein würdiger Meister. Die Eisbären haben das ganze Jahr auf einem sehr hohen Level gespielt und wir waren chancenlos. Das ist natürlich traurig, weil manche vielleicht nur einmal im Leben so ein Finale spielen dürfen. Nächstes Jahr probieren wir es einfach wieder.

Manuel Kofler: „Ich habe gewusst, was mich erwartet“

Sie haben gesagt, dass alles viel größer ist. Wie sind Sie damit zurechtgekommen?
Kofler: Ich habe gewusst, was mich erwartet, weil ich ja davor schon einige Male in Köln war. Es ist alles überragend organisiert, von den Auswärtsfahrten, über das Essen bis hin zum ganzen Staff. Wir haben vier Betreuer, einen Headcoach, zwei Co-Trainer, einen Torwarttrainer, zwei Athletiktrainer, einen Development-Coach. Jeder hat sein Aufgabengebiet, jeder gibt Vollgas. Und am Schluss hocken wir – also der Headcoach und wir zwei Co-Trainer – uns zusammen, gehen über alles noch einmal drüber und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden, wie wir einen Gegner schlagen können.
Sie haben jetzt erstmals die skandinavische Trainerschule hautnah miterlebt. Was ist anders?
Kofler: Ich war vorher fünf Jahre nordamerikanisch geprägt, was überragend war. Von der Herangehensweise ist der Unterschied gar nicht so groß, weil der Sport ja auch nicht mehr neu erfunden wird. Der größte Unterschied ist, dass wahnsinnig viel Wert auf Defensive gelegt wird. Und dennoch sollte dieses aggressive und offensive nicht vernachlässigt werden. Ich glaube, dass die Mischung bei uns sehr gut war. Defensiv haben wir vielleicht ein bisschen mehr gemacht, und im Taktischen waren wir noch detaillierter. Halte ich den Schläger linksrum, halte ich ihn rechtsrum, mache ich die Schaufel auf, mache ich sie zu. Wir reden da wirklich von Zentimetern! Und das wird immer wieder wiederholt und immer wieder gelehrt.

Die Mischung muss passen

Im Team waren Skandinavier, Nordamerikaner, deutsche Nationalspieler und Youngster. War der Mix entscheidend?
Kofler: Das möchte ich gar nicht an den Nationalitäten festmachen, weil es überhaupt keine Rolle spielt, aus welchem Land ein Spieler kommt. Die Mischung von den Charakteren muss einfach passen. Und die hat bei uns perfekt gepasst! Wir hatten eine sehr, sehr gute Leadership-Gruppe, deren Wort in der Kabine auch Gewicht hat. Dass ein Trainer mal laut werden muss, wenn das Training nicht bei 100 Prozent ist, sondern nur bei 95, das hat es in Köln kein einziges Mal gegeben. Das haben die Spieler selbst geregelt. Und das macht es dann auch ein bisschen leichter, wenn man mit tollen Profis zusammenarbeitet.
Dazu gehört auch Moritz Müller. Der Kapitän der Nationalmannschaft hat wieder ein Jahr drangehängt. Was macht ihn aus?
Kofler: Der Moritz ist durch und durch ein Vollprofi. Er lebt für den Sport, geht rechtzeitig ins Bett, ernährt sich gut und trainiert wie kein Zweiter. Bei jeder Übung, die man mit jungen Verteidigern macht, ist Moritz Müller mit dabei. Der steht als Erster da. Den musst du eher ein bisschen bremsen und sagen, Moritz, du darfst jetzt mal regenerieren. Er sagt dann aber auch: Ich muss das machen, sonst wäre ich nicht da, wo ich bin. Und das schätze ich sehr an ihm. Ich bin froh, dass er noch ein Jahr spielt.

Atemberaubende Atmosphäre und fehlende Derbys

Die Halle ist fast immer proppenvoll, die Haie sind Europas Könige, was die Zuschauer angeht. Wie erleben Sie das?
Kofler: Die ersten drei Heimspiele waren einfach der Wahnsinn. Ich kannte das bislang nur als Gegner, da ist das auch schon immer ein Erlebnis gewesen. Aber wenn du dann auf der richtigen Seite stehst, dann ist das einfach gigantisch. Das pusht tatsächlich. Es macht einfach nur Spaß, bei jedem Heimspiel dort arbeiten zu dürfen.
Nach Krefeld ist jetzt auch Düsseldorf weg. Wie waren die Derbys und wie sehr fehlen sie künftig?
Kofler: Wir haben alle vier Derbys gewonnen, das war schon mal sehr gut. Das kann man vergleichen mit Rosenheim gegen Landshut, wobei Düsseldorf gegen Köln wahrscheinlich noch einmal ein bisschen größer ist. Das ist eine schöne Atmosphäre, es tut uns leid, dass Düsseldorf abgestiegen ist. Wir als Kölner sagen auch, dass das schade ist.
Nun sind ein paar prägende Spieler weggegangen, der Großteil der Mannschaft ist aber noch in Köln. Ist das für die neue Saison ein Vorteil?
Kofler: Es sind wirklich absolute Leistungsträger gegangen, die sehr, sehr gut für uns gespielt haben. Aber das Gerüst der Mannschaft ist eigentlich geblieben. Ich glaube, dass wir nächstes Jahr sogar noch ein bisschen stärker werden. Wir haben wirklich sehr, sehr gute Spieler geholt. Wenn man sich anschaut, was die schon alles gewonnen haben, dann glaube ich, wir haben wieder eine sehr gute Truppe.

Arbeit mit Talenten

Sie waren ja in Nürnberg auch für die jungen Spieler zuständig. Wie ist das Arbeiten mit den Kölner Talenten?
Kofler: Wir haben jetzt so viele im Kader, über die können wir dann nach der Saison reden. Zur letzten Saison: Für mich definieren sich Spieler immer auch über die Eiszeit. Als Beispiel nehme ich Jan-Luca Sennhenn: Der hatte, glaube ich, das Jahr davor keine zehn Minuten Eiszeit pro Spiel. Und jetzt hatte er 20 Minuten. Das heißt, das war ein absoluter Top-Sechs-Spieler, der in den entscheidenden Situationen bei Unterzahl mit auf dem Eis war. Ich habe ihm wirklich viel Eiszeit gegeben, und darüber bin ich sehr froh. Der nächste war Maximilian Glötzl. Er war Förderlizenzspieler und ist auch über zehn Minuten gekommen. Ob man das jetzt nächstes Jahr auch wieder so hinkriegt, weiß ich nicht. In der Verteidigung sind wir jetzt narrisch gut aufgestellt. Und da muss man schauen, wie das jetzt funktioniert. Ich glaube, dass wir wieder einen Spieler sehen, den wir jetzt noch gar nicht so auf dem Zettel haben. Du hast immer einen jungen Spieler, der dann spielt und alle überrascht.
Was ist die neue Zielsetzung?
Kofler: Du hast Mannheim, Berlin und München, das sind die drei Großen. Wir waren letztes Jahr im Finale, und unser Credo lautet, immer ein bisschen besser zu werden. Also jeden Tag. Und nächstes Jahr werden wir auch ein bisschen besser werden. Ob dann wieder ein Finale herausspringt, ist bei der Stärke der Liga immer offen.

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